Interview mit Jürgen Wagentrotz – Herausgeber des Casino-Magazins Roulette

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Jürgen Wagentrotz, gelernter Möbelkaufmann und Möbelhausbesitzer, hat sich ca. um 1978 mit Spielbanken befasst und den Rouletteverlag in Bad Homburg übernommen, der das Casino-Magazin ROULETTE herausgebracht hat. Darüber hinaus hat er Bücher verlegt mit Roulette-Systemen, die von anerkannten Professoren der Physik und Mathematik verfasst wurden, um Roulettespielern zu höheren Gewinnen zu verhelfen.
1997 gründete er den CASINO-CLUB. Eine Club-Idee mit Mitgliedern, Mitgliederausweisen und Mitgliederrechten. Diese Club-Idee sollte langfristig Spielbankbesucher an bestimmte Spielbanken binden und für mehr Service in Spielbanken sorgen. Jürgen Wagentrotz ist verheiratet in 4. Ehe.

ISA-CASINOS, Chefredakteur, Reinhold Schmitt: Herr Jürgen Wagentrotz, die Spielbankenszene kennt Sie noch als Verleger des deutschsprachigen Fachmagazins „Roulette“ mit Sitz in Bad Homburg und Verleger vieler Sachbücher, die den Spielbankbesuchern helfen sollen, gezielter ihre Einsätze zu tätigen, um den Spielbanken das Fürchten zu lehren. Ist das alles Geschichte oder betätigen Sie sich noch auf diesem Gebiet?

Jürgen Wagentrotz: Ich bin nach wie vor Herausgeber des unabhängigen, internationalen Casino-Magazins „ROULETTE“, das nun schon seit 30 Jahren erscheint. Lediglich die Erscheinungsform hat sich geändert. Ich gebe nur noch sporadisch ein gedrucktes „ROULETTE“ Magazin heraus. Dafür erscheint im Internet unter www.roulette.de monatlich der kostenlose „ROULETTE-NEWSLETTER“, der an ca. 180.000 Abonnenten, in 60 Ländern auf der Welt, per E-Mail versand wird.
Ich habe nie die Absicht verfolgt, den Spielbanken „das Fürchten“ zu lehren. Sinn und Zweck der „ROULETTE“ Redaktion ist es, Roulette-Forschung zu betreiben und diese auszuwerten, zu optimieren. Ein immer sehr kostspieliges, zeitaufwendiges und nicht immer erfolgreiches Vorhaben, wie jede Forschungsarbeit.
Jeder Euro der in der Spielbank verloren wird, ist weggeworfenes Geld. Daher setze ich mich in meiner Eigenschaft als Roulette-Forscher mit allem mir zur Verfügung stehenden Engagement dafür ein, dass Spielbank-Verluste nicht nur vermieden werden, sondern Casinobesuche erfolgreich enden.

Unsere „ROULETTE“- Forschungsabteilung besteht seit nunmehr 30 Jahren. In dieser Zeit haben wir uns neben einer führenden Stellung auf dem Roulette-Markt das Vertrauen zahlloser Interessenten und Abonnenten erworben, denen wir beratend in allen spezifischen Fragen zur Seite stehen. Oberstes Grundprinzip der „ROULETTE“ Redaktion ist es, unsere Leser in jedem Fall zufrieden zu stellen, was bei der vielschichtigen Materie Roulette sicherlich nicht immer leicht ist.

ISA-CASINOS: Wann kam eigentlich bei Ihnen der Entschluss, sich dem e-Gaming, also dem Spielen im Internet zuzuwenden und warum?

