Interview mit Ludwig Verschl – Technischer Direktor der Spielbank Baden-Baden

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Wir sprechen mit Managern, Direktoren, Aktionären und Persönlichkeiten aus der Spielbank- und Casinobranche. ISA Casinos hinterfragt Aktuelles und Interessantes für Sie. Heute sprechen wir mit Herr Verschl, Technischer Direktor der Spielbank Baden-Baden.

ISA-CASINOS, Chefredakteur, Reinhold Schmitt: Herr Verschl, seit wievielen Jahren sind sie in der Spielbank Baden-Baden und wie kamen Sie dazu?

Ludwig Verschl: Seit 1967 bin ich in der Spielbank Baden-Baden tätig, eigentlich kam ich – seinerzeit über die Tätigkeit bei einer hier in Baden-Baden ansässigen Geschäftsbank – in Berührung mit dem Casino. Mich hat das Umfeld interessiert und fasziniert mich bis heute. Ich habe mich damals voller Begeisterung beworben und mit meiner Anstellung war die Weiche für meine berufliche Entwicklung, die letztendlich zu meiner Ernennung zum Technischen Direktor der Spielbank Baden-Baden führte, gestellt.
Mein Anliegen als Technischer Direktor der Spielbank Baden-Baden ist es, dieses Haus mit dem Bewusstsein zu leiten, den Besuchern eine ganz besondere Attraktion der Stadt Baden-Baden zu bieten; dazu gehört auch den Ansprüchen unserer Gäste, die hier immer Besonderes erwarten, gerecht zu werden.

ISA-CASINOS: Heute sind Sie Technischer Direktor. Hat sich seit jener Zeit von Beginn bis heute Denkwürdiges verändert?

Verschl: Ja natürlich, da hat sich sehr viel geändert. Denken Sie nur mal daran, dass es 1967 hier noch keine Spielautomaten gab. Diese wurden im Casino Baden-Baden erst 1981 eingeführt. Die ersten Casinos, die in Deutschland Spielautomaten eingeführt hatten, waren ja bekanntlich im norddeutschen Raum angesiedelt. Auch das Spielangebot war, unter derzeitigen Umständen betrachtet, teilweise anders. Es gab damals zum Beispiel noch das Punto Banco, aber kein Poker, Black-Jack oder American Roulette.

ISA-CASINOS: Was macht für Sie einen typischen Croupier aus?

Verschl: Also ich denke, dass ein Croupier bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss, die ihn für eine Eignung qualifizieren. Dazu zählen gewisse manuelle Fertigkeiten, geistige Beweglichkeit sowie ein ansprechendes Erscheinungsbild. Das sind mit Sicherheit die wichtigsten Aufnahmekriterien – die machen eigentlich schon den typischen Croupier aus.

ISA-CASINOS: Wie sehen Sie die Ausbildung der Croupiers, wie sieht diese aus, werden diese hier im Haus ausgebildet oder holen sie Croupiers von auswärts?

Verschl: Wir handhaben das so wie die meisten Casinos und wir akzeptieren nur Croupiers, die durch unsere Schule gegangen sind. Seit 1950 gibt es die traditionsbewusste Croupier-Schule unseres Hauses, wir sind Ausbildungsträger in allen Sparten.

ISA-CASINOS: Das heisst, Sie bilden Ihre Croupiers in den klassischen Spielen Roulette, Baccara, Black-Jack, Poker….etc… aus?

Verschl: Wir decken das gesamte Spielangebot mit Grund-, Ergänzungs- und Perfektionierungskursen ab. Die Erlangung dieses allgemein anerkannten und renommierten Zertifikats befähigt den Croupier dem breiten Spektrum unseres Spielangebots gerecht zu werden.
Es kann durchaus sein, dass ein Anwärter für Beförderungen in unserem Hause das notwendige Zertifikat seines Grades nicht vorweisen kann und somit aus diesem Grunde letztens nicht befördert wird, und zwar solange, bis das erforderliche Zertifikat vorliegt und die notwendige Schulung absolviert wurde.

