PokerNews Interview mit Full Tilt Pro Martin Kläser

Georg Steiner

Martin Kläser hat den Traum eines jeden Pokerspielers wahrgemacht. In nur einem Jahr schaffte er es vom Amateur zum WSOP Bracelet Gewinner. Wir haben ihn im Rahmen der Full Tilt Poker Million Euro Challange in Wien zum Interview gebeten.

Hallo Martin, danke für Deine Zeit. Du kehrst gewissermaßen an die Stätte Deines ersten Triumpfes zurück, was ist das für ein Gefühl?

Ja, es macht jedes Mal wieder großen Spaß. Ich freue mich die Spieler zu sehen, die genauso euphorisch sind, wie ich es damals war.

Jetzt hast Du sozusagen die Seiten gewechselt, was für Verpflichungen ergeben sich für den Full Tilt Pro Martin Kläser während so einer Veranstaltung?

Was heißt hier Verpflichtungen, das macht großen Spaß. Ich möchte den Spielern das zurückgeben, was ich mir selber einst erhofft habe, weil ich ja mittlerweile genau weiß, wie man sich als Amateur in so einer Situtation fühlt. Das positive Feedback, das ich hier bekomme ist natürlich toll für mich.

Was hat sich nach dem Sieg bei der Full Tilt Million Euro Challenge und dem Bracelet Gewinn bei der WSOP in deinem Privatleben geändert? Welche Auswirkungen hatte der plötzliche Schritt ins Scheinwerferlicht?

Erstmals gabs ein bischen Größenwahn, der hat sich dann aber relativ schnell wieder gelegt. Ich habe viel Geld für unsinnige Sachen ausgegeben und ständig gefeiert. Irgendwann hatte ich dann keine Lust mehr darauf und habe mir eine Wohnung gekauft. Ich wohne jetzt sehr gemütlich in der Bonner Innenstadt und schaue auf den alten Friedhof. Das ist ein denkmalgeschützter Friedhof, da wird heute niemand mehr unter die Erde gebracht. Clara Schumann liegt da zum Beispiel begraben.

Vor kurzem wurde das staatliche Glücksspielmonopol in Deutschland aufgehoben, siehst du Chancen für eine zukünftige Liberalisierung des Poker Marktes?

Die staatlichen Casinos in Deutschland sind derzeit relativ günstig. Natürlich besteht jetzt die Chance, dass auch private Anbieter dem Pokerspielern ein gutes Angebot machen und damit für mehr Konkurrenz im Markt sorgen. Das könnte schon zu einem Aufschwung für Live Poker in Deutschland führen.

Die Pokerszene wundert sich gerade über den Konflikt zwischen Annie Duke und Daniel Negreanu, kennst du Neid aus eigener Erfahrung?

Ich werde schon hin und wieder damit aufgezogen, dass ich eine Luckbox bin, aber generell verstehe ich mich mit fast jedem aus der deutschen Szene ganz gut. Ich bin nicht der Typ der Streit anfängt, ich suche und finde so etwas nicht. Ich weiß genau wo ich stehe, ich weiß genau wie ich da hingekommen bin und ich sollte mich da nicht über andere stellen, die ihr ganzes Leben darauf hingearbeitet haben. Auch wenn andere nicht so erfolgreich sind, respektiere ich ihre Leistungen, weil sie diesen langen Weg gegangen sind, denn ich direkt übersprungen habe. Ich bin ja durch den Sieg bei der Full Tilt Million Euro Challenge in diese Szene eingetreten ohne dass ich ein konkretes Vorwissen hatte. Das hat für mich vieles erleichtert.

Man hat manchmal den Eindruck, dass die Amerikaner solche Streitigkeiten inszenieren, um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten um dadurch populärer zu werden. Das ist kein Weg den Du einschlagen würdest?

Das ist kein Weg, den ich einschlagen werden. Es gibt ja noch nicht wirklich den „Pokerbrat“ hier in Deutschland, wenn das einer machen will, dann soll er es eben machen.

Wo werden wir Dich in nächster Zeit live spielen sehen?

Ich habe auf Zypern jemanden kennengelernt und fliege jetzt nach Las Vegas um sie zu besuchen. Im Oktober findet in Vegas eine kleine Turnierserie mit Buy-ins von 330 bis 1000 statt, die werde ich spielen. Daneben werde ich ziemlich viel Cash-Game spielen.

Siehst du bei Dir selbst noch Schwächen im Spiel, die du verbessern möchtest?

Ich denke mir fehlt noch ziemlich viel theoretischen Wissen beim Poker. Ich bin auch ein bischen zu faul um Nachanalysen zu machen. Und das ist doch einer der größten Lerneffekte, den man im Poker nur haben kann. Zur Zeit habe ich niemanden mit dem ich meine Hände diskutiere. Niemanden, der besser oder zumindest gleich gut ist wie ich. Ich glaube die gewisse Skrupellosigkeit fehlt mir noch in gewissen Punkten.

Live Poker kann durchaus psychisch und physisch anstrengend sein, wie regenerierst Du Dich?

Ich achte während des Spiels sehr darauf, dass ich fit bleibe. Wenn man das nicht macht, dann schaltet man gedanklich irgendwann ab. Nach dem Turnier entspanne ich im Spa und dann gehts auch schon ab ins Bett.

Was sind Deine Ziele für die Zukunft, welche Turnier möchtest du gerne spielen?

Jetzt fliege ich erstmal nach Vegas und dann wird man sehen. Generell möchte ich mich auf Cash Game spezialisieren. Ich bin da ganz spontan und mache generell keine großen Turnierpläne. Wenn es mich irgendwo hinzieht und da ist ein Turnier, dann spiele ich