Wagentrotz: Nachdem sich die deutschen Spielbanken bei mir, in meiner Eigenschaft als Herausgeber des Spielbanken-Fachmagazins „ROULETTE“, über einen starken Besucherrückgang beklagten, gründete ich 1997 den CASINO-CLUB. Diese neue Mitgliedervereinigung verstand sich als Gästebindungsinstrument und bot den Casinobesuchern neben einer ganzen Reihe von Vorteilen auch freien Eintritt in den meisten Casinos und Spielbanken in Deutschland, Österreich und Holland. Schon nach wenigen Wochen hatte der CASINO-CLUB 8.500 Mitglieder geworben und wuchs von Monat zu Monat kräftig weiter.
Leider konnten die deutschen Spielbanken das starke CASINO-CLUB Mitgliederwachstum finanziell nicht mehr verkraften. Bei rund 90% staatlicher Spielbankenabgabe leben die meisten Spielbanken nur noch vom steuerfreien Eintrittsgeld ihrer Besucher. Um eine weitere Einbusse durch verlorene Eintrittsgelder der CASINO-CLUB Gäste zu verhindern, kündigten die deutschen Spielbanken die mit dem CASINO-CLUB getroffenen Vereinbarungen.
Daraufhin habe ich 4 Jahre später den Markennamen CASINO-CLUB und die Internet-Adresse www.casino-club.com an die Casinogesellschaft „Casinos International N.V.“ verkauft, die seit dem Jahr 2001 unter der gleichen Internet-Adresse von der Karibik aus ein mit grossem Erfolg geführtes Internet-Casino betreibt. Mittlerweile zählt das CASINO-CLUB Internet-Casino mit täglich ca. 6.000 Besuchern zu den drei grössten Online-Casinos der Welt.

ISA-CASINOS: Warum Antigua und nicht Österreich oder ein anderes europäisches Land?

Wagentrotz: Aus rein steuerlichen Gründen hatte der CASINO-CLUB anfangs seinen Sitz auf der Karibikinsel Antigua. Später bot der zu den Niederländischen Antillen zählende Inselstaat Curacao dem CASINO-CLUB noch bessere Konditionen, was zu einer Sitzverlegung nach Curacao führte.
Andere europäischen Länder schieden wegen der hohen Steuern und wegen dem vermeintlichen Schutz ihrer eigenen Glücksspiel-Monopolstellungen aus.

ISA-CASINOS: Sie werden als Urheber vieler Mailings zu Aufforderungen genannt, die in Deutschland zu spielen im Internet aufrufen. Ist diese Vermutung richtig?

Wagentrotz: Nein, diese Vermutung ist falsch. Richtig ist, dass ich dem CASINO-CLUB Internet-Casino gelegentlich als Berater zur Verfügung stehe. Ich mache überhaupt keinen Hehl daraus, dass ich mein Insider-Wissen aus 30 jähriger Casino – Erfahrung bisher vielen Casinobetreibern zur Verfügung gestellt habe. Warum also nicht auch einem Internet-Casino?

ISA-CASINOS: Sie wissen doch, dass schon die Beteiligung an Glücksspielen im Internet in Deutschland und für deutsche Staatsbürger strafbar ist. Sie fordern also quasi deutsche Bürger auf, durch die Teilnahme an ihrem Internet-Spiel sich strafbar zu machen.

Wagentrotz: Ich bin weder Veranstalter von Glücksspielen, noch fordere ich jemanden in Werbebriefen auf, strafbare Handlung zu begehen.

Ihre Unterstellung, dass schon die Beteiligung an Glücksspielen im Internet für deutsche Staatsbürger strafbar sei, ist falsch. Richtig ist, dass Internet-Casinospiele nicht öffentlich stattfinden und auch nicht in Deutschland veranstaltet werden. Sie fallen aus diesem Grund nicht unter das Verbot der Paragraphen 284 und 285 (StGB). Zuhause, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, in den eigenen vier Wänden, kann jeder spielen was er will, auch Internet-Glücksspiele.
Nach Rücksprache mit kompetenten Juristen beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe, habe ich unter dem Titel: „Gutacherliche Stellungnahme zum Paragraf 284 und 285 des deutschen Strafgesetzbuchs (StGB) bezüglich Glücksspiele im Internet“ eine Wortlaut-Definition veröffentlicht, die einer höchstrichterlichen Beurteilung entspricht. Solle es wegen der Auslegung der aus der Kaiserzeit stammenden Glücksspielgesetze in Deutschland je zu einem Prozess vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe kommen, müssen die deutschen Spielbanken damit rechnen, dass ihre Glücksspielmonopole durch ein klarstellendes BGH-Grundsatzurteil unwiderruflich fallen.

ISA-CASINOS: Sie wissen, dass die deutschen Spielbanken nicht gut auf Sie zu sprechen sind. Können Sie das verstehen?

