Der Krieg der Schimpfworte

Daniel, Annie, dieser kleine Skandal liegt noch nicht weit zurück. Wir befinden uns aber mittlerweile in einer neuen Phase der Debatte zwischen zwei sehr bekannten Figuren der Pokerszene, (Daniel Negreanu und Annie Duke) was sicherlich noch für einigen Gesprächsstoff sorgen wird. Glauben Sie mir, als ich diese Story hörte, kreuzte ich die Finger und wünschte mir, dass ich in seinem Blog ein Statement dazu finden werde, vielleicht als Antwort auf Annie’s sich ständig wiederholenden Aussagen, dass das C-Wort* in jedem Fall eine Beleidigung für jede Frau ist und er doch lieber darüber schreiben sollte, wie irgendein Schwede $ 5.000.000 an Phil Ivey verdonkt, oder ähnliches.

Aber es geht halt nicht um einen beliebigen Schweden. Und anstatt alles zu tun, um sich offiziell bei Duke zu entschuldigen (und jeder anderen, welche er beleidigt hat), schenkt uns Negreanu nur ein nicht wirklich ernst gemeinstes Mea Culpa am Ende eines Interviews mit Kimberly Lansing bei worldpokertour.com.

Annie Duke
Annie Duke

“Das C-Wort ist ein wirklich schlimmes Wort. Das sagt man nicht zu einer Frau. Eine unglaubliche Beleidigung, alle Frauen in den USA hassen das C-Wort. Wenn sich also irgendeine Frau durch das C-Wort oder meine Verwendung des C-Wortes beleidigt fühlt, möchte ich mich entschuldigen, ich dachte nicht, dass es abgedruckt werden würde. Wenn es schon gedruckt wird, dann doch nur in meinem eigenen Blog. Aber ich benutze dieses Wort eigentlich nie“, sagte Negreanu.

In Hollywood führt eine solche Aktion oft dazu, dass die PDA cleverer Publizisten heißlaufen. Es gibt ein Statement, eine Entschuldigung und nach wenigen Tagen spricht niemand mehr darüber, weil es ja schon wieder einen neuen Skandal gibt. Bei dieser Geschichte wäre es genauso verlaufen, wenn die beiden verwickelten Parteien es so gewollt hätten. Negreanu hätte z.B. eine 200 Wörter lange Entschuldigung in seinem vielgelesenen Blog veröffentlichen können. Danach wäre das Thema eigentlich vom Tisch gewesen. In diesem Fall sieht es allerdings so aus, als wollte keine der beiden Parteien diesen Fall so schnell ruhen lassen. Negreanu möchte sich nicht bei Duke entschuldigen und Duke möchte die Sache noch nicht als beendet betrachten.

Wollen wir uns nun aber kurz mit Negreanu’s Schock über die Tatsache, dass der Reporter, der ihn interviewte, nichts besseres zu tun hatte, als seine Aussage abzudrucken. Obwohl Negreanu scheinbar nicht bemerkt hatte, dass die Konversation aus dem Rahmen gelaufen war, kann man eigentlich sagen, dass es an und für sich eine faire Sache war, Das ist Journalismus 101. Wenn man mit einem Reporter redet und nicht möchte, dass eine bestimmte Sache gedruckt wird, besteht die beste Vorbeugung darin, es am besten überhaupt nicht zu sagen. Man sollte doch annehmen, dass jemand wie Negreanu, welcher in den letzten 6 Jahren immer mehr oder weniger im öffentlichen Interesse stand, ein Botschafter der Pokerszene, ein Idol tausender Poker-Fans, dies verstanden hätte.

