Interview mit Thomas Fecht, Leiter Casino Reeperbahn, Spielbank Hamburg Jahr+Achterfeld KG

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


„nur wo Kasino draufsteht, ist auch Kasino drin“

Thomas Fecht
Thomas Fecht

ISA-GUIDE Chefredakteur Reinhold Schmitt sprach mit Thomas Fecht, Leiter des Casino Reeperbahn über den bevorstehenden Relaunch und aktuelle Entwicklungen.

Thomas Fecht, Jahrgang 1961, ist seit 2000 Leiter des Casinos Reeperbahn. Seine Laufbahn begann er 1984 mit einer Ausbildung zum Croupier in der Spielbank Hannover. 1985 wechselte er in den Automatenbereich. 1995 übernahm er die Leitung des Automatenspieles der Spielbank Stuttgart, das am 31.12.1995, als damals größtes Automatenspiel Deutschlands, eröffnete.

ISA-GUIDE, Chefredakteur, Reinhold Schmitt: Wer dieser Tage am Casino Reeperbahn vorbeigeht, gewinnt gleich neue Einsichten. Was ist das Ziel der neuen Offenheit?

Thomas Fecht: Die neue Transparenz und neue Einsichten gehören zum Programm. Sie sind Teil des Relaunches, den wir am 8. August feiern. Auffällig ist schon von außen durch das gläserne Entree, dass wir ein Casino sind. Besucher der Reeperbahn erkennen sofort was sie erwartet: Eine Spielbank, keine Spielhalle.

ISA-GUIDE, Schmitt: Casinos nennen sich auf der Reeperbahn mehrere.

Fecht: Aber nur wo Casino draufsteht, wie bei uns, ist auch Casino drin. Der Gast sieht sofort, hier wird Roulette, Black Jack und Poker gespielt. Das sind klassische Glücks-Spiele, die nur wir hier anbieten und anbieten dürfen. Dazu kommen die Automaten für die typische Atmosphäre von Las Vegas. Bisher haben wir uns zu wenig von den Spielhallen abgegrenzt. Auf dem Kiez flimmert oft Casino über der Leuchtreklame, auch wenn dahinter ein schummeriger Raum mit Automaten lockt. Das Casino Reeperbahn zeigt klar, was Casino heißt: Glücksspiel mit Kiez-Glamour.

ISA-GUIDE, Schmitt: Die neue Glastür ist aber nicht alles?

Fecht: Selbstverständlich nicht, aber eine Innovation, auch wenn es wie eine Kleinigkeit wirkt. Aber wer nun bei uns hereinschaut sieht einen Spielsaal, der dem Trend der Zeit folgt. Das Casino macht Ernst mit dem Wunsch vieler Gäste: Mehr erleben. Wer klassisch spielen will, der findet schon im Erdgeschoss zwei American Roulette Tische. Dazu Poker und Automaten. Wir setzen nun klar und deutlich neue Akzente: Das klassische Spiel rückt stärker in den Mittelpunkt. Zudem geben wir der Poker-Community rund um den Kiez nun ein komfortableres Zuhause. Wir haben auf die große Nachfrage reagiert und einen weiteren Pokertisch unten in den ersten Spielsaal platziert.

ISA-GUIDE, Schmitt: Sie wollen mehr als Spiel bieten. Wie?

Fecht: Im ersten Geschoss ist Black Jack jetzt mit in den Automatenbereich integriert. Wir bieten dazu aber nun – wie von Gästen gewünscht – Casino Live und Lounge-Atmosphäre in einem. So ist das Interieur schick und auch etwas cool, wie in vielen Clubs auf dem Kiez– aber immer mit dem Charme der Reeperbahn. Wir bieten neben Glücks-Spiel auch Club- und Lounge Atmosphäre an, um zu entspannen, neudeutsch, um zu chillen. Im zweiten Geschoss entstand so eine Lounge, in der Gäste jetzt die Bundesliga sehen, aber auch Konzerte erleben können. Oder den Drink an der Bar nehmen. Motto: Mehr erleben – mit Sicherheit. Denn ohne Ausweis geht auch bei uns am Eingang nichts.

ISA-GUIDE, Schmitt: Die Reeperbahn hat sich gewandelt.

Fecht: … und die Spielbank mit ihr. Wir waren mit dem Musicaltheater vor 22 Jahren die ersten, die für die neue Reeperbahn standen. Weg vom Schmuddelimage – hin zum Entertainment. Die Besucher haben andere Ansprüche. Darum ist das Casino nun auch nicht mehr nur ein Haus des Glücksspiels, sondern auch Club und Lounge. Chill im Casino-Ambiente. So lohnt sich ein Besuch auch für den, der nicht spielen möchte.