Wagentrotz: Ich habe mich zu keiner Zeit von den deutschen Spielbanken verbiegen lassen. Die Unabhängigkeit des „ROULETTE“ Magazins ist mir nach wie vor heilig. Vorgetragene Wünsche, unsere eigenständig durchgeführten Casino-Tests vorher vorzulegen, also von den Spielbanken vor Drucklegung des „ROULETTE“ Magazins zensieren zu lassen, haben ich mit Hinweis auf die Pressefreiheit stets abgelehnt. Auch wenn ich dadurch Anzeigenaufträge der Spielbanken verloren habe, war es mir wichtiger Charakter zu zeigen und sich nicht zum Speichellecker der Spielbanken machen zu lassen.
Offensichtlich hat den deutschen Spielbanken auch nicht gefallen, dass ich die Spielbankbesucher zu einem sinnvollen, überlegten Spiel angeregt habe, die sie vor leichtsinnigen und vermeidbaren Spielbankverlusten schützten.
Offen gesagt, interessiert es mich herzlich wenig, was die Spielbanken von mir persönlich halten. Viel wichtiger ist es für mich, dass die „ROULETTE“ Leser mit unserer Arbeit zufrieden sind und uns weiterhin so zahlreich die Treue halten. Übrigens habe ich auch heute noch unter den deutschen Spielbankdirektoren einige echte Freunde und Befürworter, die meine Öffentlichkeitsarbeit für das Roulettespiel zu schätzen wissen. Schliesslich verfügt der „ROULETTE“ Verlag über einen Werbeetat, der wesentlich höher ist als der Etat aller deutschen Spielbanken zusammen.

ISA-CASINOS: Wie viel Internetkonzessionen gibt es eigentlich zur Zeit und wie viele in Antigua und umgebenden Inseln?

Wagentrotz: Auf der alljährlich in Las Vegas stattfindenden Casino-Messe können Sie fast an jeder Hallenecke ein Internet-Casino mit dazugehöriger Lizenz kaufen. Viele Casino-Software Entwickler versprechen den Käufern derartiger Pakete künftigen Reichtum ohne Ende. Nach Insider-Schätzungen soll es inzwischen an die 3.000 Online-Casinos geben. Auf Antigua waren vor der geänderten Steuergesetzgebung 75 Online-Casinos beheimatet. Jetzt sind es nur noch ca. 30. Auch auf den Inseln St. Kitts, Trinidad, Puerto Rico sowie der Dominikanischen Republik sind legale Internetkonzessionen erhältlich. Nachdem England seine Glücksspielgesetze liberalisiert hat, zieht es auch viele Internet-Casinobetreiber nach Gibraltar oder auf die englischen Kanalinseln. Wegen der niedrigen Steuersätze auf Casinogewinne und der Einkommensteuerfreiheit der Casinobetreiber ist die zu den Niederländischen Antillen zählende Karibikinsel Curacao immer noch der Favorit.

ISA-CASINOS: Wer sind eigentlich die Betreiber der Internet-Casinos? Sind das individuelle Personen oder mächtige international operierende Gesellschaften oder gar Unternehmen, die auch landgestützte Spielbanken und Casinos betreiben?

Wagentrotz: In der Vergangenheit haben die Casino-Software Entwickler Internet-Casinos an jeden verkauft, der den Preis von 50.000 bis 500.000 US-Dollar pro Online-Casino bezahlen konnte und der einen einwandfreien Leumund besass. Da ein Online-Casino aber ohne eine eigene Spieler-Datenbank nicht überlebensfähig ist, hat man die Verkaufsstrategie geändert. Heute werden komplette Online-Casinos nur noch an kapitalkräftige, möglichst konventionelle Casinos verkauft, die über eine grosse Casinobesucher-Datenbank verfügen. Auch Sportwetten-Anbieter bzw. Buchmacher erfüllen die Voraussetzung, erfolgreicher Online-Casinobetreiber zu werden. Die Zeiten, dass man nur das Geld zum Erwerb einer Casino-Software haben muss, um im Kreis der erfolgreichen Online-Casinos mitmischen zu können, sind längst vorbei.

ISA-CASINOS: Man hört immer wieder von betrügerischen und kriminellen Aktionen im Zusammenhang mit Glücksspielen via Internet. Wie schätzen Sie persönlich die Situation ein und wie kann man sich als Betroffener dagegen wehren?