Annie Duke wurde im Laufe ihrer Poker-Karriere bestimmt schon unzählige Male mit dem C-Wort (und schlimmerem) beschimpft. Joan Rivers bezeichnete Sie in einer TV-Show als „Hitler“. Sie sollte eigentlich an Beleidigungen gewöhnt sein, aber dies ist natürlich keine Rechtfertigung für das geschehene. Ich kenne Duke nicht, aber soweit ich Daniel Negreanu kenne, gehört er zu den Menschen, die ihre Gedanken frei aussprechen und nicht davor zurückschrecken, wenn dies zu heftigen Debatten in der Öffentlichkeit führt. Seine persönliche Meinung, die er in diesem Statement gegen Duke kund tut ist authentisch. Seine Wortwahl ist sicherlich unmöglich. Obwohl wir nicht wissen, ob ihm dies in diesem Moment begriffen hatte oder nicht, so sind wir uns sicher, dass er sicherlich nicht etwas gesagt hätte wie z.B.: “Oh, verdammt, druck das nur nicht ab, dieser Ausspruch war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.“ Falls er nicht die Absicht gehabt hätte diesen Ausspruch publik werden zu lassen, hätten wir mit Sicherheit nie etwas darüber erfahren. Sein Ausrutscher ist also irgendwie in die Kategorie “Upps“ einzuordnen und stellt eine Manifestation seiner Tendenzen im Bezug auf diese Gesamtaktion dar.

Was führte wohl dazu, dass er sich zu dieser Äußerung hinreißen lies? Interessanterweise, war es eine Frage danach, was Negreanu über die Männer denkt, die sich entschieden hatten, im diesjährigen World Series of Poker Ladies Event zu spielen. Während Duke das Verhalten der Männer befürwortete und sich dafür einsetzt, dass diese Beschränkungen abgeschafft werden, war Negreanu anderer Meinung und ging auf die Tatsache ein, dass Duke, welche sich doch so sehr für die “Gleichstellung der Geschlechter“ einsetzt, sich selbst als “beste Pokerspielerin der Welt“ bezeichnet und dies auch noch aller Welt auf ihrer eigenen Webseite in großen (lila) Buchstaben mitteilt. Als Negreanu Duke während der WSOP darauf ansprach, sagte Sie, dass sie Herren von UB diesen Text auf ihre Seite gesetzt hätten und Sie hätte in dieser Angelegenheit nicht mitbestimmen können.

Ich weiß nicht viel über sie, aber ich glaube nicht, dass Annie Duke eine Frau ist, die sich so einfach etwas vorschreiben lässt, im speziellen wenn es um ihre eigene Marke und um ihre Webseite geht. Diese Ausrede ist also meiner Meinung nach keinen Cent wert. Wenn man sich diese Angelegenheit genau betrachtet, sind beide Parteien irgendwie scheinheilig. Negreanu möchte, dass Duke die Frauen respektiert indem Sie es respektiert, wenn diese sich dafür entscheiden in Events nur für Frauen zu spielen. Duke fordert Negreanu auf, Frauen im allgemeinen zu respektieren und diese nicht als C***T zu bezeichnen.

Bei dieser verbalen Schlacht geht es um viel mehr als Worte. Jeder regelmäßige Besucher von Pokerforen ist sich bewusst, dass es bei diesem Streit eigentlich um Ultimate Bet geht. Negreanu’s Streit mit UB geht auf das Jahr 2002 zurück und hängt außerdem damit zusammen, dass Negreanu mitverantwortlich für die Aufdeckung des Super-User-Skandals war. Negreanu macht kein Hehl daraus, dass er eine Abneigung gegen UB hat. Im Oktober 2009 sagtet er in der “Hardcore Poker Show“, dass UB eigentlich nach diesem Skandal nicht mehr existieren dürfte. Seit Annie Duke sich für UB einsetzt und für UB sogar die Rolle einer öffentlichen Fürsprecherin übernimmt, hat sich das Verhältnis zwischen Negreanu und und Duke erheblich verschlechtert.

Ich habe das mit UB mitbekommen, Daniel. Es gibt sicherlich eine Menge Leute, welche die gleiche Meinung wie Du im Bezug auf UB haben. Es ist aber für Dich an Zeit zu erkennen, welche Konsequenzen eine solche Äußerung hat. Behandele diese Angelegenheit so, als würdest Du über einen Fehler in deinem Spiel nachdenken. Verstehe, was Du falsch gemacht hat und nimm Dir die Erkenntnis für die Zukunft zu Herzen. Ihr müsst ja zukünftig keine Freunde werden, aber ich glaube Annie hat es auf jeden Fall verdient, dass Du Dich bei ihr entschuldigst.

Und was passiert, wenn Du wieder einmal etwas unabsichtlich während eines Interviews sagst? Dann solltest Du auf keinen Fall wieder versuchen, die Schuld auf den Reporter zu schieben, der es letztendlich abgedruckt hat.

Bildquelle: http://de.pokernews.com