Profil Jennifer Harman

Von Lisa Horn

Die zierliche US-Amerikanerin zählt zur Poker-Pro Weltelite, war mit 8 Jahren schon begeisterte Pokerspielerin, lässt sich von keinem Schicksalsschlag so leicht umhauen und ist die einzige Frau im Profi-Lager, die bereits zwei Bracelets bei der WSOP gewinnen konnte.

Im Jahr 1964 hat Jennifer Harman das Licht der Welt erblickt, im Bundesstaat Nevada in Reno. Es wird behauptet, dass Klein Jenny bereits als 8-Jährige am Pokertisch gesessen sein soll. Denn ihr Vater ist genauso Poker begeistert wie sie selbst. Doch das Talent für Poker und Strategie dürfte Jennifer nicht von ihrem Vater geerbt haben, denn sie soll bereits in diesem zarten Alter, nicht nur verlorene Einsätze ihres Dads zurückgewonnen haben.

Vielleicht ist Harmans Interesse an Poker aber vor allem darin begründet, dass sie bereits als Kind Nierenkrank war. Mit 16 hatte sie ihre erste Transplantation, erst kürzlich im Jahr 2004 dann die zweite. Daher war ihre Kindheit nicht so unbeschwert und frei, wie sie vielleicht bei einem gesunden Kind hätte sein können. Ihr Fokus auf Gehirntraining und geistige Beschäftigung könnte darin begründet sein.

Die Highschool hat die begnadete Pokerspielerin abgeschlossen, bei ihrem Biologie-Studium hat sie sich dann aber zugunsten des Kartenspiels entschieden. Das war ihrem Vater nicht so recht, schließlich dürfte er Pokern nicht all zu professionell betrachtet haben und sich eine schlimme Zukunft für seine Tochter ausgemalt haben. Der Kontakt zwischen Vater und Tochter brach daher für Jahre ab. Erst als sich die ersten Erfolge bei Jennifer Harman einstellten, gab es wieder eine Annäherung.
Doch bevor es soweit war, hatte die zierliche Amerikanerin noch eine Durstrecke und Lehrzeit vor sich. Mit ihrem Umzug nach Los Angeles erhoffte sie sich den Durchbruch als Pokerspielerin, doch es war alles andere als leicht und sie war schnell pleite. Die Reise ging weiter, über die Ostküste zurück nach Nevada – diesmal aber nicht ihre Heimatstadt Reno, sondern Las Vegas. DAS Spielermekka…

Harman musste sich von Freunden Geld leihen um ihre Verluste zurückzuspielen. Ein kluges Bankroll-Management musste sie sich erst aneignen. Zu hoch waren die Limits, die sie gespielt hatte, zu aggressiv ihr Stil. Den aggressiven Spielstil hat sie sich beibehalten, aber das strategische Wissen hat sie durch tausende Pokerpartien ausgebaut.

Heute gilt sie als eine der besten Limit Spielerinnen und wurde von Doyle Brunson sogar gebeten ein Kapitel in seiner Poker Bibel „Super System 2“ zu schreiben. Aber auch in anderen Poker-Variationen kann die Allrounderin brillieren. Beim Event #12 Deuce to Seven Draw im Jahr 2000 gewann sie ihr erstes WSOP Bracelet. Und das obwohl sie diese Spiel-Variante erst kurz zuvor von Howard Lederer erklärt bekommen hatte. Zu ihren engsten Freunden zählen nicht nur Howard Lederer sondern auch Doyle Brunson, Daniel Negrenau oder Chip Reese.

Doch bevor sie bei der WSOP ihren ersten Sieg einstreifen konnte hatte sie bereits mehrere Jahre Turniererfahrung auf dem Buckel. 1996 war es ein 6. Platz bei Event #19 Pot Limit Hold’em, der ihre erste Bewunderung einbrachte. 1999 dann ein 13. Platz bei Event # 1 Limit Hold’em.

Nach ihrem fulminaten Erfolg im Jahr 2000 konnte sie 2002 ihr zweites Bracelet gewinnen – dismal bei Event # 24 Limit Hold’em – ihrem Spezialgebiet. Auch beim europäsichen Pendant der WSOP-E konnte sie beim H.O.R.S.E. Event im Jahr 2007 einen tollen 2. Platz belegen. Aber auch bei einigen WPT-Events konnte sie sich immer wieder unter die Top 10 spielen.

Trotz ihrer Teilnahme bei internationalen Turnieren gilt Harman eigentlich als passionierte Cash-Game Spielerin und zwar mit hohen, wirklich hohen Limits. Nicht selten, dass man sie im Bellagio bei High-Limit Partien mit $ 3000/ $ 6000 antrifft. Sie war sogar Mitglieder der legendären Gruppe „The Corporation“. Diese wurde vom texanischen Milliardär Andy Beal zum Heads-up gefordert. Die Limits lagen da bei astronomischen $ 100.000/ $ 200.000,-. Neben Jennifer waren es auch Doyle Brunson, Chip Reese, Todd Brunson, Ted Forrest, Howard Lederer, Phil Ivey, Gus Hansen, Barry Greenstein, Chau Giang und noch einige mehr, die zwischen 2001 und 2004 gegen Beal angetreten waren.

Seit ihrer Nierentransplantation im Jahr 2004 ist Harman auch karitativ engagiert. Ihre Organisation “CODA” (Creating Organ Donation Awareness), sammelt nicht nur Geld für Transplantations-Therapien, sondern widmet sich vor allem Aufklärung im Bezug auf Organ-Spende. Wer kann spenden, welche Organe und was hat das für Auswirkungen.

Nach ihrer Transplantation nimmt Harman seit 2005 wieder aktiv an internationalen Turnieren Teil. Dieses Jahr hat sie bei der WSOP drei Events gespielt. Event #33, Limit Hold’em World Championship – den sie mit Platz 12 beenden konnte und $ 41.040,- Preisgeld. Event #41 der WSOP Shootout mit Platz 22 und $ 16.739,- Gewinn und der Ante Up for Africa Event mit Platz 9. Beim Main Event musste sie an Tag 3 das Feld räumen.

Nach der WSOP wird man Jennifer Harman sicher wieder, wie gewohnt, im Bellagio an den High-Stakes Tischen finden. Nicht umsonst spielt sie im Team der Full Tilt Poker Pros und Doyle Brunson sagt über sie: „Sie ist nicht nur die beste weibliche Spielerin der Welt, sondern sie rangiert auch unter den Top-Elite-Spielern weltweit.“