Wagentrotz: Da der Staat und die konventionellen Casinos und Spielbanken um ihr Glückspielmonopol bangen, werden alle möglichen Schauermärchen von betrügenden Internet-Casinos bzw. manipulierten Zufallsgeneratoren usw. erfunden und in die Medien lanciert. Ein seriös betriebenes Internet-Casino hat es nicht nötig seine Geräte zu manipulieren bzw. seine Gäste zu betrügen. Hinzu kommt, dass es von Internet-Casinobetreiben absolut töricht wäre, sich wegen ein paar vorenthaltener Euro ein Millionengeschäft zu verderben.
Wie in der deutschen Spielbankenszene schon oft erlebt, gibt es auch in der Internet-Casinobranche „Schwarze Schafe“. Spielen sollte man im Internet daher nur dort, wo viele Gäste spielen. Zum Beispiel verfügt das CASINO-CLUB Internet-Casino über ein virtuelles Gästebuch, in dem man eine aktuelle Übersicht der anwesenden Spielteilnehmer findet. Je mehr Gäste in einem Internet-Casino täglich spielen, um so sicherer kann man sein, dass es dort mit rechten Dingen zugeht.

ISA-CASINOS: Kommen wir zurück nach Deutschland: Sie wissen, dass zwischenzeitlich in Hamburg und Wiesbaden zaghafte Versuche unternommen werden, das Roulette ins Internet zu bringen und zu bespielen. Wie schätzen Sie die deutsche Situation ein?

Jürgen WagentrotzWagentrotz: Ohne eine radikale Vereinfachung der Anmeldeprozeduren und der überregionalen Zulassung von Spielteilnehmern, auch aus anderen Bundesländern bzw. aus dem Ausland, haben deutsche Online-Casinos keine Chance sich im weltumspannenden, grenzenlosen Internet zu behaupten.
Das Hamburger bzw. Wiesbadener Online-Roulette ist ausserdem nicht attraktiv genug. Im Vergleich mit anderen Online-Casinos fehlt es an einem entsprechen grossen, zusätzlichen Spielangebot wie zum Beispiel Spielautomaten, Video-Poker, Black Jack, Poker, Baccarat, Glücksrad usw. Wer auf diese Spiele als Anbieter verzichtet, verzichtet gleichzeitig auf einen grösseren Besucherkreis und ein entsprechend höheres Einspielergebnis.

ISA-CASINOS: Haben deutsche Spielbanken aufgrund des föderalen Systems überhaupt eine Chance?

Wagentrotz: Nein. – Ohne Änderung der eingegrenzten Kirchturmpolitik geht das globale Internet-Geschäft an den deutschen Spielbanken vorbei. Ein Spielteilnehmer in einem Dreiländereck wird niemals verstehen, dass er immer vorher überlegen muss, wo er sich gerade befindet, um Spielen zu können. Nehmen Sie zum Beispiel einen Hamburger, dem es gestattet ist in der Hamburger Online-Spielbank zu spielen, weil er in Hamburg wohnt. Besucht er seine Eltern in Schenefeld bei Hamburg, kann er nicht mehr von dort aus im Internet spielen, weil Schenefeld zu Schleswig-Holstein gehört. Besucht er seine Tochter in Hittfeld bei Hamburg, kann er auch nicht von dort aus im Internet spielen, weil Hittfeld zu Niedersachsen gehört. Einen derartigen Irrsinn macht ein normaler Mensch nicht mit. Er wird dort spielen, wo es ihm Spass macht. Unter diesen Bedingungen aber sicher nicht in einem deutschen Online-Casino.

ISA-CASINOS: Wie müsste eine Gesellschaft aussehen, die von deutschem Boden aus operiert und sich erfolgreich im globalen Angebot behaupten kann?

Wagentrotz: In erster Linie muss ein deutsches Online-Casino, im Vergleich mit den etablierten internationalen Internet-Casinos, wettbewerbsfähig sein. Dazu gehört eine attraktive Software, ein vielseitiges Spielangebot, einfache Registrierung, sowie schnelle und unbürokratische Gewinnauszahlungen, ohne Schnüffelei der allgegenwärtigen Finanzbeamten in den Datenbanken. Die Finanzämter müssen aus dem Online-Casinogeschäft glaubwürdig raus gehalten werden, sonnst kommen die Spieler nicht.
Da die führenden, internationalen Online-Casinos ca. 80% ihres erzielten Brutto-Einspielergebnisses wieder in die Werbung stecken, dürfte der Staat auch nur eine angemessene Spielbankabgabe vom verbleibenden Netto-Einspielergebnis fordern. Eine Spielbankabgabe von ca. 90%, wie sie von den meisten Finanzministerien der deutschen Bundesländer vom Brutto-Einspielergebnis gefordert wird, macht jegliche Wettbewerbsfähigkeit zunichte.

