Ein Roulette Profi am Arbeitsplatz im Casino

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Wie die erste Kugel ins Rollen kam

Wer in der Spielbank „faites vos jeux“ hört, wird die Ursprünge des Roulette Roulettes erahnen. „Roulette“ ist die Verkleinerungsform des französischens Wortes für „Rad“: „roue“. Das Rad verweist denn auch auf die historischen Wurzeln. Schon im antiken Rom vertrieben sich die Legionäre die Zeit damit, ihr Schutzschild auf einer Speerspitze kreisen zu lassen. Im Mittelalter platzierten die Bauern ein Wagenrad auf einer aufrecht stehenden Achse und drehtendrehte es. In Venedig sollen Mönche die Idee des Drehkessels ersonnen haben.

Auch das Glücksspiel im deutschsprachigen Raum hat eine lange Tradition. Sie reicht bis in das Mittelalter, als die Menschen auf Jahrmärkten bei Würfel- und Kartenspiel Entspannung und Unterhaltung suchten. Per Lizenz erteilte einst die weltliche Obrigkeit die Erlaubnis, derartige Jahrmärkte zu veranstalten. Als besonders geschäftstüchtig erwies sich schon damals Frankfurt. Die Frankfurter erhoben 1397 einen Pachtzins für das Recht, Glücksspiele auf den Messen vor Ort durchführen zu dürfen. Ein erster Nachweis für den historischen Vorläufer von Spielbanken findet sich im mittelalterlichen Mainz. Hier verpachtete der Rat das örtliche Spielhaus – und führte eine Art Spielmonopol ein. Die Kirche lehnte das Glücksspiel zwar ab. Doch soll das Verbot den Erzbischof zu Köln einst nicht gehindert haben, Einkünfte aus Spielhäusern entgegen zu nehmen. (Man beachte, daß sogar das Kegeln im 14. Jahrhundert verboten war.)

Seine heute gültige Form bekam das Roulette im 17. Jahrhundert. Die Elfenbeinkugel ersetzte die bisherige Spindel, um die Glückszahl anzuzeigen Den ideellen Überbau lieferte der Mathematiker Blaise Pascal. Sein Buch „Abhandlung über das Roulette und die Dimensionen aller Kurven“ erschien 1649. Der beschriebene drehende Zylinder sollte Pascal helfen, Wahrscheinlichkeitstheorien zu überprüfen.

Jenseits der grauen Theorie zog das Roulette in die Praxis ein. Neben adligen Spielclubs des Adels gab es in Frankreich eine Reihe erster öffentlicher Casinos. Der Legende nach war hier auch der Mathematiker Francois Blanc beteiligt, der 1841 die Spielbank in Bad Homburg eröffnete und den Wandel vom verrauchten Spielclub zur professionell geführten Spielbank einleitete. Zuvor fand das Spiel meist in Herbergen und Schänken statt. Die Gastwirte erhielten dafür eine Lizenz vom Marktgraf. Eine derartige Konzession wurde zuerst 1748 in Baden-Baden vergeben. In der Folgezeit stieg die Zahl der Spielbanken schnell rasch an. Besonders deutsche Kurorte wollten auf das mondäne e Spiel Unterhaltungs-angebot nicht verzichten. Die Blüte der Spielbanken beendete jedoch der Norddeutsche Bund per Gesetz vom 1.7.1868, um der „Demoralisierung der einzelnen Individuen“ zu begegnen. Die Spieler wichen in das Ausland oder auf illegale Spiele aus: Monte Carlo begründete in dieser Zeit seinen Ruhm und Reichtum. Das Verbot wurde in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgehoben. Nach dem Krieg entstanden neue Spielbanken, zunächst nur in Kurorten: 1948 eröffnete Max Schmeling das Haus in Bad Dürkheim, Baden-Baden folgte 1950. Heute heißt es in über 60 Städten „faites vos jeux“.