ISA-CASINOS: Übernehmen Sie die Croupiers, die Sie hier ausbilden?

Verschl: Da wir nach Bedarf ausbilden, werden die Leute in der Regel auch übernommen.

ISA-CASINOS: Früher waren die Zeiten besser heisst es, gaben die Besucher mehr Geld in den Tronc? Wie ist es heute damit?

Verschl: Zunächst einmal kann und will ich nicht beurteilen, ob die Zeiten früher besser waren; heute ist jedenfalls vieles anders, das ist keine Frage. Früher floß in der Tat mehr Geld in den Tronc, doch dass in der heutigen wirtschaftlichen Situation viele Leute ihr Geld – bildlich gesprochen – länger festhalten, ist klar und das bekommen wir auch zu spüren. Aber wir spüren natürlich auch, dass es immer mehr Casinos gibt und nicht nur hier in Deutschland. Da entsprechend attraktive Angebote vorhanden sind, und der Standort des Casinos natürlich auch immer eine regionale Geschichte ist, bedeutet die zunehmenden Casinodichte sicherlich eine zunehmend wachsende Herausforderung.

ISA-CASINOS: Wie beurteilen Sie die allgemeine Lage in den Spielbanken? Man spricht von Krisenstimmung und fallenden Umsätzen.

Verschl: Wir haben hier sicherlich keine Krisenstimmung, und wenn ich die Zahlen für das Jahr 2002 (Bruttospieleinnahmen 35,2 Mio. EUR) zugrunde lege, auch eine geringe Umsatzsteigerung, allerdings bedingt durch das Automatenspiel.

ISA-CASINOS: Das heisst also, wie in allen anderen Spielbanken ist das Automatenspiel von den Einnahmen her die Nummer eins vor dem klassischen Spiel?

Verschl: Dem ist so.

ISA-CASINOS: An welche grossen Gewinne, die Ihre Gäste hier gemacht haben, erinnern Sie sich?

Verschl: Natürlich kann man da einige nennen, beispielsweise gab es einmal einen Spieler, der erhielt am Jackpot die stolze Summe von 1,4 Mio. D-Mark. Dem hatte es im wahrsten Sinne des Wortes, die Sprache verschlagen – er konnte nicht mehr sprechen.

Dann hatten wir einmal einen chilenischen Spieler, der in wenigen Tagen im Roulette 3 Mio. DM gewonnen hat. Er hat Maximum auf einfache Chancen gespielt und das gleichzeitig an mehreren Tischen. Gewaltig!

ISA-CASINOS: Sie sind bekannt, dass Sie sich sehr für das klassische Spiel in den Spielbanken einsetzen. Wie beurteilen Sie die Zukunftschancen?

Verschl: Chancen für das klassische Spiel sehe ich ganz gewiß – und vor allem hier in der Spiebank Baden-Baden, wo das klassisches Spiel schon immer eine besondere Rolle spielte. Bei uns – und das erlebe ich immer wieder – haben die Leute noch einen anderen Anspruch. Es wird auch heute noch erwartet, dass selbst unsere Croupiers im Smoking dasitzen, dass es eine entsprechende Kleiderordnung gibt und das Ambiente dem entspricht, das die Leute aus dem Fernsehen kennen. Ich bin davon überzeugt, dass wir genau hier unsere Nische haben! Dieser klassische Bereich, auch wenn er jetzt kleiner wird, kleiner werden muss, ist eine Domäne für ein Traditionscasino wie Baden-Baden.

ISA-CASINOS: Viele prominente Gäste haben die Spielbank Baden-Baden besucht, an welche erinnern Sie sich besonders gerne?