Die „Casinos Austria“ haben zum Beispiel in Österreich Ihr Online-Casinogeschäft ausgelagert. Betreiber ist dort die staatliche Lotteriegesellschaft, die überregional agiert. Eine ähnliche Konstruktion könnte ich mir auch in Deutschland vorstellen, weil dadurch die Eifersüchteleien der einzelnen Bundesländer vermieden würden. Vor einem Kannibalisierungseffekt kann man sich aber auch dadurch nicht schützen. Im Etat eines Normalbürgers ist nur ein bestimmter Betrag für Glücksspiel vorgesehen. Um diesen Betrag wetteifern Lotto, Toto, Oddset , Lotterien, Buchmacher, Spielbanken und Online-Casinos. Wenn dieser Etat in den Kassen der Internet-Casinos gelandet ist, fehlt es logischerweise in den Kassen der anderen Anbieter.

ISA-CASINOS: Spielen eigentlich im Geschäft die deutschen Tugenden wie Treue, Zuverlässigkeit, Seriosität, Ehrlichkeit eine Rolle?

Wagentrotz: Ein seriöses Online-Casino, egal ob in der Karibik lizenziert oder sonst wo, muss sich das Vertrauen seiner Besucher durch Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Verschwiegenheit und Schnelligkeit bei der Gewinnauszahlung erwerben. Hinzu kommt das Muss eines attraktiven Kundenbindungsinstruments, beispielsweise in Form einer gedruckten, interessanten, periodisch erscheinenden Gästezeitschrift. Diese Voraussetzungen spielen gerade im virtuellen Online-Casinogeschäft, wo es nichts richtiges zum Anfassen gibt, eine grosse Rolle. Die Treue und Loyalität der Besucher zu einem Internet-Casino ist nicht zu unterschätzen. Laut meiner Basisinformationen sind ca. 80% der Online-Casino Besucher treue Stammgäste, die ihr Lieblingscasino nahezu täglich im Internet besuchen.

ISA-CASINOS: Welche Gefahren sehen Sie langfristig für die landgestützten Spielbanken?

Wagentrotz: Einerseits haben die deutschen Spielbankenbetreiber, wegen ihrer unterschiedlichen Interessen untereinander, den Beginn des Internet-Zeitalters verschlafen. Andererseits erschliessen die Internet-Casinos für die etablierten, konventionellen Spielbanken neue Besucherkreise. Da die führenden Online-Casinos ihren neuen Gästen auch die Möglichkeit der Gratisspielteilnahme bieten, werden auf diesem Weg neue Gästekreise erschlossen, die mit den Regeln vertraut sind. Bekanntlich hat ein neuer Spielbankbesucher mit entsprechender Regelkenntnis wesentlich weniger Schwellenangst, als ein scheuer Spielbankbesucher, der nicht einmal weiss wohin er seine Jetons setzen soll usw. Insofern müssten die deutschen Spielbanken eigentlich den seriösen Internet-Casinos dankbar sein, dass sie das Geschäft durch die Ausbildung neuer Spielteilnehmer beleben.
Solange unter den deutschen Spielbanken das nun schon über 30 Jahre andauernde Gezänk über den Sinn und Zweck einer überregionale Gemeinschaftswerbung nicht beigelegt ist, wird es auch keine Steigerung des Besucheraufkommens geben. Die Zeiten, in denen man wegen seiner unangefochtenen Monopolstellung als Spielbankbetreiber, einen Roulettetisch auch in eine Garage stellen konnte, und die Gäste sind trotzdem gekommen, sind endgültig vorbei. Die Devise im Überlebenskampf der Spielbanken muss heissen: Wer nicht wirbt, stirbt!