Der rechnerische Gewinn der Bank beim Roulettespiel liegt bei 2,7 Prozent. Nicht umsonst gilt Roulette als „fairstes Glücksspiel“ (Stiftung Warentest).

In der Spielbank Baden-Baden traf sich ISA-CASINOS mit Gerd Krämer, dem Profispieler am Roulettetisch, der uns einen Einblick in seine Spielweise gab und uns Rede und Antwort stand. Er spielt seit über 40 Jahren erfolgreich Roulette und ist nach wie vor auf der Gewinnerstraße. Seine wichtigsten Grundsätze beim Spiel sind:

  • Kleine überschaubare Einsätze
  • Geduld
  • Disziplin
  • Regelmäßigkeit
  • Bei Gewinn oder auch Verlust aufhören zu können.

ISA-CASINOS, Chefredakteur, Reinhold Schmitt: Gert, welche Casinos hast du schon besucht?

Gerd Krämer: So ziemlich alle in Europa, wie zum Beispiel Basel, Baden und Zürich, Casinos in Frankreich, Nizza, das Grand Casino RUHL, Monte Carlo, dann in Belgien, Holland. In Übersee war ich in Kansas City, New York – dort habe ich sogar 3 Monate gearbeitet und deutsche und europäische Kunden angeworben – und natürlich auch in Las Vegas.

ISA-CASINOS: Also kann man ruhig sagen, du hast schon auf der ganzen Welt gespielt?

Krämer: Sicher, sogar in Paraguay habe ich gespielt

ISA-CASINOS: Wie lange spielst du schon Roulette?

Krämer: Ich spiele Roulette seit ca. 40 Jahren. Begonnen habe ich damit bereits mit 18 Jahren in London. Mein Vater schickte mich dort auf eine Sprachschule und so kam ich zum ersten Mal mit dem Roulettespiel in Verbindung.

ISA-CASINOS: Spielst du ein Roulette System?

Krämer: Im Prinzip spiele ich nach keinem System, weil ich von diesen sowieso nichts halte. Ich bekomme jede Woche welche zugeschickt, die landen grundsätzlich alle im Papierkorb. Diese Anbieter und so genannten Profis wollen nur Geld verdienen. Fakt ist doch, wenn das System so super wäre, würden sie es selber spielen und nicht wie Brötchen anbieten.
Ich habe zwei bis drei gewisse Konzepte, die ich mir selbst ausgearbeitet habe und die einfach zu spielen sind. In der Regel halte ich mich an diese Spielweise. Sicherlich wird man an manchen Tagen durch irgendwelche Einflüsse, mag es privater oder geschäftlicher Natur sein, aus der Bahn geworfen und missachtet seine eigenen Regeln. Dazu sind wir nun mal Menschen und keine Roboter. Aber im Prinzip halte ich mich daran.

ISA-CASINOS: Welches Konzept benutzt du beim Roulette und wie hoch ist dein Einsatz?

Krämer: Mein Einsatz ist immer fest. Ich spiele mit 500 Euro und keinen Cent mehr. Die tausche ich in Fünfer und Zehner Jetons um.
Bevor ich aber spiele, esse ich erst ein Stück Kuchen und trinke dazu einen Kaffee. Danach rede ich mit Bekannten und Freunden und beobachte dabei die Tische. Habe ich mich akklimatisiert, gehe ich an den Tisch, der meinem Spiel zu gute kommt. Ich spiele grundsätzlich nur Passe (19-36) oder MANQUE (1-18). Wie du siehst einfache Chancen. Zusätzlich sichere ich so genannte Nebennummern ab. Als Beispiel:

Passe von 19-36 4 Stücke à zehn Euro und dann ein Care 13/17 oder 14/18. Das wichtigste dabei ist aber: ich spiele immer mit der Bank, niemals gegen sie. Dieses kann man ja an Hand der Permanenzen am Tisch verfolgen, ob er oft die hohen oder die niedrigen Zahlen wirft. Das zweite Konzept spiele ich, wenn ich bemerke, dass ein Tisch oft die kleine Serie spielt. Dann spiele ich sie mit und nur einmal Paroli. Zusätzlich sichere ich sie mit MANQUE ab. Dieses Spiel kostet mich 10 Stücke und hier spiele ich nur mit 5er Jetons.

