Interview mit Thomas Freiherr von Stenglin – Geschäftsführer der Spielbank Wiesbaden

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Vorstellung der Person

Thomas Freiherr von Stenglin: 1954 bin ich in Warendorf geboren und in Celle aufgewachsen. Nach dem Abitur war ich zunächst ein halbes Jahr in den USA. Nach Wehrdienst in Lüneburg, Banklehre in Hamburg und Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und München begann ich mein Berufsleben bei der DG Bank Bayern in München und Nürnberg. Später als Leiter der Niederlassung der Bayerischen Vereinsbank in Wiesbaden schnupperte ich schon viele Jahre die Luft der hessischen Landeshauptstadt. Vor meiner Tätigkeit für die Spielbank Wiesbaden war ich als Direktor der Vereins- und Westbank in Braunschweig tätig. Ich bin verheiratet und habe vier Kinder im Alter von 12, 14, 16 und 19 Jahren.

ISA-CASINOS, Chefredakteur, Reinhold Schmitt: Welche Funktion üben Sie aus und wie unterstützen sie den Geschäftsführer Klaus Gülker?

von Stenglin: Ich bin erst seit dem 1. Mai 2004 als Geschäftsführer der Spielbank Wiesbaden tätig. Zwar komme ich aus der Bankenbranche, nur die Führung einer Spielbank ist ein völlig anderes Metier. Insofern bin ich dabei, alle Bereiche der Spielbank Wiesbaden kennen zu lernen. Mit Klaus Gülker habe ich glücklicherweise einen kompetenten Partner an der Seite, von dessen know how ich enorm profitieren kann.

ISA-CASINOS: Sind sie noch in anderen Bereichen der Spielbank Branchen tätig?

von Stenglin: Nein.

ISA-CASINOS:Welche Spiele werden in ihren Häusern angeboten?

von Stenglin: Wir haben in unserem Großen Spiel das klassische französische Roulette, American Roulette, Roulight, BlackJack und Poker im Angebot. Bei allen diesen Roulette-Varianten bieten wir außerdem – als einziges Casino weltweit – das Wiesbadener Super-Roulette an. Hier werden bis zu 5-fach höhere Gewinne ausbezahlt, als normal üblich. Allerdings ohne, dass der Gast einen zusätzlichen Einsatz leisten muss. Relativ neu im Angebot ist außerdem unsere Roulette-Insel mit 15 Touchbet-Spielstationen. Und natürlich unser Online-Roulette, dass erst am 16. Juli 2004 an den Start gegangen ist.
Im Automatenspiel können sich unsere Gäste an knapp 180 Spielstationen mit abwechslungsreichen Programmen amüsieren. Zusätzlich attraktiv machen dieses Angebot die über 20 JackPot-Anlagen mit Gewinnen teilweise auch über 500.000 Euro.

ISA-CASINOS: Immer wieder ist die Rede von der hohen Casinodichte, die es in Europa gibt. Glauben Sie, dass alle Casinos wirtschaftlich überleben können?

von Stenglin: Mit Sicherheit nicht. Zur Zeit findet ja schon eine Art „natürliche Auslese“ – vorwiegend im Klassischen Spiel – statt. Die kleinen Casinos müssen schließen, weil die Zahlen einfach nicht mehr stimmen. Die steuerliche Abgabenbelastung ist zu hoch, die Einnahmen sind zu niedrig, die Unternehmen können die Gehälter der Mitarbeiter, die dann nicht mehr ausschließlich über die Tronceinnahmen finanziert werden können, nicht mehr bezahlen. Logische Konsequenz muss sein, ein unwirtschaftliches Unternehmen zu schließen.

ISA-CASINOS: Sind die Dependancen zukunftsträchtig und von ihrer Gesellschaft welche geplant?

von Stenglin: Wir haben derzeit keine Dependancen.

ISA-CASINOS: Sehen Sie Möglichkeiten, die Attraktivität von Spielstätten zu erhöhen, auch durch Änderungen seitens des Gesetzgebers?

von Stenglin: Natürlich. Stellen Sie sich vor, wir müssten nicht mehr 92 Prozent an Abgaben zahlen, sondern vielleicht nur noch 60 oder 70. Mit diesen Mitteln ließe sich einiges bewerkstelligen: Attraktive Unterhaltungsangebote für unsere Gäste, Rahmenprogramme, Sonderverlosungen. Wir könnten viel mehr soziale Einrichtungen unterstützen, als wir es heute bereits tun. Evtl. lässt sich über Änderungen der Öffnungszeiten (z.B. Ausdehnung der tgl. Verfügbarkeit) und das Öffnen an bisher geschlossen Tagen die Attraktivität erhöhen.

