Interview mit der englischen Pokerlegende Neil Channing

Von Barry Carter

Wir trafen uns Anfang der Woche mit Neil Channing und sprachen mit ihm über die diesjährige WSOP und seine Belts. Channing und seine Black Belts wohnen während der WSOP in einem Haus etwas außerhalb von Las Vegas und hoffen ein Bracelet mit nach Hause bringen zu können.

Pokernews: Wie lief die WSOP denn bisher für Sie?

Neil Channing: Nicht wirklich gut, ich habe ein weiteres kleines Preisgeld beim USD 5000 Shootout gewonnen. Es lief im entscheidenden Moment nicht gut. Ich denke bisher hatte ich in Vegas 15 Races bei welchen es um meine weitere Teilnahme in Turnieren ging und gewonnen habe ich nur zwei. Ich bin mit Full House in Quads gerannt, eigentlich habe ich gut gespielt, es lief nur halt mal nicht gut.

PN: Ist es befriedigend wenn man bei einem Turnier ein Mini-Preisgeld gewinnt oder fühlt es sich genauso schlecht an, als würde man bei einem Turnier auf Level 1 ausscheiden?

Channing: Es ist wirklich frustrierend. Ich sprach mit Tony Cousineau, als ich in einer Schlange stand um mir ein Mini-Preisgeld auszahlen zu lassen, er erzählte mir, daß er ebenfalls sehr frustriert über die vielen Mini-Preisgelder wäre. Er sagte weiterhin, daß er einige Gelegenheiten hatten um den Bigstack zu spielen, er aber lieber vorsichtig gespielt hat, um nicht vorzeitig eliminiert zu werden – das hört sich für mich an, als spiele er um anständiges Geld zu gewinnen. Ich hatte schon einige Situationen, wo es um alles ging, ich habe verrückte Dinge gemacht, wie z.B. 50 BB geraist, um meine Gegner vor eine schwierige Entscheidung zu stellen, ich bin der Spieler, welcher wie dafür gemacht ist, andere Spieler zu schwierigen Entscheidungen zu zwingen und gebe mir immer zwei Chancen eine Hand zu gewinnen. Ich spiele also nicht um ein Mini-Preisgeld zu gewinnen, ich versuche mir einen Stack aufzubauen, welcher es mir ermöglicht, ein Bracelet zu gewinnen.

PN: Denken Sie die Lage könnte sich auch wieder ändern?

Channing: Ich freue mich auf das USD 10.000 Pot Limit Hold’em Championship Final Event, ich denke dort habe ich eine sehr gute Chance. Bei den anderen Events haben die Internetkids die regulären Spieler mittlerweile übertrumpft. Die Kids spielen so viele Hände und es gibt so viele gute Spieler. Pot Limit wird nicht so oft gespielt, sowohl Live, als auch Online. Ich habe mit Sicherheit mehr Pot-Limit Hände gespielt, als die meisten anderen Spieler. Ich denke David Pham, Phil Laak und John Kabbaj haben in diesem Event ebenfalls eine sehr gute Chance (Anmerkung der Redaktion: Wir befragten ihn am Mittwoch, kurz vor dem Start des Events – gute Vorhersage Neil).

PN: Sie wetten gerne, auf wen haben Sie bei dieser WSOP gesetzt und welche Spieler gefallen ihnen besonders in diesem Jahr?

Channing: Ich mag Isaac Hacton und habe auf ihn im USD 40.000 Event gewettet und er besaß die Frechheit und hat mich aus dem Turnier geworfen. Ich war nicht überrascht, daß Jason Mercier ein Bracelet gewonnen hat, war aber dann doch erstaunt, daß er sein Bracelet ausgerechnet in einem Pot Limit Omaha Event gewann. Dadurch hat er unter Beweis gestellt, daß es in diesen Events wichtiger ist ein guter Turnierspieler zu sein, als ein guter PLO Spieler zu sein. Vitaly Lunkin hat mich ebenfalls überrascht, er hat super gespielt. Als ich gegen ihn gespielt hatte, stellte ich allerdings fest, daß es überaus vorteilhaft sein kann, wenn man andere Spieler davon überzeugen kann, daß man der Rock im Turnier ist.
Ich denke außerdem Liv Boeree die Favoritin beim Boxkampf ist. Als ich davon das erste Mal hörte, dachte ich zuerst es wäre ein Witz, für mich ist sie die 3:1 Favoritin.

PN: Mal abgesehen von ihrer eigenen Frustration, wie läuft es so mit ihren Brown Belts?

Channing: Es könnte nicht besser laufen, wir haben eine großartige Zeit im Haus, es ist großartig etwas entfernt vom Trubel zu sein und einfach mal abschalten zu können. Die Jungs hatten einige freie Abende, einige waren in Clubs oder haben in Events mit kleinerem Buy-In’s gespielt, aber alle haben sich gut benommen. Am nächsten Wochenende haben wir ein Barbecue geplant, das wird sicherlich sehr amüsant.

PN: Denken Sie, daß die Ablenkung durch Black Belt Poker ihr Spiel an den Tischen beeinflusst?

Channing: Ich mag es, ich brauche Ablenkungen, wenn ich in Vegas bin, mir fällt es ohne Ablenkung viel schwerer mich auf die Spieltische zu konzentrieren. Ablenkung außerhalb des Spiels bedeutet für mich weniger Ablenkung während des Spiels; ich spiele dann nicht so viele Hände und mache auch sonst weniger Unsinn am Spieltisch. Offensichtlich ist es für mich wichtiger ein Bracelet zu gewinnen, als daß einer der Black Belts ein Bracelet gewinnt.

PN: Die anderen Spieler sieht man in England des Öfteren an einem Final Table sitzen, ist dies insgesamt ein gutes Zeichen für BlackBelt?

Channing: Nick Wright hat bei der GUKPT in Aberdeen sehr gut abgeschnitten, er ist ein sehr guter Spieler. Alle 50 “Graders” spielen sehr stark. Ich denke alle diese Spieler gehören zu den Top 100 der englischen Spieler ohne ein Sponsoring. Die Erfahrungen spornen die Spieler sehr an einen Punkt zu gewinnen, wie z.B. James Atkin, welcher sich seit dieser Zeit hervorragend entwickelt hat.

PN: Was kommt für Black Belt Poker nach Las Vegas?

Channing: Der Poker-Room sollte im August eröffnet werden, schauen wir mal, was die Spieler im Bezug auf ihre Grade in Vegas erreicht haben, dann werden wir sehen wieviel wir in Vegas insgesamt verloren haben. Falls wir ein Bracelet gewinnen sollten, werden wir das Geld entsprechend re-investieren, falls wir nichts zustande bringen, werden wir bei der nächsten Einstufung etwas konservativer sein. Wir werden vielleicht eine Probezeit vor der Höherstufung einführen und weniger Anwärter aufnehmen (ca. 40) damit wir uns mit den einzelnen Spielern intensiver beschäftigen können. Wir werden vielleicht etwas Zeit in die EPT oder die 2009 WSOP-Europe investieren. Die Idee mit der WSOP-Europe gefällt mir am besten… ich mag Bracelets.

Nach Vegas werden die Brown Belts an der GUKPT in Luton teilnehmen, welche einfach nur… großartig sein wird.