40 Jahre WSOP – Das nächste Jahrtausend

Von Shari Geller

Wenige Tage vor Beginn der WSOP, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag feiert, blickt PokerListings in einer Artikelserie noch einmal auf den Werdegang der Turnierserie. Im fünften und letzten Teil befassen wir uns mit dem 21. Jahrhundert.

Im Jahr 1991 wurde Jack Binion gefragt, wie er die Zukunft der WSOP sah. Die bevorstehende Explosion, die tausende von Spielern auf der Suche nach Ruhm und Geld in sein Casino strömen lassen sollte, konnte Binion natürlich nicht ahnen, und so ging er von einer langsamen, konstanten Wachstumsrate von 10-15% aus.

Der letzte Gewinner des Main Events im 20. Jhdt. war Jesus persönlich: Chris Ferguson.

Er gewann USD 1,5 Mio., nachdem er im Jahr 2000 als Letzter des 512 Spieler starken Teilnehmerfelds noch übrig war.

Jimn McManus, Pokerautor und damals Fünfplatzierte, schilderte die Geschehnisse am Final Table in seinem Buch Positively Fifth Street.

Der Moneymaker-Effekt.
Der Moneymaker-Effekt.

Der finale Zweikampf zwischen Ferguson und T.J. Cloutier entwickelte sich zu epischer Länge, und Cloutier arbeitete sich gegen den anfangs riesigen Chipvorsprung von Ferguson langsam nach oben, nur um dann mit A-Q gegen A-9 alles zu verlieren.

Jennifer Harman, Phil Ivey und Howard Lederer gewannen je ein Bracelet in den Side Events, auch Ferguson war bereits vor dem Main Event ein Titelgewinn in einem Seven Card Stud Event gelungen.

Carlos Mortensen triumphierte im Jahr 2001 am ersten Tisch mit neun Spielern, darunter bekannte Pokercharaktere wie Mike Matusow, Phil Gordon, Phil Hellmuth und Dewey Tomko.

Der völlig unbekannte Patentanwalt Greg „Fossilman“ Raymer wurde in jenem Jahr 12. beim USD 1500 Omaha Hi-Lo Event.

Im Jahr 2002 war die Turnierserie auf imponierende 39 Turniere, von denen Phil Ivey allein drei gewann, angewachsen.

Robert Varkonyi gewann den Main Event. Er setzte sich in dem aus 631 Spielern bestehenden Feld durch und gewann die Rekordsumme von USD 2 Mio. Und das alles in seinem allerersten WSOP-Event.

„Ich habe das Buy-in in meinem allerersten SnG Satellite gewonnen“, erzählte er PokerListings. „Ich war völlig überrascht, den letzten Tisch zu erreichen. Es kam vollkommen unerwartet. Ich war voller Adrenalin, nicht wirklich nervös, aber wahnsinnig aufgeregt, überhaupt dabei zu sein.“

Weil Varkonyi nur ein Hobbyspieler war, hatten viele andere Spieler große Zweifel an seinen Gewinnchancen, und zu diesen zählte auch Phil Hellmuth, der Varkonyi mit A-K gegen Q-T bereits aufgedoppelt hatte.

Der Final Table wurde im Fernsehen übertragen, und so konnte das ganze Land sehen, wie Hellmuth das denkwürdige Versprechen abgab, seinen Kopf kahlrasieren zu lassen, falls Varkonyi gewänne.

Letztlich war Hellmuth gezwungen, sein Versprechen einzulösen, aber der Name Varkonyi ging schnell in den Ereignissen unter, die nun folgen sollten.

Jeder, der sich für Poker interessiert, erinnert sich genau an den Final Table 2003. 839 Spieler hatten sich für das Turnier registriert, und unter den letzten Neun am Final Table waren Sammy Farha, Dan Harrington, Jason Lester, Amir Vahedi und David Singer.

Zwischen ihnen saß jedoch seelenruhig ein Buchhalter, der schon seit Jahren davon träumte, den Main Event zu spielen, nachdem er den Film Rounders gesehen hatte.

Chris Moneymaker machte aus seiner Online-Qualifikation USD 2,5 Mio., gewann den Titel und veränderte Poker für immer.

Es ging ein wenig unter, dass Layne Flack im zweiten Jahr hintereinander zwei Bracelets gewann. Auch Ferguson, Hellmuth, Johnny Chan, Men „The Master“ Nguyen und John Juanda gewannen jeweils zwei Titel.

Mit Kathy Liebert, Cyndy Violette und Annie Duke waren gleich drei Frauen in offenen Events erfolgreich.

Die Geschichte des Jahres war jedoch der rasante Anstieg von Spielern im Main Event, nicht zuletzt wegen Moneymakers historischem Sieg im Vorjahr.

