Spielbanken fordern stärkere Beobachtung des Online-Glücksspiels von Jugendlichen

„Hinweis auf sicheres Glücksspiel in der Spielbank reicht nicht im Wettbewerb mit den von Jugendlichen genutzten Casino-Streams.“

Potsdam - Anfang des Jahres ging die Gemeinsame Glücksspielbehörde (GGL) in Halle an den Start, um im Auftrag aller Bundesländer die Aufsicht und Genehmigung von Online-Glücksspielangeboten zu ordnen. Dazu gehört, illegales Glücksspiel zu bekämpfen und - so die GGL – „Transparenz darüber herzustellen, welche Spielerschutzmaßnahmen …einzuhalten sind.“ „Das Augenmerk von Politik und Öffentlichkeit richtet sich primär darauf, den deutschen Online-Glücksspielmarkt insgesamt zu regulieren. Doch wir müssen den Blick besonders auch auf Jugendliche richten. Politik und Behörden müssen aufmerksam sein gegenüber Casino-Streams, damit sie auch das Nutzerverhalten der jungen Generation auf dem Schirm haben“, fordert Kerstin Kosanke, Präsidentin des Deutschen Spielbankenverbandes DSbV.

Kerstin Kosanke, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Spielbankenverbandes DSbV e.V. (Foto: Lotto Brandenburg)
Kerstin Kosanke, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Spielbankenverbandes DSbV e.V. (Foto: Lotto Brandenburg)
Sie verweist auf die veränderte Nutzung der Medien durch Jugendliche: „Für Jugendliche spielt lineares Fernsehen kaum noch eine Rolle. Sie nutzen Online-Portale oder einen Streaming-Dienst wie Twitch, der immer mehr auch Glücksspiel, Slotmaschines, Roulette oder Würfelspiele präsentiert.“ Und: Mobile Endgeräte wie das Smartphone werden immer mehr zur Plattform für Glücksspiel: In Großbritannien macht der Online-Glücksspielsektor etwa 40 Prozent des Gesamtmarktes aus. In einer Befragung gaben 24 Prozent der erwachsenen Briten an, innerhalb der letzten zwölf Monate mindestens einmal Online gespielt zu haben. (2017: 17 Prozent). Via Smartphone gehen 50 Prozent Online. Diese Nutzung ist bei Spielern bis 24 Jahren mit 75 Prozent am größten. Dabei zeigt die Studie, dass das Smartphone von 20 Prozent der Befragten auch genutzt wird, um unterwegs um Geld zu spielen. Dabei sind jüngere stärker aktiv als ältere Menschen.

Kosanke warnt davor, die Digitalisierung des Glücksspiels aus den Augen verlieren. Sie nennt eine Studie des Verbraucherschutzvereins Berlin/Brandenburg (2022). Danach gaben 22,5 Prozent der befragten Jugendlichen an, schon einmal in einem stationären oder Online-Casino gespielt zu haben. Weitere 12 Prozent derer, die zuvor noch nie in einem Online-Casino oder einer Spielhalle waren, können sich vorstellen, dies nachzuholen. Besonderes Interesse zeigen die Jugendlichen, die bereits einen Online-Casino-Stream auf Twitch verfolgt haben; von dieser Stream-Community besuchten 70,8 Prozent auch Online-Formate oder können sich das vorstellen. Dabei fehlt die Kenntnis der rechtlichen Situation, so die Studie: Jugendliche glauben fälschlicherweise an bundesweit zugelassene Online-Casinos; 52 Prozent hält für wahr, dass es Online-Casinos gibt, die in ganz Deutschland legal sind.

Twitch hatte im Herbst 2022 angekündigt, das Streaming von ausgewählten Gambling-Seiten, zu verbieten. Doch in der Szene war zu lesen: „Casino-Streamer lachen über Twitch-Verbot.“

Studie: https://vsvbb.de/vsvbb-umfrage-twitch-casinos/