Verschl: Ich erinnere mich an viele Gäste sehr gerne, aber wenn Sie nun von den prominenten Gästen sprechen möchten, kann ich in jüngster Zeit den ehemaligen Amerikanischen Präsidenten, Bill Clinton (ISA-CASINOS berichtete), nennen. Auch waren beinahe alle Bundespräsidenten hier, ich erinnere mich an ein Gespräch mit Herr von Weizsäcker und seiner Gattin oder den Tschechischen Staatspräsidenten, Herrn Havel. Es waren eine Menge Leute aus der internationalen Politik und Wirtschaft bei uns zu Besuch. Es gibt regelmäßig Besuche aus dem Saudischen Königshaus, da kennt man zwischenzeitlich eine Reihe von Prinzen. Ich erinnere mich auch an unzählige Russische und Chinesische Minister, die hier waren – die Reihe könnte ich noch lange fortsetzen…

ISA-CASINOS: Waren denn auch Persönlichkeiten aus Fernsehen, Film oder den Medien hier?

Verschl: Natürlich, ich denke dabei an Heiner Lauterbach, den bekannten Fernsehstar aus vielen Serien und Spielfilmen, der vor ein paar Wochen hier war, darüber haben Sie auch berichtet…
Durch die jährliche Verleihung des Deutschen Medienpreises gibt es natürlich immer Berührungspunkte mit gekrönten und ungekrönten Häuptern.

ISA-CASINOS: Was zeichnet die Spielbank Baden-Baden insbesondere aus?

Verschl: Die Spielbank Baden-Baden ist eine der ältesten, traditionsreichsten und wahrscheinlich auch eines der schönsten Casinos überhaupt, dies ist mit Sicherheit schon ein ganz besondere Auszeichnung.

ISA-CASINOS: Ist Baden-Baden auch mit dem „5-Star-Diamond-Award“ ausgezeichnet?

Verschl: In der Tat haben bisher nur die Spielbanken Baden-Baden und Monte Carlo in Europa den 5-Stars-Diamond-Award, die höchste amerikanische Auszeichnung für Dienstleistungsunternehmen erhalten, darauf können wir mit Recht stolz sein.
Bei allen Gästeumfragen, die wir selbst oder die Marketinggesellschaft durchgeführt haben, erhielten wir ausnahmslos nur Bestnoten.

ISA-CASINOS: Was macht die Spielbank Baden-Baden gegen Spielsucht?

Verschl: Wir machen hier eine ganze Menge und dies sehr engagiert mit unserer täglichen Hotline in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis gegen Spielsucht e.V.. Allein dieses Angebot, denke ich, gibt es in der Form kaum irgendwo sonst. Hier kann man täglich mit speziell in diesem Bereich geschulten Fachleuten telefonisch in Kontakt treten. Die Spieler erhalten eine kompetente und umfassende Beratung und können auf Anfrage auch Gespräche, Termine und Adressen von Suchtberatungsstellen an ihrem Heimatort erfahren.

ISA-CASINOS: Es ist bekannt, dass die Spielbank Baden-Baden und Konstanz vom Land Baden-Württemberg übernommen werden soll. Wie gehen Sie damit jetzt um?
Wie geht die Spielbank Baden-Baden damit um…?

Verschl: Wie Sie wissen, klagen die Gesellschafter gegen diese Entscheidung, der Ausgang ist sicherlich noch offen und Sie verstehen, dass ich mich als Technischer Direktor dazu nicht äussern kann.
Ich sehe meine Aufgabe darin, alles daran zu setzen, dass es – wenn es denn so sein soll -einen reibungslosen Betriebsübergang geben wird. Dabei werde ich konstruktiv mitarbeiten.

ISA-CASINOS: Wie wirkt sich das aber für Ihre Mitarbeiter aus?

Verschl: Zunächst sicherlich gar nicht, weil bei einem nahtlosen Betriebsübergang – und davon ist auszugehen – die Mitarbeiter übernommen werden. Wie dann zu späterem Zeitpunkt der neue Betreiber entscheidet, dazu kann ich nichts sagen.

ISA-CASINOS: Was ist das persönliche Ziel des Hr. Verschl für die Zukunft?

Verschl: Wenn man so viele Jahre für und in einem der schönsten Casinos der Welt gearbeitet hat, dann würde ich gerne so lange ich kann, und darf – so muss man ja sagen – dies weitertun.

ISA-CASINOS: Ich bedanke mich für das Gespräch!