Bodensee Championship im Casino Austria Bregenz

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Vom 24. bis 27. August fand im Bregenzer Casino eine kleine Pokerturnierserie statt. Es handelte sich dabei um eines von insgesamt 3 jährlich wiederkehrenden Festivals, die dort von der Casinos Austria Gruppe veranstaltet werden. Das Casino liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Festspielbühne direkt am Bodensee. Umrahmt von den idyllischen Berghängen des nahe gelegenen Bregenzer Waldes, mit ausgedehnten Spazierwegen am Bodensee entlang, bietet dieser Veranstaltungsort ein herrlich relaxtes Ambiente, ohne auf die Vorzüge der Vorarlberger Landeshauptstadt verzichten zu müssen.

Wer sich rechtzeitig anmeldet, versucht am Besten gleich ein Zimmer aus dem Pokerkontingent im Hotel Mercure zu ergattern. Das Mercure befindet sich im gleichen Gebäudekomplex wie das Casino und die Übernachtungspreise sind für Pokergäste stark reduziert. Da man sich des etwas eigentümlichen Tagesrhythmus der Spieler durchaus bewusst ist, wird ein reichhaltiges Frühstück sogar bis 1 Uhr mittags angeboten. Kein Wunder
Also, dass ich hier seit Jahren Stammgast bin.

Normalerweise fand dieses Sommerfestival fast immer im relativ kleinen Rahmen mit 60 bis 80 Spielern statt. Nicht so dieses Jahr:

Pokerspieler im Casino BregenzDer beginnende Pokerboom im deutschsprachigen Raum und die fast schon sprichwörtliche Gastfreundschaft des Casino Bregenz führten zu einem wahren Ansturm, so dass plötzlich mehr als 150 Interessenten zum 1. Event am vergangen Mittwoch erschienen. Wer glaubte, dass jetzt das unausweichliche Chaos vorprogrammiert sei, hatte nicht mit der bemerkenswerten Kompetenz und Flexibilität der Pokermanager Edgar Stuchly und Joe Fuchshofer gerechnet. Der eigentliche Pokerraum wurde um 4 Tische erweitert, zusätzliche Dealer organisiert und schon waren fast alle Spieler untergebracht. Die wenigen Leute, welche immer noch keinen Platz fanden, wurden als Alternates gelistet und bekamen ihren Sitz, sobald ein Teilnehmer ausschied. Beeindruckend, wie das gesamte Bregenzer Team die Situation meisterte: Trotz des großen Teilnehmerfeldes waren keinerlei Einschränkungen im Service feststellbar.

Im Pokerraum stand den Gästen ein kleines kostenloses Buffet mit frischen Früchten, Knabbereien und Trinkwasserautomaten zur Verfügung. Der traditionelle Mitternachtssnack auf Kosten des Hauses wurde diesmal in das Restaurant verlegt und fand regen Anklang. In wechselnder Reihenfolge bei Chili con Carne, Hähnchencurry oder Räucherfleisch wurden während der 30 Minuten Pause die letzten Bad Beats des Turniers ausgiebig beklagt oder auch die jüngsten Erfolge gebührend gewürdigt. Wie nicht anders zu erwarten, war bei diesen Grundlagen die Stimmung unter den Gästen ausgezeichnet, Großes Kompliment auch an die wirklich professionell arbeitende Dealercrew. Die Mannschaft hier ist sehr gut ausgebildet und motiviert; somit kann man sich als Spieler voll und ganz aufs Pokern konzentrieren, ohne ständig mit einem Auge den Dealer überwachen zu müssen.

Insgesamt wurden 4 Turniere angeboten

3mal No Limit Holdem (100.-, 200.- und 300.- € buyin) und einmal Omaha Pot Limit. Bei allen Turnieren konnte man während der ersten 2 Stunden Rebuys in unlimitierter Anzahl durchführen, sobald man weniger als die ursprüngliche Anzahl von 2.000 Turnierjetons hatte; nach Beendigung der Rebuyphase war dann noch ein sog. Addon erlaubt, für den man 4.000 an Chips erhielt. Dementsprechend kamen im Verhältnis zum Buyin ganz attraktive Preisgelder zusammen: Zwischen 13.000.- und 23.000.- € erhielt man für den jeweiligen Turniersieg.

