PokerNews Interview mit Full Tilt Poker Pro Gus Hansen

Von Georg Steiner

Er war der Star der Full Tilt Poker Million Euro Challenge. Trotz Verletzung reiste Gus Hansen nach Wien, um sich seinen Fans zu präsentieren. De.PokerNews hat den Dänen zum Interview gebeten.

Hallo Gus, danke dass Du Dir für die Leser von de.PokerNews Zeit nimmst. Ich sehe Du hast Dich am Bein verletzt, was ist passiert? Mir ist beim Sqash die Archillessehne gerissen, jetzt laufe ich sechs Wochen mit diesem Verband herum und muss danach in die Reha.

Gus, du hast dieses Jahr das Main Event der WSOP nicht gespielt, was war der Grund?
Das hatte persönliche Gründe. Ich wurde krank und bin nach Hause gefahren.

Als Du in der Pokerszene aufgetaucht bist, war jeder von deinem aggressiven Spielstil begeistert. Mittlerweile spielen viele junge Pokerspieler sehr aggressiv. Ist es für Dich schwieriger geworden zu gewinnnen?
Ja auf jeden Fall. Ich denke ich habe einen Trend im Poker ausgelöst, indem ich begonnen habe mehr und mehr Hände zu spielen. Wenn du von tighten Spielern umgeben bist, wirst du ja geradezu gezwungen aggressiv zu spielen. Die Zeiten haben sich allerdings geändert, heute spielen sehr viele Gegner aggressiv. Das ist das Großartige an Poker. Wenn du neun aggressive Gegner am Tisch hast, dann solltest du tight spielen und umgekehrt. Es pendelt also hin und her. Das ist sozusagen wie eine Welle.

Ich persönlich finde diese Entwicklung verblüffend. Ich habe ein Buch geschrieben, viele meiner Hände gezeigt und bewiesen, dass man auch ein Turnier ohne gute Hände gewinnen kann. Wichtig ist es den richtigen Spot zu finden und zu spielen. Doch dieser Beweis hat mich gleichzeitig zur Zielscheibe für jeden Gegner gemacht. Ich kann keine einzige verrückte Hand mehr spielen. Selbst wenn ich sechs Stunden lang straight spiele, glaubt mir immer noch niemand eine gute Hand. Es ist unglaublich, aber ich kann im Jahre 2010 nur noch mit der besten Hand gewinnen.

War es ein Fehler das Buch zu schreiben?
Nein, das würde ich nicht sagen. Aber die Spieler, die das Buch gelesen haben übertreiben es einfach. Im Moment habe ich den Eindruck, ich kann in einem Turnier noch noch Asse, Könige oder Damen spielen und nur noch mit einem gefloppten Set pushen. Natürlich gibt es immer einen Zeitpunkt für einen guten Bluff, aber grundsätzlich muss ich im Moment die beste Hand haben um zu gewinnen.

Das heisst es ist ein Nachteil ein Star zu sein, denn jeder will gegen Dich gewinnen?
Nun es ist so. Tighte Spieler haben ein tightes Image und jeder glaubt ihnen eine gute Hand. Mir glaubt niemand eine gute Hand, daher ist es im Moment sicher ein Nachteil. Meine Theorie lautet: Du kannst ein Turnier nicht gewinnen, wenn du nur gute Hände spielst. Man muss in der Lage sein, da und dort Blinds und Pötte zu stehlen. Doch das ist für mich schwieriger geworden, als für jeden anderen Spieler. Ich habe beispielsweise mit Annette Obrestad an einem Tisch gespielt. Sie hat zehnmal geraist und ihr wurde jedes Raise geglaubt. Ich habe einmal geraist und geriet in Schwierigkeiten. Es ist unfassbar.

Einige Politiker in den USA möchten Online Poker wieder legalisieren. Was denkst Du, wird diese Initiative Erfolg haben und wenn ja, welche Auswirkungen würde eine Legalisierung haben?
Natürlich denke ich dass die USA Online Poker wieder legalisieren sollte. Wir schreiben das Jahr 2010, wenn Menschen Poker spielen möchten, dann sollten Sie das genauso tun können, als wenn Sie einen Film sehen möchten. Ich kenne einfach kein Argument das gegen eine Legalisierung spricht. Wir wissen seit Jahren, dass Poker ein großartiges Spiel ist, das viele Menschen gerne spielen und es ist nicht zwangsläufig so, dass die Pokerspieler Haus und Hof verspielen. Poker sollte jeder spielen könnte, der sich dafür interessiert.

Gus, warum lebst du eigentlich in Monaco? Liegt das an den Casinos, den Frauen oder Steuerproblemen?
Ich komme ursprünglich aus Dänemark und bin sehr viel in der Welt unterwegs. In Dänemark gibt es hohe Steuern, und die haben sie mir vorgeschrieben auch wenn ich kein Geld verdient habe. Ich habs einige Jahre versucht, aber dann bin ich nach Monaco gezogen. Beim Poker bekommst du eben nicht jedes Monat einen Gehaltsscheck, es gibt große Swings in deinem Einkommen. Monaco passt einfach sehr gut zu meinem Lifestyle.

Du hattest in den letzten Jahren sehr viel Erfolg bei der World Poker Tour. Wo wird man Dich demnächst in Europa wieder live spielen sehen?
Im Moment gibt es so viele große Turniere, ich bin daher etwas wählerisch geworden. Ich plane nie länger als einige Tage im Voraus, deshalb kann ich noch nicht sagen, wo ich in nächster Zeit antreten werde.

Gus, vielen Dank für das Interview!