ISA-CASINOS: Die wirtschaftliche Talfahrt konnte bislang nicht zum Stillstand gebracht werden. Inwieweit ist auch Ihre Spielbank betroffen?

von Stenglin: Sicherlich könnte es auch uns besser gehen. Wer klagt nicht in der heutigen Zeit. Dennoch können wir mit dem Trend 2004 insgesamt zufrieden sein. Ich sehe optimistisch in die Zukunft. Ich bin der Meinung, dass unser traditionsreiches Haus durch sein einmaliges Ambiente auch künftig Besucher anlocken wird. Wir gehen mit der Zeit, versuchen dabei aber Tradition und Moderne zu verbinden. Zusätzlich haben wir ein Qualitätsmanagement eingerichtet, an dem permanent weitergearbeitet wird. Wir bieten viele attraktive zusätzliche Produkte (z.B. Internetgame, Superzahl) für unsere Gäste, sind zu einer Institution in unserer Stadt geworden.

ISA-CASINOS: Automatenspiele erlangen allein durch ihre technische Innovation immer größere Beliebtheit. Ist das klassische Spiel nicht mehr attraktiv?

von Stenglin: Doch, das Klassische Spiel spricht eine andere Zielgruppe an. Die Spielautomaten folgen Trends.

ISA-CASINOS: Ist für Sie das stetige Anpassen an neuesten Generationen sinnvoll oder steht mehr die Spielgewohnheit im Vordergrund?

von Stenglin: Anpassung steht für uns im Vordergrund.

ISA-CASINOS: Turniere sind ein attraktives Special wie zum Beispiel das Poker oder Black Jack. Allerdings nehmen immer weniger Interessierte teil. Viele beklagen die überhöhten Startgelder in Europa. Sehen Sie hier Handlungsbedarf?

von Stenglin: Bei unseren wöchentlichen Poker-Montagsturnieren in Wiesbaden können wir keinen Nachfragerückgang feststellen – im Gegenteil. Allerdings nehmen wir auch keinen Entry-Fee und die Startgelder werden vollständig als Preisgelder ausgeschüttet. Vielleicht spielt aber auch die deutschlandweit niedrigste Taxe bei den anschließenden Cash-Games eine entscheidende Rolle.

ISA-CASINOS: Gut geschultes Personal ist das Nonplusultra im Spielbank-Sektor. Wie sieht bei Ihnen die Aus- und Fortbildung der Beschäftigten aus?

von Stenglin: Beim Croupier-Nachwuchs starten wir klassisch mit der 2-monatigen Kopfausbildung und der unmittelbar nachfolgenden 4-wöchigen BlackJack-Ausbildung. Danach folgt mit kurzen Abständen möglichst bald der komplette Rest mit Dreherkurs, AmRoul-, Roulite und Pokerkurs, so dass die meisten Croupiers bereits nach zwei Jahren in allen Spielen einsetzbar sind.

ISA-CASINOS: Das Internet nimmt zwischenzeitlich einen bedeutsamen Raum im Informationsfluss für Konsumenten ein. Wie sehen hier Ihre Aktivitäten aus?

von Stenglin: Wir arbeiten ständig an unserem Internet-Auftritt. Denken derzeit über einen Relaunch nach. So bieten wir den Besuchern unserer Web-Sites z.B. minütlich aktualisierte Permanenzen aller laufenden Tische, täglich die aktuellen JackPot-Stände. Sie erhalten Informationen zu unseren Sonderveranstaltungen und zu unseren Turnieren. Sie können Fun Game und Real Game spielen. Und vieles mehr. Wir sind der Meinung, dass das Internet in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken ist. Auch ich hole mir viele Informationen aus dem Word Wide Web und bin einfach begeistert, in welch kurzer Zeit man z.B. eine Reise buchen oder sich über die aktuellen Börsenstände informieren kann.

ISA-CASINOS: Wie stehen Sie zum Online-Casino und wie sind dazu ihre Erwartungen?

von Stenglin: Das ist die zusätzliche Vertriebsschiene der Zukunft.

ISA-CASINOS: Wird das erste Deutsche Online Casino mit dem sie in Wiesbaden am Start sind weiter ausgebaut?

von Stenglin: Ja.

