X-Mas Festival – Das Tagebuch des Turnierdirektors. Tag 4 und 5: € 1.000 Main Event

Freitag, der 16. Dezember.
Den Freitagmorgen hatte ich mir freigehalten bei meiner Wochenplanung, ich wollte noch einige Besorgungen machen, um nächste Woche nicht unnötig in den Weihnachtstrubel zu geraten. Aber mein Chef hatte da andere Pläne und hat mich zu einem Termin zitiert – um 12 Uhr. Er will ja nicht, dass die Freizeitbäume in den Himmel wachsen! Aber ich hatte ja immerhin noch zwei Stunden Zeit zum Duschen und Umziehen, ich will mich ja nicht beklagen.

Im Turnierbereich erwarten mich schon einige Spieler, die meisten von ihnen haben es nicht mehr geschafft, einen der 70 Plätze zu ergattern, sind also potentielle Nachrücker. Aber ein bisschen bohren wollen sie halt doch noch: „Achten Tisch, achten Tisch, …!“ Aber wir bleiben hart, die Entscheidung ist gefallen, die Cashgamer wollen ja auch leben. Alle Spieler sind „in time“, also geht’s pünktlich um 19 Uhr los mit sieben Tischen. Ich entscheide noch schnell, dass bis zum Ende des zweiten Levels nachgerückt werden kann und so schaffen es innerhalb von achtzig Minuten noch zwei Spieler zusätzlich ins Turnier. 72.000 Euro Preisgeld, das ist doch ganz ordentlich!

Links der Zweite, in der Mitte der Sieger und rechts Dr. G. (Platz 7)
Links der Zweite, in der Mitte der Sieger und rechts Dr. G. (Platz 7)

Nach der Turnierpause gönn ich mir erst mal nen Kaffee und dann schau ich Poker. Hochspannung! Aber trotz des Buy-In von 1.000 Euro wird nicht so tight gespielt, wie ich befürchtet hatte und in dieser frühen Phase wird schon so mancher Coin-Flip gespielt!

Da wir heute bis auf 30 Spieler runter spielen, lass ich mit fortschreitendem Turnier die Safebags schon mal vorbereiten, die Stacks werden direkt nach dem Break in den Safe eingeschlossen. Aber damit hab ich dann eigentlich nichts mehr zu tun und ich mach mich langsam auf den Heimweg. Vielleicht kann ich meine Einkäufe ja morgen früh machen, wenn meinem Chef nicht noch was einfällt! So, dann bis morgen zum Finale. Schaun mer mal, ob sich „meine“ Favoriten durchsetzen.

Samstag, der 17. Dezember.

Mit dem Einkaufen war’s heute Morgen dann doch wieder nichts, aber mein Chef ist diesmal unschuldig! Weil es heute um 17 Uhr schon weitergeht, fahre ich zeitig ins Geschäft, auch um noch den einen oder anderen Small Talk zu halten. Die meisten Finalisten sind schon da, jeder bereitet sich auf seine Art auf die kommenden Stunden vor. Die einen daddeln ein bisschen am Roulette, die anderen schauen beim Black Jack zu und die dritten beruhigen die Nerven mit Kaffee und Kuchen. Ich bin gespannt, mit welchem Tempo in den Finaltag gestartet wird und ob „meine“ Favoriten sich halten können. Leider erwischt es einen von diesen recht zügig – „gute Heimreise Frank, bis morgen zum Deep-Stack-Sunday!“

Irgendwie ist es ein entspanntes Arbeiten. Ab 21 Uhr schau ich am Final-Tisch zu und sehe verdammt gutes Poker. Hier weiß jeder, was er tut! Alle Facetten des Pokerspiels werden gezeigt, jede taktische Variante (slowplay, bluff, check-raises, sandbugging…) wird angetestet, aber genauso taktisch klug werden die einzelnen „Angriffe“ abgewehrt. Doch die ganze spielerische Klasse nutzt nichts, wenn „große“ Hände aufeinanderprallen, da entscheidet halt im Zweifelsfall das Glück.

Während sich die Reihen lichten und die ersten drei Finalisten an die Rail geschickt werden (mit ’nem kleinen Trostpflaster in Euroscheinen, versteht sich), schlupfe ich mal eben kurz in den Pausenraum für ne Zigarette und nen Kaffee. Aber ich habe noch nicht mal umgerührt, schon sucht der Chef nach mir und will wissen, wie’s läuft. Mann, hat der ein Näschen! Aber ich kann ihm nur Gutes berichten: Das Turnier läuft ruhig und an den vier Cashtables ist hochkarätige Action.

Eines meiner besonderen Erlebnisse der laufenden X-Mas-Woche erreichte heute seinen Höhepunkt. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser an den Glückspilz, der aus zwei am Glücksrad gewonnenen Jetons im Wert von 4 Euro mit mutigem Spiel und unter dem Schutz sämtlicher griechischen Götter beim Roulette über 5.000 Euro gemacht hatte. Und mit einem Tausender davon hat er dann sein Buy-In für den heutigen Main Event bezahlt, sich dort auf den vierten Platz vorgewurschtelt und noch mal 6.480 Euro geschnappt. Wow, was für eine Woche, gute 10.000 Euro aus schlappen 4 Euro vom Glücksrad!

Ausdauernd und zäh wird weitergekämpft und ich werde langsam müde. Und morgen wird’s noch mal lang, da startet auch wieder um 17 Uhr das kultige Deep-Stack-Turnier. Aber als hätten unsere Cracks ein Herz für mich, geht’s auf einmal Schlag auf Schlag, schon steht das Heads-Up und ist auch schon im zweiten Spiel zu Ende: A-10 gegen A-J, die Würfel sind gefallen. Große Siegerehrung ist nicht erwünscht, Namen auch nicht. Her mit der Kohle, noch schnell ein Foto und dann ab die Falle. Morgen ist ein neuer Tag!

Spielbank Wiesbaden – mehr Poker geht nicht in Rhein-Main!
Und das jede Nacht bis 4 Uhr morgens!

Die Gewinner des X-Mas Main Events vom 16. und 17. Dezember 20011:
1. NN 23.040,-
2. NN 13.680,-
3. NN 9.360,-
4. NN 6.480,-
5. NN 5.040,-
6. NN 4.320,-
7. Dr. G. (GR) 3.600,-
8. NN 2.880,-
9. Oliver Feldmann (D) 2.160,-
10. Mario Akil (D) 1.140,-

Nach harten zwei Tagen X-Mas Main Event: Die Schlacht ist geschlagen!

Die Pokernacht in Zahlen (Freitag):

142 Pokerbegeisterte
19:00 Uhr Turnierbeginn
1.000,- NLH FO
70 Turnierspieler (Fortsetzung vom Vortag)
7 Turniertische
72.000,- Preisgeldpool
4 Cash-Tables im Klassischen Spiel mit Blinds 5/10 und 10/10 (Omaha)
2 PokerPro-Tische im neuen Automatenspiel mit Blinds 1/2

Die Pokernacht in Zahlen (Samstag):

139 Pokerbegeisterte
17:00 Uhr Turnierbeginn
1.000,- NLH FO
30 Turnierspieler (Fortsetzung vom Vortag)
3 Turniertische
72.000,- Preisgeldpool
4 Cash-Tables im Klassischen Spiel mit Blinds 5/10 und 10/10 (Omaha)
2 PokerPro-Tische im neuen Automatenspiel mit Blinds 1/2

Turnierleiter: Sebastian Richter