WSOP-Geschichte (Teil 2) – Die frühen Jahre der World Series of Poker

Dies ist der zweite Teil einer kleinen Serie über World Series of Poker und ihre größten Helden. In Teil 1 wurden die Zeit vor der WSOP sowie deren Auftakt im Jahr 1970 vorgestellt. Nun folgt die mit kleinen Anekdoten gespickte Schilderung der ersten beiden Jahrzehnte der WSOP.

Nach dem Start 1970 gab es im darauffolgenden Jahr schon die ersten großen Änderungen. So startete 1971 die World Series of Poker zum ersten Mal mit den uns bekannten Turnieren im Freeze-out-Modus. Es wurden fünf Turniere angesetzt und das große Highlight war natürlich der Main Event. Die happigen USD 5.000 leisteten sich nur sechs Spieler und gewonnen hat Johnny Moss, der damit seinen „Erfolg“ aus dem Vorjahr untermauerte. Die Siegesprämie von USD 30.000 ging offiziell an Moss, allerdings haben Zeitzeugen inzwischen bestätigt, dass damals immer Deals ausgehandelt wurden. „The winner takes it all“ war vor allem eines, nämlich medienwirksam.

1972 waren es bereits acht Spieler beim Main Event und um die Werbetrommel weiter zu rühren, legte Ben Binion pro Teilnehmer weitere USD 5.000 in den Preispool. Walter „Puggy“ Pearson wurde zum zweiten Mal Runner-up, Sieger wurde diesmal „Amarillo Slim“ Preston. Als Side-Event steht offiziell nur ein Five-Card-Stud-Turnier in den Geschichtsbüchern und zum zweiten Mal in Folge sicherte sich Billy Boyd den Sieg.

Es ging nun von Jahr zu Jahr zügig voran. Sieben Side-Events lockten 1973 und dazu gab es den Main Event zum ersten Mal mit einem Buy-in von USD 10.000. Mit 13 Teilnehmern war der Preispool entsprechend astronomisch – na ja, zumindest für damals – und „Puggy“ Pearson war bei dieser WSOP der große Gewinner, zumal er auch zwei Side-Events für sich entscheiden konnte.

Zum allerersten Mal waren auch TV-Kameras anwesend. Damals wurden die Geschehnisse am Finaltisch gefilmt und im Zentrum standen die Spieler, die zudem in einer einstündigen Reportage nähergebracht wurden. Immer noch war Poker für den Durchschnittsbürger etwas Verruchtes. Zwar gab es die Homegames, doch Doyle Brunson und Co. spielten um Summen, die sich nur zwielichtige oder sehr reiche Personen leisten konnten.

Mitte der Siebziger ging es mit großen Schritten weiter. Seit 1974 gibt es zur Siegprämie die bekannten und begehrten Bracelets. Billy Boyd gewann zum vierten Mal in Folge das Five-Card-Stud-Turnier und hätte 1975 wohl nachgelegt, wenn es da noch ein solches Turnier gegeben hätte. 1976 wurde der erste Rebuy-Event (2-7 Draw) eingeführt und ein Jahr darauf standen bereits zwölf Side-Events auf dem Programm, darunter auch ein Women’s-Seven-Card-Stud-Turnier. Doyle Brunson gewann in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge den Main Event.

Im Jahr 1979 schaffte die WSOP ihren großen Durchbruch. Der Fernsehsender CBS berichtete nun regelmäßig über den Main Event und mit über 50 Teilnehmern gab es zum allerersten Mal auch mehr als eine halbe Million Dollar an Preisgeldern zu holen. Der Sieg ging mit Hal Fowler das erste Mal an einen reinen Amateur. Fowler erhielt USD 270.000, denn seit 1978 wurden die Preisgelder nun auch offiziell verteilt. Als die Presse nämlich Wind davon bekam, dass ohnehin geteilt wurde, drohte man den Veranstaltern wegen vermeintlichen Betrugs.

Mit den Achtzigern wurde nicht nur kalendarisch ein neues Zeitalter eingeleitet. Die Popularität von Turnierpoker war inzwischen so groß, dass es Platz für eine zweite große Turnierserie gab. Von 1979 bis 1991 fand der Amarillo Slim’s Super Bowl of Poker im Ceasars Palace statt und war eine gelungene Abwechslung für die Poker-Pros.

1980 war es ein begnadeter Gin-Rummy-Spieler, der die Pokerwelt aufmischte und Doyle Brunson im Heads-up des WSOP-Main-Events bezwang. Die Rede ist von niemand Geringerem als Stu Ungar. Mit gerade einmal 26 Jahren löste er Bobby Baldwin (Gewinner von 1978) als jüngsten Main-Event-Champion aller Zeiten ab und feierte 1981 seine Titelverteidigung.

1982 gab es aber schon die nächste große Geschichte, die auch heute noch zu den bekanntesten Legenden gehört. Der baumlange Jack Strauss zählte seinerzeit zur Sorte der aggressivsten Spieler, der jede Schwäche seiner Gegner sofort ausnutzte. Beim Main Event hatte er gerade alle Chips verspielt und wollte seinen Platz räumen, als er noch einen einzelnen Chip vorfand – es existieren im Übrigen diverse Varianten dieser Erzählung. So war der Chip mal unter dem Portemonnaie, mal unter dem Stuhl. Auch wird bis heute noch diskutiert, ob er „All-in“ gesagt hatte (und den Chip eigentlich im Nachhinein hätte abgeben müssen) oder aber ob er nur seinen Stack in die Mitte geschoben hatte. Mit diesem einzelnen Jeton startete Strass die legendärste Aufholjagd aller Zeiten und gewann den Main Event, der zum ersten Mal auch über 100 Teilnehmer hatte. Die Redewendung, dass man nur „a chip and a chair“ benötigt, ist aufgrund dieser Meisterleistung heute noch geläufig.

Anfang der Achtzigerjahre wurde auch Omaha in Las Vegas populär. Das Konzept gab es schon vielerorts, teilweise mit fünf Holecards, teilweise mit vier. Robert Turner sprach mit Billy Boyd, der Cardroom-Manager im Golden Nugget war, über das Spiel und dieser erkannte sofort das Potential. Ab 1983 verbreitete sich Omaha dann wie ein „Präriefeuer im Poker“ (Zitat Doyle Brunson) und wurde auch zum ersten Mal bei der WSOP angeboten. Im gleichen Jahr gab es noch eine weitere Neuerung. Um den Zulauf noch größer werden zu lassen, fanden die ersten Satellites statt. Tom McEvoy konnte eines dieser Qualifikationsturniere gewinnen und machte aus USD 1.000 satte USD 540.000, als er unter anderem Doyle Brunson (3./USD 108.000) auf die Plätze verwies.

Ende der Achtziger gab es mit Johnny Chan (1987 und 1988) den nächsten Back-to-back-Champion. Und der „Orient Express“ rollte 1989 sogar auf seinen dritten Sieg in Folge zu. Am vierten und letzten Tag fand sich Chan mit dem aufstrebenden Phil Hellmuth Jr. im Heads-up wieder. Der damals 24-jährige Student war zwar kein Frischling, erstaunte die Fachwelt dennoch, als er den weitaus erfahreneren Chan besiegte und Ungars Altersrekord knackte.

Im nächsten Teil wird über die „Neuzeit“ der WSOP berichtet und im vierten und letzten Teil werden die 40 größten Champions aller Zeiten vorgestellt.

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