Die neue Leichtigkeit der NRW-Spielbanken

Ulli Schmitt
ISA-GUIDE Inhaber
E-Mail: ulli@isa-guide.de


Über viele Jahre wurde im bevölkerungsreichsten Bundesland darüber gestritten, ob die landeseigenen Casinos privatisiert werden sollen. Im September 2021 übernahm schließlich die Gauselmann-Gruppe mit ihrer Erfolgsmarke Merkur die vier NRW-Standorte in Aachen, Duisburg, Dortmund und Bad Oeynhausen. Seitdem ist das Thema politisch vom Tisch. Es ist in den letzten Monaten ruhig geworden um die Glücksspieltempel im Westen, was manche schon als Erfolg verbuchen. Die Häuser waren schließlich über Jahre auch immer wieder mit Skandalen und Skandälchen im Gespräch.

Branchenweit schaut man mit großen Augen auf die Spielbanken und wie der Automatenkönig Gauselmann mit ihnen umgeht. Mit NRW hat das Unternehmen aus Espelkamp nämlich ein Schwergewicht erworben. Das einstige „Westspiel“ ist jahrzehntelang die große Nummer im Land gewesen. Wohin also steuern die Casinos unter privater Flagge?

Gekonnt führte Showmaster Lukas Sauer durch das Programm.
Gekonnt führte Showmaster Lukas Sauer durch das Programm.
Eine erste sichtbare Antwort darauf gab es am vergangenen Freitag in der Spielbank Hohensyburg. Das Haus im Dortmunder Süden lud zur „Casino-Gameshow“. Was zunächst nach einer herkömmlichen Veranstaltung klingt, war in Wahrheit ein klares Statement. Merkur will offenbar mit angestaubten Konventionen brechen und verordnet den NRW-Spielbanken eine neue Leichtigkeit. Da schallte Party-Musik aus Lautsprechern und zuckten Lichtblitze durch den Spielsaal. Es flogen Plüschtiere durch die Luft und ein gut aufgelegter Moderator in weißen Sneakern präsentierte eine Mischung aus früheren TV-Sendungen wie Geh aufs Ganze und Glücksrad. Dem zuzusehen war über weite Strecken höchst unterhaltsam. Die Inszenierung erinnerte an einen großen Kindergeburtstag, obwohl sich hinter dem Konzept ein ziemlich ausgebufftes Zockerevent versteckte. Immer wieder wurden die Kandidaten in Verlegenheit gebracht, oft nahmen sie kleinere Bargeldgewinne mit und am Ende hielt eine junge Frau sogar 10.000 Euro in den Händen. Doch als die Klänge einer Blaskapelle ertönten und ein Ball über die Roulettetische flog, zuckte man kurz. Solche Szenen hat man bisher selten in einer deutschen Spielbank gesehen. Übertreiben sie es jetzt nicht? Die Frage ist schnell beantwortet, weil das Dortmunder Casino an diesem Abend einen seltenen Besucheransturm erlebte. Auf den Zufahrtsstraßen zum Gebäude war bereits Stunden vor der Show ein Verkehrschaos ausgebrochen. Die Warteschlange vorm Einlass kannte man eigentlich nur aus Freizeitparks. Zwischenzeitlich war kaum ein Durchkommen und auf einen freien Platz an einem der vielen Automaten brauchte man gar nicht erst zu hoffen.

Merkur selbst spricht „vom außergewöhnlichsten Abend seit vielen Jahren“ und kündigt via Facebook prompt weitere Shows an: „Mit noch mehr guter Laune, noch mehr Action und noch mehr Gewinnen“. Die Verantwortlichen fackeln also nicht lange und geben den Leuten, was sie ganz offensichtlich wollen. Wenn das der neue Kurs in NRW ist, muss man sich schon fragen, weshalb man über die Privatisierung jahrelang streiten musste.