Wörtherseetrophy im Casino Velden/Austria

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Ein absolutes Highlight im Terminplan eines reisenden Turnierpokerspielers ist sicherlich die jährlich im Juli stattfindende Wörtherseetrophy in Velden/Austria. Obwohl ich erst am Montag den 18. Juli von der WSOP aus Las Vegas zurückkam konnte und wollte ich trotzdem nicht auf meinen Abstecher in dieses herrliche Urlaubsparadies verzichten. Also, schnell den Koffer gewechselt und gleich am Mittwoch wieder auf die Autobahn, 8 Stunden später sah ich den Wörthersee noch im letzten Tageslicht.

Das von den Casinos Austria organisierte Turnier hat schon Kultcharakter.

Die Wörtherseetrophy ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein Turnierveranstalter alles richtig machen kann. Das von den Casinos Austria organisierte Turnier hat schon Kultcharakter. Sehr hilfsbereite und freundliche Mitarbeiter, die immer ein offenes Ohr für die Bedürfnisse, Fragen und Anregungen der Pokerspieler haben, eine vernünftige Turnierstruktur, Essen und Getränke zu realistischen Preisen als Paket buchbar, sorgen für einen hohen Wohlfühlfaktor. Das hat sich mittlerweile rumgesprochen und so kommen immer mehr Pokerspieler zu dieser Veranstaltung, was wiederum zu attraktiven Preisgeldern führt.

Bevor ich auf die einzelnen Turniere eingehe, ein paar Worte zu dem Veranstaltungsort:

Wer richtig schöne Urlaubstage mit einem spannenden Pokerturnier verbinden möchte, ist hier bestens aufgehoben. Der Wörthersee hat mit 24°C ideale Badetemperaturen, 4 reizvolle Golfplätze in unmittelbarer Umgebung, ein große Auswahl an guten Restaurants und jetzt in der Hauptsaison ein attraktives Nightlife lassen auch bei nicht pokerspielenden Begleitpersonen keine Langeweile aufkommen. Selbst Petrus hatte ein Einsehen mit den Touristen; geregnet hat es nur nachts…

Jetzt aber zur Arbeit:

Neben mehreren Einzelturnieren, deren größtes ein 1.500 € buy in No Limit Holdem Turnier ist, wird traditionell ein Seven Card Stud Turnier im Grand Prix Modus ausgetragen: An 4 verscheidenen Abenden qualifizieren sich jeweils die erfolgreichsten 8 Spieler für das Finale. Jeder dieser 8 Spieler erhält 1,000 € als Sofortpreisgeld, die restlichen Buy ins werden gesammelt und im Finale der besten 32 (4 × 8 Spieler) wird um den ganzen Pot gespielt, der wiederum unter den ersten 8 verteilt wird. Aufgrund des großen Teilnehmerfeldes kamen diesmal über 150.000 € zusammen, mit einer Prämie von 50.000 € für den Gewinner des Turniers.

Da ich als Spätankömmling die ersten beiden Qualifikationen verpasst hatte, ging ich am Donnerstag doch mit einem gewissen Erfolgsdruck ins Rennen. Fortuna hatte ein Einsehen: Ich bekam schön spielbare Hände, kaum bad Beats und konnte mich aus einem Teilnehmerfeld von 93 Spielern relativ problemlos unter die besten 8 schmuggeln. Das Finale am Sonntag war also gebucht und durch das Sofortpreisgeld von 1.000 € bekam ich quasi einen „Freeroll“ auf 50.000 €- Manchmal kann Poker richtig schön sein!

Derart motiviert und aufgrund meines letzjährigen Erfolgserlebnisses hier (4. Platz) ging ich also recht optimistisch am Freitag das 1.500 € No Limit Holdem Turnier an. Auch dieses Turnier stellte mit mehr als 100 Teilnehmern einen neuen Rekord auf. Ein großzügig bemessenes Startkapital von 20.000 Punkten und 60 Minuten Levels sorgten für ausreichend Bewegungsspielraum. Nach 3 Stunden hatte ich 34,000 in Chips und fühlte mich eigentlich recht wohl. Das Raise eines Spielers vor mir auf 2.500 beantwortete ich mit einem Reraise auf 9,000, hatte ja schließlich AK Herz in der Lade. Er zögerte kurz und ging dann mit 17,600 all in. Jetzt mochte ich die Situation gar nicht mehr so gerne: AA bei ihm war nahezu auszuschließen, gegen KK ist es mit 8,600, die ich nachzuzahlen hatte, ein mehr als grenzwertiger Call und gegen alle anderen Paare ist es ein 50/50 Chance, die ich zwar in diesem Stadium ungern spiele aber aufgrund der Pothöhe unvermeidbar bezahlen muss. Also, Augen zu und durch: Autsch, es waren die Könige. Weder ein A, noch 3 Herz halfen mir weiter und somit hatte ich nur noch 15.000 an Chips.