ISA-GUIDE, Schmitt: Das Datum der Eröffnungsfeier hat einen besonderen Grund?

Fecht: Am 8.8.2009 wird das Casino 22 Jahre alt. Der Eröffnungstag 7.8.87 geht auf die Väter der Hamburger Spielbank, John Jahr und Wilfried Achterfeld zurück. Sie setzten das Anagramm-Datum fest, weil es Glück bringt. Auch andere kreative Ideen stammen aus dem Haus Reeperbahn 94-96: Hier erfand Heinrich Heckel das Hamburger Rundstück warm: Vorläufer des Hamburgers. Hier drehte sich das erste Glücksrad, ein Jahr vor SAT.1. Das Kiez-Casino war das erste, in dem nur weibliche Croupiers rechte Hand Fortunas waren. Der erste Leiter des Casinos war Ludwig Rielandt, der zuvor 12 Jahre die Polizeistation „Davidwache“ führte. Er wechselte nur die Straßenseite.

ISA-GUIDE, Schmitt: Wie sieht die wirtschaftliche Situation auf dem Kiez aus?

Fecht: Die wirtschaftliche Situation geht auch am Casino nicht vorbei. Dazu kommt ein Trend, der den Kiez generell trifft: Es kommen weniger Besucher. Die Verweildauer ist kürzer. Das Budget für Freizeit und Entertainment ist geschrumpft und dazu gehört auch Glücksspiel. Doch es gibt auch Besonderheiten für das Casino Reeperbahn. So wirken sich zusätzlich die neuen, seit 1. Januar 2008 geltenden gesetzlichen Regelungen im Bereich Glücksspiel aus. Danach muss jeder, der ein konzessioniertes Casino wie das auf der Reeperbahn besucht, seinen Ausweis vorzeigen. Gerade auf dem Kiez sitzt der allerdings nicht immer locker, viele Touristen haben ihn nicht dabei.

ISA-GUIDE, Schmitt: Wie trifft es die Mitbewerber?

Fecht: Da das Gesetz für Spielhallen nicht gilt, weichen viele aus. Der Glücksspielstaatsvertrag hat damit auch kontraproduktive Effekte. Denn um die grundgesetzlichen Funktionen zu erfüllen, müssen auch wir Erträge erzielen. Gehen die zurück, können wir den sicheren Spielraum, wie vom Gesetz vorgesehen – nicht mehr wie zuvor bieten. Und der Gast steuert andere Bereiche an, die nicht den strengen Auflagen unterliegen. Durch die neuen Gesetze haben wir ordnungspolitische Aufgaben. Es geht nur noch darum, den Spieltrieb in geregelte Bahnen zu lenken und zu kanalisieren. Dass dafür wirtschaftliche Erfolge notwendig sind, darüber wurde zu kurz nachgedacht.

ISA-GUIDE, Schmitt: Gibt es spezielle Angebote?

Fecht: Durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag sind wir in der Werbung eingeschränkt. Daher wird es schwieriger, unseren öffentlichen Auftrag so umzusetzen, dass Gäste zu uns kommen und nicht woanders spielen. Wir bieten dazu einen neuen Jackpot. Hier kann zusätzlich gewonnen werden – eine Harley-Davidson. Allein der Zufall entscheidet, wer ihn knackt und den Klassiker nach Hause fährt. Vor kurzem holte sich ein 47-Jähriger die Harley. Der Jahrgang passte zum Altrocker-Image: Der Gewinner wurde 1962 geboren – im Jahr, als Mick Jagger die Rolling Stones gründete. Er bekam nicht nur das Bike, sondern auch 1.500 Euro Spritgeld. Damit könnte er 8.500 Kilometer schaffen, von Hamburg bis zur Partnerstadt Shanghai.

ISA-GUIDE, Schmitt: Zum Schluss: Wer an Hamburg denkt, denkt oft zuerst an St. Pauli. Aber zuweilen rücken die Medien den Kiez in ein anderes Licht.

Fecht: Wenn Sie Bereiche sehen, müssen Sie daran denken, dass die Reeperbahn für die Medien interessant ist. Auch hier gilt: bad news are good news. Business as usual zählt weniger. Aber jedes Wochenende gehen Hunderttausende über den Kiez, machen Party, gucken und fühlen sich sicher. Denn auf kaum ein anderes Viertel schauen Politik und Polizei so intensiv wie auf die Reeperbahn, gerade weil es international so prominent ist.