Vorwort – „Das Spiel mit dem Glück“

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


(Foto: Sunflower Foundation)
(Foto: Sunflower Foundation)

Mit der Ausstellung „Das Spiel mit dem Glück“ erfüllt sich für mich ein Traum, den ich schon sehr lange habe. Vor mehr als 30 Jahren hat mich die Glitzerwelt der Casinos in ihren Bann gezogen und seitdem nicht mehr losgelassen. Viele Jahre war ich als Profispieler in den Casinos weltweit zu Hause und Jetons waren meine ganz persönliche Währung des Glücks. Schon in den 90er Jahren, als Pokerspielen noch kein „Kult“ war, spielte ich gegen die heutigen Pokerlegenden Jonny Hale, Chris Ferguson, Scotty Nguyen, Benny Binion, Daniel Negreanu und viele andere aus der Pokerszene im Spielerparadies Las Vegas. Ich war erfolgreich und habe das Vagabundenleben als Spieler viele Jahre genossen. Ende der 90er Jahre entschloss ich, mit dem Spielen aufzuhören und mein Wissen und die unzähligen Kontakte in die weltweite Casinoszene für eine neue Geschäftsidee zu nutzen. 1998 gründete ich das Internetportal www.isa-casinos.de, das heute zu den wichtigsten deutschsprachigen Informationsplattformen rund um das Thema Casinos zählt.

Dieser kurze persönliche Exkurs dient als Erklärung dafür, wie es zu dieser Ausstellung gekommen ist. Von meinen Reisen brachte ich stets Jetons als Erinnerungsstücke mit nach Hause. Die Sammlung wuchs sehr schnell auf mehrere Hundert Jetons unterschiedlicher Casinospiele wie z.B. Baccara, Poker, Roulette oder auch Jubiläumsjetons sowie Sonderjetons von Turnieren und Promotions. Die Stücke waren aus unterschiedlichsten Materialien wie Plastik, Silber, Gold, Horn, Perlmutt, Keramik, Porzellan oder gar Papier und ich habe sie wie einen Schatz gehütet. Eines Tages reifte die Idee, die Jetons in einem Online-Museum auch anderen Liebhabern zugänglich zu machen. In nur wenigen Wochen haben wir die Seiten für www.jeton-museum.de gebaut und sie im April 2011 online gestellt. Was danach passierte hätte ich nicht zu träumen gewagt: Casinodirektoren, Saalchefs, Croupiers und viele private Sammler schenkten uns ihre Jeton Schätze mit der Bitte, auch sie im Jeton-Museum zu zeigen. Dank dieser freundlichen Spenden sind inzwischen über 3.000 Exponate aus 18 Ländern online zu bestaunen und mehr als 12.000 Personen haben unser virtuelles Museum bereits besucht.

Ich freue mich ganz besonders, dass diese Sonderausstellung es nun erstmals ermöglicht, Stücke im Original zu zeigen, von deren Existenz bislang kaum jemand wusste, wie z.B. einen mit einem echten Diamanten besetzten Jeton aus dem Jahr 1940 aus dem deutschen Casino Baden-Baden, der unserem Bild von der Zeit des 2. Weltkriegs eine neue und unerwartete Facette hinzufügt.

Das Beispiel zeigt: Glücksspiel ist unbestritten ein Teil unserer Kulturgeschichte. Dennoch tun wir uns sehr schwer im Umgang mit dem Thema und möchten es am liebsten tabuisieren. Anders als in Asien ist das Glücksspiel in der westlichen Welt offiziell eher verpönt. Niemand erzählt in der Öffentlichkeit frank und frei von einem Casinobesuch, während das Lottospielen oder das Kartenspiel mit Freunden für uns selbstverständlich sind. Es ist eine schwierige Debatte über Moral und Unmoral, bei der offen bleibt, wer darüber bestimmt, was moralisch korrekt ist und was nicht. Sehr schnell ist man bei der Frage, warum Glücksspiel unmoralisch sein soll, wenn doch der Staat selbst Glücksspiele anbietet und hieraus hohe Einnahmen generiert? Am Ende gibt es keine allgemeingültige Antwort. Denn wie alles im Leben, so hat auch das Glücksspiel zwei Seiten: Es birgt Chancen und Risiken und jeder Mensch entscheidet individuell, wie er das Spiel des Lebens spielt.

Es freut mich sehr, dass die Ausstellung eine Plattform für eine offene und reflektierte Auseinandersetzung mit dem Thema Glücksspiel bietet, die ohne das große Engagement von Dr. Jürg R. Conzett, Gründer und Präsident der Sunflower Foundation, nicht möglich gewesen wäre. Ihm gilt daher mein ganz persönlicher Dank.

Reinhold Schmitt
Jeton-Museum