Doyle Brunsons Autobiografie „Godfather of Poker“

Von Lisa Horn

Ja, er darf sich als der Pate des Pokerspiels bezeichnen. Mit 77 Jahren ist es Zeit für ein Resumée eines bewegten Lebens – das befand Doyle „Texas Dolly“ Brunson und wird am 11. November seine Autobiografie veröffentlichen. Zeit wird’s! Gilt er doch als Urgestein des Poker-Sports. Er hat mit diesem Spiel begonnen, da waren die Verhältnisse alles andere als professionell, sondern eher kriminell und in Hinterzimmern. 45 Jahre Wandel des Poker-Images hat er live und hautnah miterlebt – und das ist nur eines seiner Hauptthemen im Buch.

In dokumentarischem Stil beschreibt er einschneidende Erlebnisse, die sein Leben verändert haben, vieles ist bekannt, aber noch nie so direkt, eindringlich und im Detail erzählt worden.

Seinen großen Traum NBA Profi bei den Minneapolis Lakers zu werden, musste er aufgrund einer schlimmen Knieverletzung aufgeben. Zwei Jahre Rehabilitation und die Erkenntnis, dass die Karriere zu Ende war, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Ein herber Einschnitt in seinem Leben und ein Moment der kompletten Neuorientierung. Das Pokerspiel war ihm schon seit seiner Kindheit bekannt. Sein Vater war auch schon ein Spieler, brachte so die Familie durch. Aber damals wurde darüber nicht viel gesprochen, es war kein standesgemäßer Beruf, sondern etwas verächtliches, wenn man mit dem Pokerspiel sein Leben verdiente. Auch Doyle hat sich lange dafür geschämt, wollte seine Poker-Leidenschaft nicht öffentlich machen.

Trotzdem hat es Doyle zu diesem Spiel gezogen und somit ist er seit 1958 in der Poker Szene. Im Vergleich dazu ist in den Jahrzehnten bis heute ein Quantensprung an Qualität und Seriosität passiert.

Der Verlust seines Vaters, seiner Großmutter und seine Bruders, innerhalb von nur einem Jahr, war ein schwerer Schlag für ihn. 1962 dann die nächste Hiobs-Botschaft – Diagnose Krebs. Bösartige Karzinome an seinem Hals, die Ärtze gaben ihm kaum Chancen. Doch wie durch ein Wunder (Brunson sieht es bis heute als ein Wunder an) war er genesen, der Krebs kam nie wieder zurück. Er konnte seine Kinder aufwachsen sehen. Dann der Tod seiner Tochter, dieser kam unerwartet und schockierend – wie Doyle Brunson damit umgegangen ist, beschreibt er auch in seiner Autobiografie.

Neben familiärem Leben ist natürlich die Pokerwelt ein wichtiger Teil des Buches. Auch wie er zu seinem Spitznahmen „Texas Dolly“ kam, weil Jimmy Snyder das „Doyle“ immer so schlampig aussprach. Oder sein Weg von Texas nach Las Vegas, sowie die Atmosphäre von damals bis heute und die Menschen, die er getroffen hatte. Auch seine größten Siege und Niederlagen beschreibt er. Und Momente, in denen er sein Leben neu überdachte.

So wie der Raubüberfall, einen Tag nach seinem WSOP-Bracelet Gewinn 1998. Damals zerrten ihn die Räuber in sein Haus, bedrohten ihn mit einer Waffe. Brunson tricktste die Verbrecher aus, nannte ihnen einen falschen Code für die Alarmanlage – die Sirene fing prompt zu heulen an und die Polizei war im Anmarsch. Rückblickend glaubte Brunson, dass sein letztes Stündlein geschlagen hätte.

Doyle Brunsons letztes Stündlein hat noch nicht geschlagen, sein Lebensweg ist abenteuerlich, spannend und noch nicht zu Ende. Diese Autobiografie ist ein Zwischenbericht eine Bestandsaufnahme. Gut, dass er selbst ein Buch über sich geschrieben hat und es nicht jemand posthum nach Jahren macht. Denn so kann der/die Leser/in zumindest Authentizität erwarten und den Wahrheitsgehalt der Geschichten annehmen.