Interview mit Dr. Leo Wallner – Generaldirektor der Casinos Austria AG

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


ISA-CASINOS spricht mit dem Generaldirektor der Casinos Austria AG, Herrn Dr. Leo Wallner aus Amstetten, Niederösterreich. Dr. Leo Wallner wurde am 4. November 1935 in Amstetten, Niederösterreich, geboren. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern

ISA-CASINOS: Seit wann sind Sie in der Spielbranche?

Dr. Leo Wallner<br>Generaldirektor der<br>Casinos Austria AGDr. Leo Wallner: Ich bin seit Februar 1968 Generaldirektor der Casinos Austria AG. Vorher hatte ich bereits die Organisation der neuen Konzessionsgesellschaft aufgebaut. Da die Casinos damals noch keinen guten Ruf hatten, musste ich mich vom damaligen Bundeskanzler Dr. Josef Klaus trennen, zu dessen Wirtschaftsberatern ich zu jener Zeit gehörte.

ISA-CASINOS, Chefredakteur, Reinhold Schmitt: Welche Funktion üben Sie heute aus?

Wallner: Nach wie vor, und damit seit über 35 Jahren, bin ich Generaldirektor der Casinos Austria AG.

ISA-CASINOS: Welche Spiele werden in Ihren Häusern angeboten?

Wallner: In den zwölf österreichischen Casinos werden an 240 Spieltischen zwölf verschiedene Spiele angeboten. Es gibt 1.800 Spielautomaten.
Das Angebot in den 68 Casinos, die Casinos Austria weltweit betreibt, variiert. Sehr oft gibt es Spielvarianten, die einen starken lokalen Bezug haben und nur in einem Casino angeboten werden (z.B. Caravela Pontoon in Indien).

ISA-CASINOS: Ist Ihrer Ansicht nach eine Marktsättigung bei Casinos in Europa erreicht?

Wallner: Die Marktsättigung ist von Land zu Land verschieden. Die Schweiz, mit der höchsten Casinodichte Europas, hat sicherlich einen gesättigten, wenn nicht sogar übersättigten Casinomarkt.

ISA-CASINOS: Automatenspiele erlangen allein durch ihre technische Innovation immer größere Beliebtheit. Ist das klassische Spiel nicht mehr attraktiv?

Wallner: Der Trend geht ganz klar zum Automatenspiel. Hier hat man bei geringen Einsätzen und kurzer Spieldauer hohe Gewinnchancen. Das klassische Spiel ist – wenn Sie so wollen – ein Wahrzeichen des Casinos. Wir werden auch dieses weiter fördern. So stehen in einigen unserer Jackpot Casinos auch Spieltische, die sehr gut angenommen werden. Man wird sich aber sicher überlegen, wie man das klassische Spiel noch attraktiver gestalten kann.
Turniere sind ein attraktives Special. Allerdings nehmen immer weniger Interessierte teil.

ISA-CASINOS: Viele beklagen die überhöhten Startgelder in Europa. Sehen Sie hier Handlungsbedarf?

Wallner: Diese Analyse betrifft in erster Linie die großen, internationalen Pokerturniere. Wir haben ein solches Turnier mit der Poker EM im Casino Baden. Hier gilt es, den hohen Standard weiter auszubauen, verstärkt auf Qualität zu setzen und auch das touristische Umfeld des Austragungsortes als „Zusatznutzen“ miteinzubeziehen.
Nach wie vor sehr gut besucht sind unsere auf bestimmte Zielgruppen, wie z.B. Erstbesucher, abgestimmten Turniere. Davon gibt es in Österreich rund 100 pro Jahr und die Zahl wird weiter steigen.

ISA-CASINOS: Die wirtschaftliche Talfahrt konnte bislang nicht zum Stillstand gebracht werden. Inwieweit sind auch Ihre Spielbanken betroffen?

Wallner: Der private Konsum reagiert immer mit Zurückhaltung auf Gewitterwolken am Wirtschaftshimmel. Vor allem jene Güter, die nicht dem alltäglichen Bedarf zuzuordnen sind, werden weniger stark nachgefragt. Dazu zählt auch ein Casinobesuch und wir merken das an einem leichten Rückgang bei den Gästezahlen.

ISA-CASINOS: Die Spielautomaten folgen Trends. Ist für Sie das stetige Anpassen an neueste Generationen sinnvoll oder steht mehr die Spielgewohnheit im Vordergrund?

Wallner: Natürlich passen wir unser Angebot auch den jeweiligen Trends an. Dabei versuchen wir aber, auf die Bedürfnisse und Spielgewohnheiten unserer Gäste Rücksicht zu nehmen. Wir werden keinen Automaten entfernen, der gerne gespielt wird aber nicht mehr im allgemeinen Trend liegt. Ein guter Mix ist sicher das beste Angebot.

ISA-CASINOS: Welche Konkurrenz empfinden Sie bei den Online-Spielbanken und welche Gefahr sehen Sie bei dieser Form des Glückspiels?

Wallner: In Österreich hat Casinos Austria gemeinsam mit den Österreichischen Lotterien als einziges Unternehmen die staatliche Konzession zur Durchführung von Online Spielen. Unser Hauptaugenmerk beim Betrieb unserer Online Spiele bei win2day.at liegt beim korrekten, sicheren und transparenten Spielablauf und einer korrekte Auszahlung im Gewinnfall. Ich bin überzeugt, dass dies nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist.
Darüber hinaus ist die Teilnahme an ausländischen Glücksspielen vom Inland aus gesetzlich untersagt. Das Angebot von www.win2day.at bzw. die Teilnahme daran ist jedoch zu 100 Prozent im Einklang mit dem österreichischen Glücksspielgesetz.

