Interview mit Udo Herbst – Mitglied der Geschäftsleitung des Grand Casino Baden

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Udo Herbst, verheiratet und Vater von einem Sohn, hatte 17 Jahre lang in den deutschen Spielbanken gewirkt, und wechselte dann in die Casino Landschaft in die Schweiz. Dort ist er Mitglied der Geschäftsleitung des Grand Casino Baden (CH).

ISA-CASINOS, Chefredakteur, Reinhold Schmitt: In Baden ist einiges anders als in anderen Casinos. Während immer mehr Casinos auf die Karte Automatenspiel setzten, hat man den Eindruck, dass sich das Grand Casino Baden stärker als andere um das so genannte „Klassische Spiel“ bemüht. Welche Philosophie verbirgt sich dahinter?

Udo Herbst: Wir wehren uns nicht gegen den Trend zum Automatenspiel, ganz im Gegenteil, wie der neu gestaltete gemischte Spielbereich im Grand Jeu 2 unterstreicht. Sie finden in unserem Hause den erfolgreichsten Automatenbereich der gesamten Schweiz. Unser Ehrgeiz, ein attraktives Produktangebot, gepaart mit exzellenter Dienstleistungsqualität anzubieten, ist nicht auf einen operativen Bereich begrenzt, sondern gilt für das gesamte Unternehmen. Unsere Philosophie einer zeitgemässen Spielbank lässt sich am besten so beschreiben: Wir setzen auf ein Gesamtkonzept aus Produktvielfalt, Servicequalität, Events und Entertainment.
Wir glauben, dass sich der Charme der „alten Dame Grand Jeu“ durchaus mit dem „jugendlichen Elan des Automatencasinos“ in Einklang bringen lässt. Bildlich ausgedrückt: Unsere „alte Dame Grand Jeu“ hält sich fit, ist neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen und achtet auf ihr gepflegtes Äusseres ohne ihr Alter zu verleugnen. Kurz: Wir betreiben das Grand Jeu genauso ernsthaft und leidenschaftlich wie das Automatencasino.

ISA-CASINOS: Die Anzahl der Spielbanken in der Schweiz. 19 Casinos in einem Land mit ca. 7 Millionen Einwohnern, scheint für viele Branchenkenner unangemessen hoch zu sein. Alleine im Umkreis von 150 km von Baden gibt es insgesamt 12 Casinos. Wenn man die grenznahen Casinos in Konstanz, Bregenz und Lindau mit ein bezieht. Wie wirkt sich diese Konkurrenzsituation aus?

Herbst: Ein so enger Markt hat sicherlich seine Besonderheiten. Aber, „Konkurrenz belebt das Geschäft“. Wir verstehen diese Konkurrenzsituation nicht als Bedrohung, sondern in erster Linie als Chance. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass Spielbanken mit einer Monopolstellung oftmals viel zu spät und zu träge auf Trends reagiert haben. Da wurde oftmals nur verwaltet, aber nicht gestaltet. Das Resultat war dann meistens ein böses Erwachen und man verbrachte viel Zeit mit dem Lecken der Wunden. Wir betrachten es als spannende Herausforderung, uns langfristig als Marktführer behaupten zu können und sind sicher, dass unser innovatives und kreatives Potential bei dem Erreichen dieses Ziels sehr unterstützend wirkt.

ISA-CASINOS: Das Grand Casino Baden setzt als eines der wenigen Casinos noch auf traditionelles und nostalgisches Spielangebot wie französisches Roulette und Baccara. Sind diese Spiele noch zeitgemäss?

Herbst: Nach unserer Auffassung: ja, und wir haben nicht das Ziel, uns innerhalb der Branche als „spieltechnische Museumswächter“ verdient zu machen. Bei den erwähnten Spielangeboten handelt es sich auch um ein Stück europäischer Spielkultur, die uns durchaus als erhaltenswert erscheint. Dass man nicht allein auf diese Karte setzen kann ist uns natürlich bewusst .Wir betrachten trotz aller betriebswirtschaftlichen Zwänge nicht jedes Angebot als Profitcenter, sondern ordnen Alles einer Gesamtkonzeption unter, von der wir glauben, dass sie den Wünschen und Bedürfnissen unsere Gäste entspricht Wir sind froh, dass wir einen Verwaltungsrat haben, der uns diese luxuriöse Betrachtungsweise erlaubt. Das Resultat unterstützt uns in unserer Auffassung: Das Grand Casino Baden ist seit Eröffnung zum dritten Mal hintereinander die erfolgreichste Spielbank der Schweiz.