ISA-CASINOS: Denken sie, dass sich nun mehr Deutsche Spielbanken dem Trend der Online Casinos anschließen werden?

von Stenglin: Ja.

ISA-CASINOS: Sehen sie sich nach Hamburg als Vorreiter dieses neuen Mediums in Deutschland?

von Stenglin: Ja.

ISA-CASINOS: Immer mehr Spielbanken stellen sich auch dem Problem der Spielsucht und werden damit ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht. Welche Aktivitäten unterstützen Sie diesbezüglich in Ihrem Unternehmen?

von Stenglin: Wir verstärken unsere Information an die Gäste und verbessern unsere Einlasskontrollen im Kleinen Spiel via biometrischen Systemen.

ISA-CASINOS: Mit dem Begriff „Spielbanken“ und „Casinos“ verbinden die Konsumenten nicht nur das Ambiente, sondern auch das Glück des großen Gewinns. An welche großen Ausschüttungen, die Ihre Gäste erfahren haben, erinnern Sie sich?

von Stenglin: „Leider“ habe ich in der kurzen Zeit, in der ich hier bin, auch schon einen Glückspilz hautnah miterlebt. Dieser Gast hat uns innerhalb einer Woche beim Roulette rund 1,5 Millionen Euro „gekostet“. Ich bin ehrlich, als ich das gesehen habe, da hat mir schon das Herz geblutet.

ISA-CASINOS: Spielbanken und Casinos werden einerseits mit schillerndem Ambiente in Verbindung gebracht, andererseits führen Horrorgeschichten über Verluste in unvertretbarer Höhe bei den Besuchern zu negativen Eindrücken. Was müsste man Ihrer Meinung nach tun, um das Innenleben von Spielbanken und Casinos der Bevölkerung näher zu bringen?

von Stenglin: Ich merke das selbst, wenn ich im Hause Besuchergruppen betreue. Wenn man den Gästen ein paar Hintergrundinformationen über den Spielbetrieb gibt, also z.B. etwas über die Abgabenhöhe erzählt oder erklärt, wie es sich mit der Besoldung der Angestellten verhält, stoße ich auf großer Aufmerksamkeit. Es herrscht die Meinung vor, dass wir die Lizenz zum Gelddrucken haben. Dass wir in Wirklichkeit der verlängerte Arm des Staates sind, ist vielen nicht bewusst.

ISA-CASINOS: Bis vor Jahren galt eine strenge Kleiderordnung beim Besuch von Spielbanken. Zwischenzeitlich gelockert legen aber trotzdem die meisten Häuser auch heute noch sehr viel Wert auf große Abendgarderobe. Wie sehen Sie dies?

von Stenglin: Wir versuchen uns auch hier dem Zeitgeist anzupassen. Mittlerweile darf man auch bei uns in Jeans und Sneakers in die Spielbank. Im Sommer lockern wir die Kleiderordnung und verzichten bei den Herren auf das Tragen einer Krawatte. Wichtig ist vor allem, dass die Kleidung sauber und ordentlich aussieht.

ISA-CASINOS: Sind sie ein Spieler, oder warum haben Sie gerade diesen Job gewählt, was fasziniert Sie so daran?

von Stenglin: Als Student habe ich in der Tat häufiger verschiedene Spielbanken besucht; dieses mit (nicht unüblichem) stark schwankendem Erfolg. Die Faszination eines Unternehmens im Bereich Entertainment, die Einzigartigkeit insbesondere von Spielbanken und die Atmosphäre gerade der Spielbank Wiesbaden waren u.a. die Treiber meiner Entscheidung.

ISA-CASINOS: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was fällt Ihnen mal abgesehen von Reichtum spontan ein?

von Stenglin: Neben der Gesundheit der Familie und der Mitarbeiter wünsche ich mir von vielen maßgeblichen Menschen in Wirtschaft und Politik die Einsicht in die Notwendigkeit, einige Strukturen, Denkmuster und Egoismen in Frage zu stellen.

ISA-CASINOS: Wie sieht Ihr freizeitlicher Ausgleich aus?

von Stenglin: Neben dem morgendlichen Joggen oder Rad fahren reite und singe ich; daneben habe ich kürzlich das Golf spielen angefangen. Gerne genieße ich aber auch mit Familie und Freunden gutes Essen und ein und einen noch besseren Tropfen.

ISA-CASINOS: Vielen Dank für das Gespräch.