Poker in Österreich (k)ein Glücksspiel?

Zumeist wird in den USA die Poker-Variante „Texas Hold’em“ gespielt: Jeder Spieler bekommt zwei verdeckte Karten, bevor dann fünf „Gemeinschaftskarten“ offen auf den Tisch gelegt werden. Jeder Spieler setzt sein Geld, wenn er will, auf das beste Blatt, das er aus den zwei eigenen und drei der fünf offenen Karten bilden kann. Wie beim traditionellen Poker kann man durch Bluffen versuchen, die Gegner zum frühzeitigen Ausstieg aus dem Spiel zu bewegen.

Der Croupier spielt nicht

Diese Pokervariante wird, neben dem klassischen „Seven-Card-Stud-Poker“ (maximal sieben Karten pro Spieler, teils offen, teils verdeckt, die fünf besten gelten), auch in den Casinos Austria gespielt. Aber nur, wenn sich eine Gruppe von mindestens drei Spielern anmeldet. Das ist, nur in den Casinos Wien und Baden, öfter der Fall. Der Poker-Tisch im Casino Linz (Hotel Schillerpark) ist seit Monaten nicht in Betrieb.

Wird im Casino gepokert, dann spielt der Croupier nicht mit, sondern fungiert nur als Bankhalter. Er gibt die Karten, sorgt für Seriosität beim Spiel und kassiert dafür mindestens fünf, maximal 25 Euro vom Gewinn jedes Spiels. Casinos Austria und die österreichischen Lotterien machen auch Pokern im Internet möglich: www.win2day.at.

Stolz sind Casinos Austria auf den Erfolg ihrer „Poker-EM“, die im Oktober zum 16. Mal in Baden stattfindet: 400 Spieler aus 30 Nationen pokern beim größten Seven-Card-Stud-Poker-Turnier der Welt um 650.000 Euro. Ein Klacks gegenüber Turnieren in den USA mit 10 und mehr Millionen Dollar.

Ausjudiziert ist in Österreich bisher nur, dass Schnapsen, Preferanzen und Tarock Geschicklichkeits- und nicht Glücksspiele sind. Beim Pokern ist dies noch unklar, eine höchstgerichtliche Entscheidung steht aus.

Finanzminister und Casinos Austria sagen: ein Glücksspiel – und damit konzessionierten Spielbanken (=Casinos Austria) vorbehalten, die dem Finanzministerium eine Spielbankenabgabe abliefern müssen: Beim Pokern 48 % des Ertrags, den Casinos erzielen. Bestätigen die Höchstrichter, dass Pokern ein Glücksspiel ist, dann bekommen die vielen privaten (nach Meinung von Casinos Austria „illegalen“) Kartencasinos in Österreich, in denen eifriger gepokert wird als in den „echten“ Casinos, ein Problem.

Ob sich die Obersten Richter in Östereich von den Argumenten des republikanischen Abgeordneten in North-Dakota, Jim Kasper, beeinflussen lassen? Er kämpft gegen das einsame Pokerverbot in diesem erzkonservativen US-Bundesstaat und sagt: „Poker ist kein Glücksspiel, sondern ein Spiel, in dem Erfahrungen und Fähigkeiten den Ausschlag geben.“

Pokern und die Polizei

Genau genommen müsste die Exekutive in Österreich einschreiten, wenn im Kaffeehaus oder Gasthaus um Geld geschnapst, tarockiert, preferanzt oder gepokert wird, und sei es auch nur um ein paar Cent. So genau nimmt das die Exekutive aber nicht. „Kein Kläger – keine Anzeige“, ist das inoffizielle Motto. Anzeigen aber gebe es ab und zu doch, sagt Josef Ramml vom Strafamt der Polizei Linz: Von Spielern, meist Ausländern, die glauben, in privaten Spiellokalen betrogen worden zu sein.“