Wie so oft nach derartigen Situationen, bekam ich zunächst nur noch schlechte Karten und konnte mich aufgrund meines niedrigen Chipstandes auch kaum bewegen.Ich ging schkließlich all in mit AK, diesmal in Karo und verlor das Spiel gegen ein paar Damen. Aber da war ja noch das Finale am Sonntag…

Finale und ein Händedruck

Recht pünktlich um 15 Uhr war es dann soweit; die 32 Finalsten machten sich daran, den Kuchen zu verteilen. Ich hatte Glück bei der Auslosung, die anderen Spieler an meinem Tisch waren eher vorsichtig bis passiv und ich konnte nach Herzenslust Antes und Forced Bets einsammeln. Als wir nur noch 16 Spieler waren, war ich 2. Chipleader und hatte meinen Platz unter den letzten 8 oder gar den letzten 3 quasi schon vor Augen.

Die Situation drehte sich dann ziemlich schnell, als im Rahmen der Zusammenlegung auf 2 verbliebene Tische 2 mir bis dahin unbekannte Spieler Platz nahmen: Die waren leider gar nicht passiv und ließen sich auch von meinen wiederholten Reraise Versuchen nicht einschüchtern. Im Gegenteil, die beiden kamen eher aus der Abteilung „Angst ist ein Fremdwort“. Also, Strategie umstellen und auf seriöse Hände warten, ich hatte ja genug Jetons. Nach einiger Zeit war es dann soweit: Das Raise des einen beantwortete ich mit eine Reraise, ich hatte einen offenen K und einen weiteren verdeckt. Im Verlauf des Spiels gesellte sich bei mir schnell ein offenes Paar 5 hinzu, während bei ihm kein offenes Paar zu entdecken war. Also, schön weiter Druck machen, aber mein Gegenüber machte keinerlei Anstalten, seine Hand wegzuwerfen. Als es dann mit der letzten Karte zum Showdown ging, war ich eigentlich ganz optimistisch: Ich hatte 2 Paar Könige und er kommentierte die Situation ziemlich deprimiert mit den Worten „Bis jetzt ein Paar Damen“. Unter enormen Zeitaufwand – Sekunden könne manchmal wie eine Ewigkeit erscheinen – quetschte er die letzte Karte auf und zeigte die 3. Dame. Jetzt war ich der Deprimierte und noch dazu „short staked“. Poker mit wenigen Chips ist ganz schön nervenaufreibend, weil die Mitspieler den Respekt verlieren. Ich hangelte mich so durch, bis wir nur noch 9 Spieler waren.

Der 8. Platz erhielt immerhin 5.000 €, während der 9. lediglich auf einen warmen Händedruck vom Turnierleiter hoffen durfte.Jetzt raiste der 2. aus der Abteilung „keine Angst“ und, oh Wunder, ich fand ein verdecktes Paar Könige mit einer offenen 8, während der Raiser lediglich eine offene 5 zeigte. Mein Reraise wurde mit einem Achselzucken sofort bezahlt. Gleich darauf kaufte er eine 5 dazu und wollte durch energisches Anspiel einen Drilling repräsentieren. Hat er denn nicht bemerkt, dass die beiden anderen 5er bereits offen waren und somit aus dem Spiel sind? Ein nochmaliges Raise von mir wurde sofort bezahlt. Ich war mir sicher, dass ich momentan seine Hand noch schlagen konnte, aber ich brauchte dringend Unterstützung in Form eines 2. Paares, oder meine Hand wäre sehr anfällig. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass es kein zurück mehr geben konnte.Die Einsätze waren mittlerweile einfach zu hoch, der Pot zu groß und meine verbliebenen Jetons zuwenig, um auf eine bessere Gelegenheit zu warten. Entweder ich würde dieses Spiel gewinnen und mit reichlich Chips die letzten 8 erreichen oder ich wäre der „Bubble boy“ Das Spiel nahm seinen unvermeidbaren Lauf, während er noch ein Paar Buben zu seinen 5ern hinzukaufte, blieb ich auf meinen Königen sitzen und wurde 9.

Der Turnierleiter wartete schon mit seinem Händedruck und die übrigen Teilnehmer beglückwünschten sich gegenseitig zum Erreichen der letzten 8. Poker kann manchmal so hart sein...

Aber herrlich war es trotzdem in Velden!!!

Euer Michael