ISA-CASINOS: Im der Schweiz sind Spielbanken erst seit 2002 in der jetzigen Form zugelassen. Welche Besonderheiten gibt es zum Beispiel gegenüber der Situation in Deutschland?

Herbst: Die Besonderheit der Konkurrenzsituation habe ich bereits erwähnt. Darüber hinaus ist aber auch Einiges einfacher. In Deutschland gibt es oftmals festgefahrene Strukturen, die das Umsetzen von Veränderungen überaus mühsam machen. Die gesetzlichen Vorgaben in der Schweiz unterstützen eher, als dass sie behindern. So haben sich insbesondere das Sozialkonzept, die sicherheitstechnischen Auflagen, die geforderte Qualitätszertifizierung und die Kooperation mit der staatlichen Aufsichtsbehörde ESBK in der Praxis bewährt.

ISA-CASINOS: Sie haben 17 Jahre in deutschen Spielbanken gewirkt und kennen somit die Spielbankenlandschaft bestens. Welche Vergleiche stellen sie bei der Dienstleistungsqualität an?

Herbst: Man kann diese Frage nicht pauschal beantworten und muss hier eine differenzierte Betrachtung vornehmen. Mein subjektives Empfinden ist allerdings, dass in der Schweiz die Dienstleistungsbereitschaft generell höher als in Deutschland ist. Dazu kommt, dass sich das Anforderungsprofil der spieltechnischen Mitarbeiter in den letzten 20 Jahren grundsätzlich geändert hat. Bei einer Medienkonferenz des SCV (Schweizer Casino Verband) habe ich den Wandel wie folgt beschrieben: Vor 20 Jahren war ein Croupier ein manuell elegant arbeitender Smokingträger mit einer Schiedsrichterfunktion am Roulettetisch, heute muss er ein in allen Spielen einsetzbarer „bekennender Dienstleister“ mit einem gewissen Entertainmenttalent sein. Bei unserer Personalauswahl legen wir insbesondere Wert auf diese Qualitäten.. Heute können wir uneingeschränkt sagen: Wir haben ein tolles Team zusammen und sind stolz auf unsere Mitarbeiter. Wer nicht auf die Karte Dienstleistungsqualität und Servicebereitschaft setzt, hat keine Zukunft.

ISA-CASINOS: Welche Besonderheiten gibt es bei dem Spielangebot im Grand Jeu des Grand Casino Baden?

Herbst: Wir bieten eine umfassende Produktpalette, bei der sowohl die Klassiker, wie Französisches Roulette und Baccara, als auch die populären Spiele wie American Roulette, Black Jack und Poker ihren Platz haben. Das vielfältige Angebot wird durch Spiele wie Punto Banco und Sic Bo abgerundet. Bei uns kann am Wochenende Roulette mit CHF 2,- Minimum und Black Jack mit CHF 10,- gespielt werden.
Ausserdem bieten wir Private Tables am Black Jack an und lassen wir meines Wissens die höchsten Maxima in ganz Europa zu.

Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit, mit einer Zusatzchance sowohl beim Black Jackals auch beim Punto Banco eine 300fache Auszahlung zu erhalten.
Unsere Baccarataxe ist für Gäste wesentlich attraktiver als in anderen Spielbanken: Beispielsweise beträgt die Taxe bei einer Banksumme von CHF 200.000,- in unserem Haus CHF 250,-, während Sie in anderen Casinos einen Betrag von CHF 10.000,- entrichten müssten. Immerhin ein Unterschied von CHF 9.750,-in einem einzigen Spiel.
Und nicht zuletzt unser neues Highlight: SwissRoul, eine Rouletteinnovation mit 1.000facher Auszahlung, bei der sich der Bankvorteil für Pleinspieler von 2,70% auf ca. 1,70% reduziert und bei der das Roulettespiel durch das parallel laufende SwissRoul-Race noch spannender wird.

