Interview mit Full Tilt Poker Pro Soraya Homam

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Anlässlich der FullTiltPoker.net Million Euro Challenge 2009 in Hamburg und in Salzburg traff sich ISA-GUIDE mit den Poker Pros und stellte Ihnen vor Ort einige Fragen, die unsere Leserschaft interessierten. Unter anderem konnten wir ein Interview mit Full Tilt Poker Pro Soraya Homam machen. Aufgewachsen ist die langjährige Profispielerin im Westerwald. Derzeit lebt sie in Neu-Isenburg bei Frankfurt. Die 46-Jährige spielt bereits seit über 15 Jahren Poker. Den Höhepunkt ihrer Pokerlaufbahn erreichte sie im Oktober 2008. In London gewann sie die Women’s World Open II und holte sich den Damen-Weltmeistertitel

Chefredakteur Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Soraya, wir kennen uns seit 15 Jahren vom Poker spielen her. Nun bist Du Full Tilt Poker Pro geworden. Kannst Du uns sagen wie es dazu kam?

Soraya Homam, Fulltilt Poker Pro: Ja. ich bin letztes Jahr im Oktober durch einen Freund von mir, Ben Koberts, dem Full Tilt Poker -Team empfohlen worden. Diese haben mich daraufhin angesprochen und gefragt ob ich in London für sie spielen würde. Das hab ich dann auch getan.

Ich hatte das Jahr zuvor auch schon dort gespielt und den zweiten Platz gemacht. Da hab ich es dann auch gern angenommen und habe schließlich die Weltmeisterschaft gewonnen. Danach wollte mich das Full Tilt Poker -Team dabei haben, worüber ich mich besonders gefreut habe.

Schmitt, ISA-GUIDE: Hat sich, seitdem Du Full Tilt Poker Pro geworden bist, in Deiner ganzen Art des Pokerspiels irgendwas geändert? Das Du vielleicht sagen wir nun aggressiver spielst oder wesentlich lockerer?

Soraya Homam: Nein, grundsätzlich nicht. Ich habe jetzt bald 20 Jahre Pokerwissen auf dem Buckel. Und als alter Hase denke ich, variiere ich mein Spiel je nach Tisch, je nach Gegner, je nach Tagesform. Die Spielstrategie baue ich mir sozusagen immer am jeweiligen Abend des Turniers Tisch für Tisch neu auf. Genau damit, bin ich bisher die letzten 17 Jahre gut gefahren und warum sollte ich jetzt daran etwas ändern, wenn es funktioniert?

Das Einzige was sich in meinen Augen vielleicht geändert hat ist die Geschwindigkeit. Ich spiele im Schnitt 25, maximal 30 Hände in der Stunde. Aber im Laufe der Zeit und mit der neuen Generation an Spielern hat sich da schon etwas gewandelt. Wir spielen mittlerweile teilweise das Fünf- oder Sechsfache am Abend. Das ist vielleicht die einzige Wandlung die stattgefunden hat.

Schmitt, ISA-GUIDE: Bist Du Durch Deinen Erfolg und nachdem Du nun zu den Pros gehörst nicht plötzlich einem Erfolgszwang von außen ausgesetzt? Oder setzt Du Dich selbst nun mehr unter Druck?

Soraya Homam: Nein ich setzte mich grundsätzlich nicht unter Druck. Ich pokere leidenschaftlich. Pokern ist meine Leidenschaft.

Deshalb kann es niemals einen Druck auf mich ausüben und ich sag mal in diesen 17 Jahren oder bald 18 Jahren in denen ich pokere hab ich mir noch nie Druck gemacht. Unter Druck lässt sich auch gar nicht ideal spielen. Man muss schon die Voraussetzung einer in sich selbst ruhenden entspannten Form mitbringen.

Schmitt, ISA-GUIDE: Wenn ich daran denke wie oft wir zusammen saßen und wie oft wir zusammen gespielt haben, waren so ziemlich alle Dinge mal Thema gewesen. Und natürlich unterhielten wir uns auch über die Poker Pros. Plötzlich bist Du selbst ein Star. Hat sich damit für Dich ein Traum erfüllt?

Soraya Homam: Weist Du, ich denke jeder Mensch hat irgendeinen Traum, aus dem gewöhnlichen Leben irgendwie auszubrechen. Das jetzt Erreichte ist schon etwas Besonderes. Ich hab ja eigentlich – übertrieben – einen ganz normalen Werdegang und das Pokern war für mich ab der ersten Sekunde etwas Außergewöhnliches und es hat mich in meinem Leben wirklich bereichert.
Ich kann sagen, für mich hat das Pokern und mein Pokerleben, so wie ich es leben kann, etwas verändert. Da ist schon ein Traum in Erfüllung gegangen.

Schmitt, ISA-GUIDE: Eine private Frage. Du bist auf der ganzen Welt bekannt. Auch dass Du immer Deine Teekanne dabei hast und auch nichts anderes trinkst. Ist da ein Dopingmittel drin, dass Dich immer gewinnen lässt?

Soraya Homam: Das ist einfach. Ich mache mir meine eigene Teemischung, so dass der Tee mir auch schmeckt. Es ist wirklich einfach nur des Geschmackes wegen. Es gab schon oft Situationen wo ich dadurch auch schon persönlich Probleme damit hatte. Man wollte mir irgendwie einen Tee verkaufen, aber ich gebe dann lieber 20 bis 30 Euro an Trinkgeld aus. Ich trinke nicht meinen eigenen Tee, um damit Geld zu sparen. Das Geld ist da nicht das Problem, die Hauptsache für mich ist, dass ich meinen eigenen Tee habe.

Schmitt, ISA-GUIDE: Die letzte Frage. Kannst Du in zwei bis drei Sätzen erläutern, was die Damenwelt beim Poker spielen beachten muss, um sich gegen die Männerwelt durchsetzen zu können?

Soraya Homam: Also ich denke, das Wichtigste ist Disziplin mitzubringen. Wichtig ist auch selbstbewusstes Auftreten. Jeder Pokerspieler, ob männlich oder weiblich spielt keine Rolle, sollte immer eine psychisch und physisch ausgeglichene Balance besitzen. Das ist die elementare Grundvoraussetzung um beim Poker erfolgreich zu sein.

Schmitt, ISA-GUIDE: Vielen Dank Soraya für das Interview und auch weiterhin viele erfolgreiche Hände.