Damit die Spielbanken wieder attraktiver werden, muss die Spielbanken-Inflation beendet werden. Wir haben in Deutschland viel zu viele Spielbanken und viel zuwenig Gäste die die vielen Spielsäle beleben sollen. Das Spielbankenpublikum lässt sich nicht beliebig vermehren.

Gähnende Leere an den Spieltischen schafft ausserdem Frustration unter den Croupiers. Wenn die Trinkgeldkasse leer ist, ist auch das davon abhängige Monatsgehalt schlecht. Mit der Folge, dass die Arbeitsmoral sinkt und die wenigen Gäste auch noch durch unzufriedenes, unfreundliches Personal vergrault werden. Ein Teufelskreis, aus dem nur die Spielbank heraus kommt, die entschlossen handelt.
Handlungsbedarf herrscht ausserdem bei der viel zu hohen Spielbankabgabe. Hier muss jeder Spielbankbetreiber bei seinem zuständigen Finanzministerium vorstellig werden, und für die Abschaffung der irrsinnig hohen Spielbankabgabe von 90% und mehr kämpfen. Jeder Euro der auf diesem Weg gespart wird, kann in informative, gute Spielbankwerbung investiert werden, die das Interesse für Spielbankbesuche weckt. Durch ein dadurch erzieltes, höheres Besucheraufkommen schliesst sich der Kreis. Denn ein Mehr an Besuchern ist auch ein Mehr an Brutto-Einspielergebnis.

ISA-CASINOS: Wie schätzen Sie den heutigen Umsatz des e-Gamings für Europa ein?

Wagentrotz: Der gezählte Jetonumsatz, bzw. das durch die Spielautomaten laufende Bargeld ist für den Erfolg einer Spielbank irrelevant. Bei einem Online-Casino lässt sich zwar jeder Cent erzielten Umsatzes haargenau belegen, ist aber auch uninteressant.
Was zählt, ist nach Abzug aller Gewinnauszahlungen das verbleibende Brutto-Einspielergebnis. Ich schätze das Brutto-Einspielergebnis aller in Europa werblich tätigen Internet-Casinos auf derzeit ca. 3 Milliarden Euro jährlich.

ISA-CASINOS: Könnten Sie sich vorstellen, mit Ihren Erfahrungen und Verbindungen in Deutschland wieder einmal Fuß zu fassen und ein deutsches Internet-Glücksspiel einzurichten?

Wagentrotz: Ich feiere noch in diesem Jahr mit meinen engsten Freunden und Familienmitgliedern meinen 60. Geburtstag. Wie Sie wissen habe ich mir vor 6 Jahren mit meinem Umzug auf die einkommensteuerfreie Karibikinsel Antigua einen persönlichen Traum erfüllt. Ich habe mir dort direkt am weissen Sandstrand ein wunderschönes Haus gebaut und hinter dem Haus, in einer kleinen Marina, einen eigenen Bootsanleger. Den fachlichen Teil des „ROULETTE-NEWSLETTERS“ texte ich oft in einer schönen Bucht auf meiner Motoryacht und schicke ihn per Internet um die halbe Welt. Ein schöneres, steuerfreies Dasein kann ich mir nicht mehr vorstellen.
Anfang Januar bekomme ich Besuch von einer deutschen Spielbankengruppe die sich von mir beraten lassen möchte. Nach Deutschland zieht es mich nicht mehr zurück. Wer einmal das unbeschwerte, steuerfreie Leben eines Aussteigers kennen gelernt hat, will nicht mehr in das tägliche Laufrad eingespannt werden.
Mit meiner gesparten Einkommensteuer unterstütze ich seit einigen Jahren diverse Hilfsorganisationen in Äthiopien. Ich lebe nach dem Motto: Mithelfen ist besser als Mitleiden! Meine humanitären Spendengelder sind keine Almosen, sondern eine wichtige Hilfe zur Selbstentwicklung. Nur so kann dieses Land mit seinen armen Menschen sein wirtschaftliches Potential erhöhen und künftig zu einem wichtigen Absatzmarkt für die Industrienationen avancieren.
Anmerken zum Schluss möchte ich, dass es mir eine Ehre war ihnen ein Interview zu geben und beglückwünsche Sie zur vorbildlichen Gestaltung Ihres Casinos Portal.

ISA-CASINOS: Vielen Dank für das Gespräch.