ISA-CASINOS: Ist dein Spiel, das du gerade beschrieben hast, auf lange Sicht erfolgreich?

Krämer: Ich spiele nun seit 40 Jahren und kann sagen: ja, es ist ein erfolgreiches Spiel. Einfach und simpel, aber die Gewinnchancen sind einträglich. Die wichtigste Grundregel dabei ist, wenn man 10 Stücke gewonnen hat, MUSS man aufhören können. Natürlich kommen bei mir nicht die hohen Summen raus, dieses liegt am Einsatz, den ich tätige. Setzt einer mehr, macht er mehr. Ich bin aber mit diesen regelmäßigen Gewinnen zufrieden. Das wichtigste dabei ist mir: Ich bin am Monatsende immer im Plus und nicht im Verlust.

ISA-CASINOS: Kann man von dem Roulettespiel, wie du es spielst, leben?

Krämer: lacht – Eine gute Frage. Das liegt an jedem selber, wie hoch seine Ansprüche sind. Ich denke, wenn man ein Einkommen zwischen zwei- und dreitausend Euro machen kann, ist das viel. Manchen genügt das bei weitem nicht. Ich kann aber damit als Zusatzbrot gut leben. Große Sprünge kann man allerdings keine machen. Wie gesagt, das muss sich jeder selber einteilen. Ich habe in Laufe der Jahre gelernt: Lieber regelmäßig und sicher als auf die Verluststraße zu kommen, was bei höheren Einsätzen schnell der Fall sein kann.

ISA-CASINOS: Was würdest du Neueinsteigern, die zum ersten Mal Roulette spielen, empfehlen?

Krämer: Auf Grund meiner langjährigen Erfahrungen – und das sind mittlerweile 40 Jahre – soll er das Spielen lieber lassen. Möchte er es aber machen, weil in ihm eine Spielveranlagung steckt, dann nur, wenn er konsequent spielen kann und will. Denn sonst würde es ihn auf die Dauer ruinieren. Ich weiß, es sind harte Worte, aber ich habe vieles erlebt und gesehen in meiner Spielerzeit.

Also, mein Tipp an Neulinge:

Setze am Anfang nie mehr als 50 Euro. Lerne dich zu beherrschen und eiserne Disziplin gegenüber dir selbst, deinem Einsatz und dem Aufhören beiGewinn oder Verlust. Lerne Geduld, lerne zu beobachten, lenke dich auch ab und zu ab und gehe an die Bar, um einen Kaffee zu trinken und lerne, dass das Casino ein Aufenthaltsort ist, an dem man sich auch unterhalten kann.

ISA-CASINOS: Es werden so viele Roulettesysteme angeboten. Meine Frage: gibt es deiner Meinung nach todsichere Roulettesysteme?

Krämer:Die Frage kann ich ganz klar verneinen. Ich habe viele Spieler erlebt, die mit irgendwelchen dubiosen Systemen hier gespielt haben. Ich kenne keinen einzigen Fall, bei dem dieses System über einen längeren Zeitraum erfolgreich gewesen wäre. Sie waren alle sehr teuer und wer dabei gewonnen hat, war ausschließlich der Verkäufer.

ISA-CASINOS: Meine letzte Frage an dich, gibt es für dich ein Lieblingscasino?

Krämer: Es ist die Spielbank Baden-Baden. Ich schätze hier das Ambiente und auch die Angestellten, die hier arbeiten. Besonders auch Herrn Verschl, den technischen Leiter der Spielbank, den ich als kompetenten und warmherzigen Menschen kennen gelernt habe. Er hat immer ein offenes Ohr für seine Gäste.