Zusätzlich gab es auch noch eine Prämie in Höhe von 2% des gesamten Preisgeldtopfes für den erfolgreichsten Spieler aller 4 Turniere.

Das 100.- € buy in No Limit Holdem am Mittwoch sah mit 154 Teilnehmern das größte Starterfeld. Nachdem mir bereits in der Rebuyphase ein gewonnener Flush zu einem Chipstand von 16,000 verhalf, konnte ich problemlos die letzten 2 Tische erreichen. Bei noch 12 verbliebenen Teilnehmern kam es dann zum unvermeidlichen Showdown, der mir eigentlich den Weg ins Finale ebnen sollte: Ein Spieler in früher Position raist auf 16.000 (Blinds 2.000/4.000). Als ich einen Blick in mein Büro werfe, lächeln mich 2 Damen freundlich an. Also gehe ich mit 62.000 Chips allin und werde sofort vom Raiser gecallt. Er zeigt mir 2 Buben. Trotz des erheblichen Vorteils habe ich schon so ein mulmiges Gefühl im Bauch: Wenn das mal gut geht! Zu allem Überfluss treffe ich die 3. Dame im Flop, es liegt aber gleichzeitig eine 9 und eine 10 da, mein Mitspieler hat einen Straßendraw. Ein König mit der Turnkarte gibt ihm sofort die Straße und da sich das Board am River par tout nicht paaren will, werde ich leider um 4 Uhr morgens anstatt an den Finaltisch ins Bett geschickt.

Pokermanager <br>Edgar Stuchly Einen Tag später beim Pot Limit Omaha Turnier die Steigerung: In meiner Spezialdisziplin ereiche ich zwar den Finaltisch, werde aber nur 7. Hier wäre möglicherweise ein 5. Platz drin gewesen, aber eigentlich spiele ich Turniere auf Sieg und nicht auf Platz. Ich bin deshalb bereit, manchmal etwas größere Risiken in der Endphase eines Turniers einzugehen. Wenn es schief geht, verschenkt man 2 bis 3 Plätze, aber wenn der Spielzug klappt, eröffnet man sich alle Perspektiven für den Turniergewinn und das ist auf längere Sicht bestimmt die bessere Strategie. Bei beiden folgenden No Limit Holdem Turnieren Nr. 3 und 4 scheide ich relativ früh in der mittleren Phase aus, wobei der Abflug in Turnier 3 aufgrund einer krassen Fehlentscheidung meinerseits nicht ganz unverdient erfolgte. Fehler darf man machen, man muss sie sich nur verzeihen können…

Ein besonderes Highlight gab es dann noch am späteren Samstagabend zu erleben:

Nachdem der Gewinner der Gesamtwertung bekannt gegeben wurde, würdigte Pokermanager Edgar Stuchly eine weitere herausragende Persönlichkeit des Turniers; den Rebuykönig! Wie kaum anders zu erwarten, wurde dies mit insgesamt 6 Rebuys in Turnier Nr. 4 ein allseits bekannter Pokerspieler aus dem Wiesbadener Umfeld, der hauptsächlich in deutschen Omaha Pot Limit Cash Games anzutreffen ist und dort durch seine doch etwas kreativen Spielzüge und eigenwilligen technischen Analysen immer wieder auffällt. In einer würdevollen Zeremonie überreichte Edgar unter tosendem Beifall des Saales besagtem Spieler eine eigens aus dem Früchtebuffet für diesen Zweck ausgewählte, besonders schöne Banane, die dieser dann doch eine Spur zu hastig entgegennahm.

Euer Michael