2576 Spieler waren dabei, und bekanntlich war es Greg Raymer, der die USD 5 Mio. für den ersten Preis gewann. Genau wie Moneymaker hatte auch Raymer seinen Platz im Hauptfeld auf PokerStars gewonnen.

Im Jahr 2005 fand der Main Event erstmals nicht mehr im Binion’s statt. Allerdings kehrte er für die letzten zwei Tage an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück.

Der Australier Joe Hachem gewann gegen 5619 Gegner und nahm USD 7,5 Mio mit nach Down Under.

Unvergessen geblieben sind seine Fans am Final Table, an dem so unterschiedliche Charaktere wie der kürzlich aus dem Gefängnis entlassene Mike Matusow und der zuvorkommende Steve Dannenmann saßen.

Außerdem kam es an jenem Final Table zu dem legendären Absturz des Chipleaders Andy Black.

Greg Raymer zeigte, dass er keine Eintagsfliege war. Er kam der Titelverteidigung nahe und beendete das Turnier auf Platz 25.

Jennifer Tilly war die erste Prominente, die ein Bracelet gewann, und Todd und Doyle Brunson wurden das erste Vater-Sohn-Gespann, das im selben Jahr triumphierte.

Wäre es nicht zu der Geschichte um Jamie Gold gekommen, würde man sich heute vor allem an den Spieler des Jahres 2006 Jeff Madsen erinnern.

Madsen wurde zum jüngsten Gewinner der WSOP-Geschichte, als er den USD 2000 NLHE Event gewann. Nur sechs Tage später gewann er sein zweites Bracelet in einem Shorthanded NLHE Event.

Außerdem belegte er zweimal den dritten Platz, einmal in einem Omaha H-i-Lo und einmal in einem Seven Card Stud Hi-Lo Event, eine erstaunliche Leistung für jede Altersklasse.

Die Geschichte von Jamie Gold, der das größte Feld der WSOP überstand, 8773 Spieler schlug und USD 12 Mio. gewann, ist auch wegen seines umstrittenen, vielleicht zweifelhaften Stils und der gerichtlichen Folgen interessant, nachdem ein anderer Spieler versuchte, die Hälfte des Gewinns einzuklagen, da Gold ihm diese angeblich schuldete.

Es wirkte fast wie vorherbestimmt, dass im folgenden Jahr mit Jerry Yang das genaue Gegenteil von Gold den Titel gewann. Ein stiller, frommer und bescheidener Mann gewann USD 8,25 Mio., nachdem er den Final Table mit seinem aggressiven Spiel geradezu überrollt hatte.

Mit 6358 Spielern war das Teilnehmerfeld um 2415 Spieler geschrumpft. Es war in der Geschichte der WSOP erst das zweite Mal, dass die Zahl der Main Event Spieler sank.

Zum neuen jüngsten Bracelet-Gewinner aller Zeiten wurde Steve Billirakis, der damit Jeff Madsen ablöste. Hellmuth stellte mit seinem elften Bracelet einen absoluten Rekord auf, und mit seiner 63. Platzierung in den Geldrängen einen weiteren.

Letztes Jahr erreichte die WSOP dennoch eine Rekordzahl von 58.720 Spielern aus 118 Ländern, die einzigartige USD 180.676.248 an Preispools generierten.

Außerdem wurde erstmals der Final Table in den Winter verlegt („The November Nine“), um die Spannung und das Interesse beim Publikum zu steigern.

Pokerpuristen, die schon seit längerer Zeit angeprangert hatten, dass keine Profis mehr in Titelnähe kamen, sahen am Finale Talbe mehrere Spieler, für die Poker nicht nur ein Hobby war.

Der zweitplatzierte Ivan Demidov erreichte den dritten Platz bei der WSOPE Europe im selben Jahr, David „Chino“ Rheem ist ein bekannter Profi, und der letztendliche Gewinner von USD 9,1 Mio., der Däne Peter Eastgate, hat sich ebenfalls als würdiger Champion erwiesen.

Im Jahr 2008 kam es zu einer Reihe denkwürdiger Titelgewinne. Grant und Blair Hinkle waren das erste Bruderpaar, das innerhalb einer WSOP Bracelets gewann, und Erick Lindgren, David Singer, Kenny Tran, Nenad Medic, David Benyamine, J.C. Tran sowie John Phan gewannen ihr jeweils erstes Bracelet und verloren damit das Rennen um den „besten Spieler, der nie ein Bracelet gewann“. Diesen Titel trägt derzeit Andy Bloch.

Was erwartet uns also im Jahr 2009? Welche Rekorde werden gebrochen, welche werden aufgestellt? Wer wird die Geschichte schreiben, über die man noch in 40 Jahren spricht?

Wird einer der arrivierten Spieler den großen Titel gewinnen oder wieder ein unbekannter Newcomer?