Porträt Doyle Brunson

Von Lisa Horn

Er ist eine lebende Legende, spielt seit mehr als 50 Jahren Poker, sitzt nicht mehr ohne seinen texanischen Cowboy-Hut am Tisch, trägt den Spitznamen „Texas Dolly“ und die Pocket-Card Kombination 10/2 trägt seinen Namen. Die Rede ist vom texanischen Poker-Urgestein Doyle Brunson. Er ist mit seinen mittlerweile 75 Jahren immer noch nicht müde sich am Pokertisch Nächte um die Ohren zu schlagen.

Eigentlich hatte er es auf eine sportliche Karriere als Basketball-Profi abgesehen, aber eine schwere Knieverletzung zwang ihn schon als jungen Mann auf einen wirtschaftlichen Beruf im Bereich der Unternehmensverwaltung um zu satteln. Gepokert hat Brunson schon immer, nur war es 5-Card-Draw, das er gespielt hatte. Später hat er sich für Seven Card Stud begeistert, und ist letztendlich dann zu Texas Hold’em gekommen. Er gilt als einer der Pioniere des Texas Hold’em Booms.

Doyle Brunson gehört noch zu jener Generation, die noch die „düsteren“ Pokerzeiten miterlebt hat. Da wurde in Hinterzimmern illegal gezockt, gewettet und viel riskiert. Erst in den 70er Jahren wurde Poker nach und nach salonfähig. 1976 gewann Brunson seinen ersten internationalen Turniertitel – er wurde Pokerweltmeister bei der WSOP. Es sollte der erste von 10 WSOP-Siegen sein. Davon war er zweimal siegreich beim USD 10.000,- Main Event. Bis in die heutige Zeit nimmt er regelmäßig an den weltgrößten Turnieren teil und gewinnt regelmäßig – zuletzt 2005 beim USD 5.000 No Limit Hold’em Shorthanded Event oder ein Jahr zuvor holte er sich den Titel beim WPT Event „Legends of Poker“.

Trotzdem früher die Turnier-Gewinne nicht in die Millionhöhe gingen sondern irgendwo bei einer halben Million rangierte, konnte sich Brunson über die Jahre und mit hohen Cash-Game Partien ein kleines Vermögen erspielen. Gerüchten zufolge sollen es mehr als USD 5 Millionen sein.

Seine Erfahrungen hat Doyle Brunson in zahlreichen Büchern nieder geschrieben. Sein erster Titel „Super System: How I Made Over USD 1.000.000 Playing Poker“ gilt heute als eine Art Poker-Bibel. Damals hatten nicht nur Brunson selbst, sondern auch andere namhafte Spieler wie David Slansky oder Bobby Baldwin Kapitel verfasst.

Seinen Spitznamen „Dolly“ wird er wohl nicht mehr los. Ein Sportreporter war es, der in den 70er Jahren seinen Vornamen „Doyle“ falsch ausgesprochen hatte. Es klang wie „Dolly“ und daher wurde aus dem Texaner Doyle Brunson „Texas Dolly“.

Privat wurde Brunson immer wieder vom Schicksal gebeutelt – 1962 eine Krebsdiagnose, die ihm nur mehr 3 Monate bescheinigte. Doch die Krankheit konnte er besiegen. Dann Krebsdiagnose bei seiner Frau, auch sie überlebte die Krankheit. Der nächste Schock, der überraschende und frühe Tod seiner Tochter, sie verstarb an einer Überdosis Kalium.

Trotzdem hat sich Brunson nie unterkriegen lassen, hat immer gekämpft. Sein Kampfgeist spiegelt sich auch in seinem Spiel wieder. Erst 2006 wurde er vom BLUFF Magazin als einer der einflussreichsten und maßgeblichsten Pokerspieler der Welt ausgezeichnet. Und auch mit seinen 75 Jahren denkt der „Poker-Oldie“ noch lange nicht ans aufhören. Im Gegenteil, neben seinen Cash-Game und Turnier-Aktivitäten hält ihn sein Pokerroom Doyles Room fit.