ISA-CASINOS: In der Schweiz gibt es das Grand Jeu, erst seit kurzer Zeit. Was unternehmen sie, um das Spielangebot den Gästen näher zu bringen?

Herbst: Das ist in der Tat eine Herausforderung, die spannend ist und uns viel Spass bringt. Wir führen jeden Freitag und Samstag „Newcomer Nights“ durch. Hier erhalten alle Erstbesucher die Möglichkeit, sich bei einem offerierten Drink die Spiele Black Jack und Roulette von unseren Croupiers erklären zu lassen und treten anschliessend in einem Wettkampf gegeneinander an, bei dem attraktive Preise gewonnen werden können, ohne dass man das eigene Geld riskieren muss. Zusätzlich veranstalten wir für diese Zielgruppe vierteljährlich einen „spielerischen Fünfkampf“, bei dem auch andere Spiele wie Poker und Baccara eine Rolle spielen. Auch hier geht es wiederum um attraktive Preise. Des Weiteren laden wir einmal im Jahr alle Tagessieger der „Newcomer Nights“ zum Wettkampf „Rookie of the Year“ ein und küren den cleversten oder auch glücklichsten Erstbesucher. Ergänzt wird das Konzept durch Kooperationsevents mit unserer Gastronomie, wie der „La Notte Italiana“ und dem „Dinner for Winner“, bei denen wir uns um bereits bestehende oder entstehende „social groups“ bemühen. Wir sind mit unserem Konzept überaus erfolgreich. So besuchen über 12% unserer Erstbesucher das Grand Jeu ein zweites Mal. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Quote liegt branchenintern bei ca. 3%.
Insgesamt finden in einem Jahr im Grand Casino Baden mehr als 360 Events statt. Wir möchten, dass sich ein Casinoaufenthalt nicht allein auf das Spielen reduziert, sondern dass der Besuch unseres Hauses zu einer Freizeitalternative wird, bei der Spiel, Spannung und Entertainment gleichermassen eine Rolle spielen.

ISA-CASINOS: Wie stehen sie zum Online Casino und würden sie in diesem Bereich Aktivitäten anstreben?

Herbst: Zuerst zum zweiten Teil der Frage: Diese Frage stellt sich für uns nicht, da die gesetzlichen Grundlagen in der Schweiz keine Aktivitäten dieser Art zulassen.
Andererseits beobachten wir natürlich auch diesen wachsenden Markt, der zum Beispiel im Pokerbereich gigantisch boomt. Trotzdem unterscheidet sich gerade das Online-Poker grundsätzlich von dem Live-Pokerspiel in einem Casino: Ein unsichtbarer Gegner, keine Möglichkeit aus Körpersprache und Mimik des Konkurrenten zu lesen, keine richtige Zweikampfatmosphäre…Ich glaube, man muss seinem Gegner in die Augen schauen können. Meine Phantasie lässt es zu, sich vorzustellen, dass der ein oder andere Internet-Pokergast auch einmal das Bedürfnis hat, in einem Casino „richtig“ Poker zu spielen.

ISA-CASINOS: Wie sieht ihre Meinung zum Wettskandal in Deutschland aus?

Herbst: In erster Linie finde ich schade, wenn im Zusammenhang mit einer so schönen und wichtigen Sache wie dem Sport derartige Manipulationen vorkommen. Man muss sich in Zukunft überlegen, welche Kontrollmechanismen und Frühwarnsysteme notwendig sind, um derartige Vorkommnisse zu vermeiden.

ISA-CASINOS: Wenn sie drei Wünsche frei hätten, was fällt ihnen abgesehen vom Reichtum spontan ein?

Herbst: Gesundheit, Lebensfreude und ein intaktes soziales Umfeld.

ISA-CASINOS: Wie sieht ihr freizeitlicher Ausgleich aus?

Herbst: Wenn es irgendwie möglich ist, treffe ich mich mit Freunden, mit denen ich bei einem angenehmen Essen alle philosophischen Probleme dieser Erde zu lösen versuche. Ab und zu entspanne (oder quäle) ich mich beim Fitnesss, höre gern Musik, lese viel und ich bin ein Fan von bösartigem und ehrlichem Kabarett.

ISA-CASINOS: Herr Herbst, vielen Dank für das Gespräch.