Interview mit Stefanie Ingold, Stadtpräsidentin von Solothurn, zum Konzessionsgesuch der Stadtcasino Baden Gruppe

Während Baden und Locarno bereits heute Casino-Standorte sind, betritt die Stadtcasino Baden AG in Solothurn Neuland. «Wer sich die Karte und die Verteilung der Schweizer Casinos anschaut, dem bleibt nicht verborgen, dass in der Region zwischen Basel, Bern, Baden und Luzern ein Markt und damit die wirtschaftliche Basis für ein Casino besteht», sagt Altorfer. Entsprechend habe die Gruppe bei den Stadtbehörden vorsondiert und sich der Unterstützung durch die Stadt Solothurn versichert.

Frau Ingold, die Stadt Solothurn und Sie persönlich unterstützen die Pläne für ein Casino in Solothurn. Warum?

Wir haben intensive Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadtcasino Baden Gruppe geführt und sind zum Schluss gekommen, dass wir gemeinsam einen Mehrwert für die Stadt Solothurn schaffen können.

Keine Angst vor den Sozialkosten wegen der zusätzlichen Spielsüchtigen?

Natürlich haben wir das angesprochen, die Sorge besteht. Wir haben uns die bestehenden Sozialkonzepte genau aufzeigen lassen und auch kritisch nachgehakt. Zum Schluss muss ich aber sagen, dass in dem Bereich sehr viel unternommen wird und der Bund über die Eidgenössische Spielbankenkommission ja auch eine strikte Aufsicht vollzieht. Die Vorteile überwiegen deshalb, ich erachte das Risiko als klein.

Welche konkreten Vorteile sehen Sie für die Stadt?

Die Stadtcasino Baden Gruppe verfolgt ein Casino-Konzept, das über das Spielangebot hinaus mit zusätzlichen Kultur- und Unterhaltungsangeboten die Region stärkt. Das macht die Gruppe schon in Baden, und sie verspricht, das auch in Solothurn zu tun. Und sich einbetten zu lassen in unser soziokulturelles, gesellschaftliches und wirtschaftliches Geflecht. In Baden erzielt das Casino eine jährliche Wertschöpfung von 100 Millionen, das tönt doch vielversprechend. Die Stadt wird attraktiver, und auch das regionale Gewerbe profitiert.

Allerdings ist nicht einmal ein Standort definiert. Wo sollte denn ein Casino in Solothurn hinkommen?

Es ist letztlich die Sache der Initianten, sich für einen Standort auszusprechen. Wir haben verschiedene Ideen ausgetauscht, die jetzt abgeklärt werden müssen. Und wir haben unser Anliegen deponiert, dass die Stadt Solothurn ein zusätzliches Hotel nötig hätte. Das hat die Stadtcasino Baden Gruppe sofort aufgenommen.

Ist Ihre Unterstützung davon abhängig?

Nein, aber es ist den Initianten bewusst, dass sie mit einer solchen Kombi von Casino und Hotelbetrieb noch einen zusätzlichen Mehrwert für Solothurn schaffen würden. Ich habe den Eindruck, dass sie das ernst nehmen und auch für den Casinobetrieb Synergien sehen.

Ein möglicher Ort wäre das heutige P&R beim Bahnhof?

Wie gesagt, wir haben Standortideen diskutiert und gemäss meinen Informationen laufen auch schon Gespräche, aber es ist nicht an mir, das zu kommunizieren. Schon gar nicht, solange nichts fixiert ist.

Der Casinobetrieb wird für zusätzliche Immissionen sorgen. Keine Sorge vor Opposition?

Das ist ein Thema, das angegangen werden muss, sobald sich ein Standort konkretisiert. Wenn ich mir die beiden anderen Standorte anschauen, für die die Stadtcasino Baden Gruppe sich bewirbt, dann stelle ich fest, dass sie an beiden Standorten zum Beispiel die Verkehrsthematik gut im Griff hat. In Baden beispielsweise sind sie vom Bahnhof aus in 5 Minuten zu Fuss beim Casino, in Locarno dasselbe.

Solothurn ist das dritte Projekt der Stadtcasino Baden Gruppe und noch am wenigsten weit entwickelt, wie die Gruppe selbst einräumt. Haben Sie keine Sorge, dass Sie am Ende den Kürzeren ziehen?

Überhaupt nicht. Die Ausgangslage bei uns ist eine andere. Die beiden anderen Standorte haben bereits ein Casino, wir noch nicht. Das macht es gleichzeitig ja aber auch spannend. In Solothurn ist quasi noch alles möglich.

Die Sozialdemokraten und die politische Linke sind in der Regel casino-kritisch eingestellt. Haben Sie keine Sorge, sich hier für die falsche Sache zu engagieren?

Ich kann die Skepsis verstehen, sie beruht ja vor allem auf der Sorge um die Menschen mit Spielsucht. Wir haben klar deponiert, dass uns das Anliegen wichtig ist und wir Wert darauf legen, dass die Sozialkonzepte rigide umgesetzt werden. Gleichzeitig darf man die Augen nicht davor verschliessen, dass Casinos auch viel leisten für das Gemeinwesen – die Spielbankenabgabe finanziert unter anderem die AHV, bei B-Casinos fliesst ordentlich Geld an die Kantone.

Die Stadtcasino Baden Gruppe teilt mit, dass sie der Stadt eine Minderheitenbeteiligung anbietet. Wollen Sie das?

Dieser Punkt muss diskutiert werden, ich habe keine abschliessende Meinung dazu.