ISA-CASINOS: Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an amüsante Begebenheiten während Ihrer Tätigkeit denken?

Wallner: Die Vorbereitungen zur Eröffnung des ersten Casinos „hinter dem Eisernen Vorhang“ in Ungarn waren überaus schwierig. Ein „kapitalistisches“ Casino in einem sozialistischen Staat waren damals nahezu undenkbar. Im Rahmen vieler Delegationen war ich mit dem damalige Handelsminister, Josef Staribacher, oft in Ungarn. Es hat sich so ergeben, dass unsere strategischen Gespräche bei Kirchenbesichtigungen hinter dem Altar stattfanden. Da fühlten wir uns ungestört. Eröffnet wurde das Casino Budapest dann 1980.

ISA-CASINOS: Die Aufgaben innerhalb der Spielbanken sind vielfältig und zeitaufwendig. Sie selber engagieren sich zudem auch noch sehr intensiv im sportlichen Bereich. Als Präsident des OOC nehmen Sie Ihre Aufgaben sehr ernst. Wie lassen sich die beiden doch so unterschiedliche Bereiche „Casinos“ und „Olympiade“ unter einem Hut bringen?

Wallner: Das verbindende Element ist das Spiel. Zudem ist Casinos Austria auch im Sportsponsoring überaus aktiv. Inhaltlich bestehen also sehr wohl Synergien. Zeitlich ist es natürlich eine Herausforderung, die ich bis jetzt aber glaube, sehr gut zu meistern.

ISA-CASINOS: Wie sieht Ihr freizeitlicher Ausgleich aus?

Wallner: Körperliche Bewegung an der frischen Luft z.B. mit Tennis, Wasserschi, Langlaufen. Dabei müssen es nicht unbedingt Spitzenleistungen sein. Ein Spaziergang im Wald bringt mir auch gute Erholung.

ISA-CASINOS: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was fällt Ihnen mal abgesehen von Reichtum spontan ein?

Wallner: Ich möchte gesund bleiben, weiterhin ein glückliches Leben führen und sinnvoll tätig sein. Reichtum ist für mich ein „nice to have“, mehr nicht.

ISA-CASINOS: Mit dem Begriff „Spielbanken“ und „Casinos“ verbinden die Konsumenten nicht nur das Ambiente, sondern auch das Glück des großen Gewinns. An welche großen Ausschüttungen, die Ihre Gäste erfahren haben, erinnern Sie sich?

Wallner: Es gab im Casino Graz einen großen Jackpot Gewinn mit EUR 1,5 Millionen. Die Freude der Gäste steigt aber nicht mit der Höhe der Gewinnsumme. Es ist für mich auch schön zu sehen, wie sehr sich Gäste über weitaus geringere Beträge freuen.

ISA-CASINOS: Was zeichnet die Spielbank(en), für die Sie arbeiten, besonders aus?

Wallner: Wunderschönes Ambiente, große Seriosität, langjährige Erfahrung, beste Mitarbeiter, internationaler Erfolg – um nur einige Stichworte zu nennen.

ISA-CASINOS: Sehen Sie Möglichkeiten, die Attraktivität von Spielstätten zu erhöhen, auch durch Änderungen seitens des Gesetzgebers?

Wallner: Natürlich arbeiten wir ständig daran, unsere Casinos noch attraktiver zu gestalten. Dafür sind keine Gesetzesänderungen nötig. Grosse Umbauten gab es vor kurzem in den Casinos Bregenz, Linz und Wien. Aber auch das Spielangebot wird laufend erneuert und erweitert. Mit dem interaktiven Glücksrad gelang uns gerade eine Weltpremiere.

ISA-CASINOS: Das Internet nimmt zwischenzeitlich einen bedeutsamen Raum im Informationsfluss für Konsumenten ein. Wie sehen hier Ihre Aktivitäten aus?

Wallner: Die Homepage von Casinos Austria www.casinos.at stellt das Unternehmen und seine zwölf Casinos vor und bietet das dazugehörige Service: Minutenaktueller Jackpotstand, interaktive Spielerklärungen, Routenplaner, direkte Reservierung in den Partnerhotels von Casinos Austria und ein umfassender Onlineshop sollen den Homepage Besuch zu einem informativen Vergnügen machen.
Die Kommunikation über das Internet wird durch Newsletter, Feedback Möglichkeit und einen eigenen Pressebereich verstärkt. Antworten auf die meistgestellten Fragen, Erklärungen der wichtigsten Casinobegriffe und ein Eventkalender komplettieren das Angebot. Live-Übertragungen von Veranstaltungen – wie z.B. Modeschauen oder Pokermeisterschaften – liefern Casinoatmosphäre nach Hause.

ISA-CASINOS: Wie stehen Sie zum Online-Casino?

Wallner: Unser Online Casino ist sehr erfolgreich. Hier kann man nicht nur über PC, sondern auch über WAP-Handy am Spiel teilnehmen. Die Spieleplattform soll in Zukunft über weitere Kanäle, wie z.B. Interaktives Fernsehen, erreichbar sein. Zur Zeit gibt es rund 6.000 Spielteilnehmer pro Woche. Zum Umsatz tragen zu sechs Prozent die von den Lotterien gestalteten Spiele, zu 94 Prozent die Casinospiele bei. Vor kurzem wurde win2day um French Roulette ergänzt. Es ist – nach American Roulette, Black Jack, Draw Poker, Chicken Slot und Lucky Monsters – das sechste Spiel im Online Casino. In der zweiten Jahreshälfte 2003 soll ein siebentes Casinospiel folgen. Im Nicht-Casino-Bereich von win2day.at, Gamesroom, gibt es derzeit zehn Spiele.

ISA-CASINOS: Vielen Dank für das Interview