Die weltweite Zunahme von Poker Touren: Gut oder Schlecht für Poker?

Von Matthew Parvis und Nicole Gordon

Es scheint so, als würde alle paar Monate eine neue Poker Tour gestartet werden. Vor einigen Jahren, gab es nur den WSOP Circuit, die WPT und die PokerStars EPT. Während die Einführung von weiteren Poker-Touren, dazu führte, daß die Spieler mehr Möglichkeiten haben, um Live zu spielen, muss man sich die Frage stellen, was die Touren für das Spiel an sich tun? Helfen sie oder fügen sie dem Spiel eher Schaden zu und würden eine oder zwei richtig große Poker-Touren der Branche besser tun?

Matthew Parvis setzt Qualität über Quantität.

Ich bin mir sicher, daß Poker heute unter anderem so erfolgreich ist, da das Spiel mittlerweile finanziell so strukturiert ist, daß es sich eigentlich jeder leisten kann, welcher in der Lage ist, sich an einen Spieltisch zu setzen. In welcher anderen im TV übertragenen Spiel bzw. Sportart kann eine Person für sich selbst entscheiden, daß er eine reelle Chance hat, einen Titel zu gewinnen? Obwohl dies natürlich eine super Sache ist und es auch bleiben soll, würde ich lieber eine oder zwei High-Level Professional Touren sehen (welche mit der Major League vergleichbar wären). Außerdem wären einige kleinere Touren dabei hilfreich, welche sozusagen die Basis für die großen Touren bilden würden.

Wo sind die Superstars?

Da soviele Touren rund um den Globus stattfinden, werden die Teilnehmeranzahlen bei den einzelnen Events immer geringer und es nehmen dabei weniger bekannte Poker-Pros teil. Die Welt liebte es, wenn Amateure das große Geld gewannen, doch nun möchte man die großen Namen sehen — die Phil Ivey’s, die Daniel Negreanu’s und ja, sogar die Phil Hellmuth’s – und dabei sein, wenn diese Turniere gewinnen. Da an den Touren oft jede Menge Amateure und unbekannte PokerPros teilnehmen, kommt es oft zu einem Final Table ohne eine Geschichte und ohne Persönlichkeit.

Sinkender Preispool

Es wurde in letzter Zeit häufig über die sinkenden Preispools diskutiert, zu welchen es bedingt durch die schlechte internationale Wirtschaftslage kommt. Obwohl diese Feststellung grundsätzlich richtig ist – warum haben dann an der WSOP in diesem Jahr so viele Spieler teilgenommen? Wenn am Tag 1D nicht noch einige Spieler abgesagt hätten, hätte die Teilnehmeranzahl am WSOP Main Event sogar die Teilnehmeranzahl des Jahres 2008 überschritten, und dieses Jahr wäre insgesamt betrachtet sogar das Jahr mit der zweithöchsten ME-Teilnehmeranzahl insgesamt gewesen. Beim PokerStars EPT Grand Final war es genauso, es wurden alle Erwartungen im Bezug auf die Teilnehmeranzahl und den Preispool übertroffen. Da bis zum Ende des Jahre die eine Tour oft erst endet, wenn die andere Tour bereits begonnen hat und sich dadurch Events überschneiden (wie z.B. das WPT Legends of Poker Main Event und das PokerStars APPT Macao Main Event) ist es klar, daß die Teilnehmeranzahlen sinken, an der diesjährigen Legends nahmen z.B. viel weniger Spieler teil, als im letzten Jahr. Wenn man diese schlecht geplanten Events also konvergiert und konsolidiert, werden die Teilnehmeranzahlen und die Preispools wieder steigen.

Die Teilnehmer bleiben auf ihren Level stehen

Ist es nicht an der Zeit, daß wir gleiche Turnierregeln, gleiche Strukturen und gleiche Auszahlungsstrukturen bekommen? Bei der großen Anzahl von Touren, welche stattfinden, haben viele Spieler noch die Struktur des letzten Turniers im Sinn und sind dann überrascht, weil sie aufgrund der falschen Erinnerungen falsche Entscheidungen treffen. Natürlich sollte sich jeder Spieler zu Beginn eines Turniers über die Strukturen informieren, aber im Rahmen der vielen internationalen Reisen, welche PokerPros auf sich nehmen, um an den einzelnen Touren teilzunehmen, kann es durchaus sein, daß diese Informationen im allgemeinen Trubel untergehen. Wenn wir nur eine oder zwei große “Major League“ Touren hätten mit gleichen Regeln und Strukturen, könnten die Spieler ihr Spiel leichter auf das nächste Level bringen und müssten uns nicht für jedes Turnier eine neue Strategie ausdenken. Wer möchte nicht sehen, daß bei Turnieren, das höchstmögliche Pokerniveau gespielt wird? Wenn man heute die beste Action und das A-Game der Spieler sehen möchte, ist dies mit der heutigen Übersättigung an Poker Touren nicht vereinbar.

