Das war mein Poker Jahr: Michael Keiner

Von Georg Steiner

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und auch für Poker Profis ist es an der Zeit Resumee zu ziehen. Wir wollten von PokerStars Pro Michael Keiner wissen, was er vom Jahr 2010 in Erinnerung behalten wird.

Was war Dein Karrierehighlight 2010?

Das war der Gewinn der Austrian Masters in Wien und die Omaha Cash Game Partien in Las Vegas während der WSOP. Da herrschten Zustände wie in Europa vor zehn Jahren, das war schön. Viele Hold´em Spieler sind zum Omaha Cash Game gekommen und haben unter Hold´em strategischen Gesichtspunkten begonnen Omaha zu spielen. Genau deswegen habe ich ja auch meine Strategie für Vegas geändert und statt 19 nur 7 Turniere gespielt. Dafür aber 35 Sitzungen PLO 25/50 und das hat sich bezahlt gemacht.

Das hat mich 2010 gefreut

Da habe ich ein gutes Beispiel, da liegen Schmerz und Freude ganz nah beieinander. Ich war im Janner bei einem Turnier im Casino Bremen. Ich war nach Tag 1 einer der Chipleader, bekam allerdings in der Nacht eine Nierekolik, die so schlimm war, dass ich ins Krankenhaus musste. Ich lag sogar vier Stunden auf der Intensivstation und konnte dann natürlich am nächsten Tag nicht spielen. Mein Stack war allerdings so groß, dass ich es auf den Finaltisch geschafft habe.

Dort haben Sie mich ausgeblindet. Ein Spieler hat sogar preflop offen die Könige gefoldet, weil ich noch im Turnier war. Ich wurde noch 9. und habe mir geschworen, das gibt Rache. Drei Wochen später fand wieder ein Turnier in Bremen statt. Ich bin hingefahren und Zweiter geworden.

Das hat mich 2010 geärgert

Das muss ich ganz klar sagen, das war dieser Poker Skandal. Der Skandal wurde zwar sehr gut gemanagt, doch dieses bandenmäßige Vorgehen hat mich geschockt. Da wurden Beteiligte bedroht und eingeschüchtert, das nimmt ja schon mafiöse Strukturen an. Das ist für mich Bandenkriminalität in seiner reinsten Form. In diesen Anfängen muss das extrem bekämpft werden. Wenn dieses Beispiel Schule machen würde, dann haben wir mit ganz anderen Sachen zu tun. Das muss ausradiert werden.

Die Mittel dazu haben die Veranstalter. Das Krisenmanagement sowohl von PokerStars in Tallin, als auch von Partouche in Cannes war sehr sehr gut. Auch die journalistische Aufbereitung im Nachhinein war ausgezeichnet. Was uns jetzt noch fehlt ist ein offizieller Verband, der so etwas bewältigen kann. So wie in anderen Sportarten auch brauchen wir ein Konstrukt, das mit solchen Verbrechern fertig werden kann.

Dieser Spieler hat mich in diesem Jahr besonders beeindruckt

Tobias Reinkemeier hat mich sehr sehr beeindruckt. Dominik Nitsche hat derzeit einen tollen Lauf. Er spielt sehr gut Poker, aber jetzt hat er auch noch die Welle erwischt und nutzt das auch brutal aus. Das finde ich klasse.

Was sind Deine Ziele für 2011?

Ich werden wieder eine Reihe von Turnieren spielen und möchte bei der EPT ganz vorne landen. Das ist immer noch ein großes Ziel von mir. Die EPT ist wie ein Berg, den ich bezwingen will. Das ist wie die Besteigung des Mount Everest ohne Sauerstoff.

Zum Online Poker Pro werde ich sicherlich nicht mehr. Poker hat für mich viel mit sozialer Interaktion und Gefühlen zu tun. Das kann man natürlich nur in einer Live Runde wahrnehmen. Das macht für mich das Spiel erst komplett.