Nicole Gordon glaubt, dass viele Pokertouren für das weltweite Wachstum des Pokersports wichtig sind.

Regionale Touren tragen zur Globalisierung des Games bei

Vielleicht liegt es ja an der UIGEA, aber momentan haben wir einige “zentralisierte“ Pokertouren, mindestens mal in den USA. Seit Online Poker-Rooms wie PokerStars und Full Tilt nicht mehr komplett in der Lage sind die 3-Party Buy-Ins für die großen amerikanischen Turniere, wie z.B. die World Poker Tour und der WSOP-Circuit, zu übernehmen, konzentrieren dies Anbieter ihre Expansion auf Übersee, was z.B. dazu führte, daß die Asian Pacific Poker Tour, die Latin American Poker Tour und die European Poker Tour gestartet wurden. Diese Vorgehensweise führt zu einer zunehmenden Globalisierung, was kurz und langfristig mehr Spieler an die Spieltische bringen wird. Die EPT könnte als Beispiel für die anderen Poker-Touren dienen. Während die Big Buy-In Turniere im Rahmen von US-Events unter fallenden Teilnehmeranzahlen leiden, kann die EPT sich über ständiges Wachstum freuen. PokerStars macht einen wirklich guten Job dabei, wenn es darum geht regionale Pokertouren zu organisieren, was sicherlich ebenfalls zur weiteren Verbreitung des Games beizutragen.

Mehr Auswahl für die Spieler

Sicher, regelmäßige Teilnehmer an den Touren müssen einige schwierige Entscheidungen fällen, wenn es darum geht ihre Teilnahme an den einzelnen Touren zu planen (Oktober in London oder Oktober in Las Vegas?), aber eigentlich ist dies ja wirklich nur ein kleines, persönliches Problem. Für die Amateure ist es viel leichter mal so an Turnier teilzunehmen, wodurch die Turniere auch wieder für die Pros interessanter werden. Durch die große Anzahl an internationalen Events, haben die Amateure eine viel bessere Auswahl im Bezug auf die Veranstaltungsorte, was wiederum für den einen oder anderen Freizeitspieler bzw. Semi-Pro ein wichtiges Argument ist, da dann eventuell mit der Turnierteilnahme noch ein Urlaub verbunden werden kann. Denken wir zurück an das Jahr 2004/2005, als man Geschichten über Spieler hörte, welche sich durch einen USD 11 Satelliten oder durch FPP’s für die WPT qualifiziert hatten. Diese Geschichten hört man regelmäßig bei Touren wie z.B. der LAPT, welche von PokerStars als Sponsor profitieren. PokerStars veranstaltet für seine gesponserten Turniere regelmäßig Satellites, die für jeden Bankroll geeignet sind.

Große Auswahl an unterschiedlichen Buy-In’s

Bedingt durch die weltweiten wirtschaftlichen Schwierigkeiten, sind viele Spieler nicht mehr bereit USD 10.000 Buy-In für ein einziges Turnier zu zahlen. Touren wie z.B. die APPT und die LAPT bieten schon Buy-Ins von USD 2.500 bis USD 5.000 und bieten trotzdem das Flair eines regulären internationalen Events. Einige US-Casinos haben diese Idee bereits adaptiert (siehe z.B. das Borgata) und bieten Events mit niedrigem Buy-In an. Es fällt einem Amateurspieler einfacher USD 2.500 für ein LAPT zu zahlen, als wenn er sich entscheiden muss, USD 10.000 zu investieren. Durch die große Anzahl von Pokertouren und die Vielzahl unterschiedlicher Buy-Ins wird das Game für eine breitere Zielgruppe interessant und genau dies ist doch letztendlich beabsichtigt.