Pokern in Colorado, Texas, South Carolina – es ist viel los in den US-Gerichten

Von Lisa Horn

Nachdem in Kentucky der Domain-Fall zu Gunsten der Beklagten ausgegangen war und auch in Pennsylvania das Pokerspiel von einem Gericht als „Geschicklichkeitsspiel“ beurteilt wurde, häufen sich nun Gerichtsurteile die Poker von illegalem Glücksspiel ausnehmen.

Liegt es am neuen Präsidenten? An derzeit herrschender Umbruchstimmung in den USA? Seit einigen Wochen scheint es fast so, also ob die US-Gerichte ihre Meinung über das Pokerspiel grundlegend geändert hätten. Zuerst entschied das Berufungsgericht in Kentucky, dass die Beschlagnahmung von 141 Domains aufgehoben werden müsse. Dann ein Urteilsspruch in Pennsylvania, nachdem Poker kein Glücksspiel, sondern ein Geschicklichkeitsspiel sei.

Jetzt hat auch ein Gericht in Colorado entschieden, dass das Pokerspiel mehr mit Können als mit Glück zu tun hätte. Im konkreten Fall musste sich der Organisator einer privaten Poker-Liga vor Gericht verantworten. Kevin Raley und vier weitere Mithelfer wurde wegen Veranstaltung von illegalem Glücksspiel angeklagt. In seiner Not wandte sich Raley an die Poker Player Alliance, die hilfreiche Tipps für die Raleys Anwalt parat hatte.

Mit einer starken Verteidigung gewappnet, wurde vor Gericht eisern prozessiert – Gutachten von Wissenschaftlern, Professoren als Zeugen und der genaue Blick auf das Gesetzbuch in dem ein Spiel erst dann als Glücksspiel definiert ist, wenn der Einsatz von Geld, Krediten, finanziellen Einlagen oder anderen Mitteln die zur Profitsteigerung führen, durch Lose, Glück, Glücksspiel-Behelfe oder den Entzug der Kontrolle über das eigene Risiko gegeben ist. Ausgenommen seien Veranstaltungen bei denen in gutem Glauben gehandelt wurde und all jene, oberhalb genannten, Indikatoren nicht vorsätzlich geplant waren. Der Richter konnte überzeugt werden – Riley und seine Kumpels wurden frei gesprochen.

Auch in Texas wurde in nur zwei Jahren mehr als 270 Pokerspieler/innen verhaftet, weil sie trotz des Glücksspielverbotes ihrem Liebsten Hobby nachgegangen waren. Ein neuer Gesetzesentwurf lässt aber jetzt hoffen, dass auch in Texas Poker bald nicht mehr einer kriminellen Handlung gleich kommt. Die „Dallas Morning News“ berichtete über den Gesetzeszusatz „HB 222″ – dieser sieht vor, dass Pokerspiele der texanischen Lotterie-Behörde unterstünden.

Das hätte nicht nur den Vorteil dass der Fiskus kräftig an den Steuern verdienen würde, sondern auch das Spiel an sich würde aus den Hinterzimmern geholt werden. Laut Mike Lavigne, Poker Players Alliance Beauftragter in Texas, würden die meisten Spieler/innen derzeit nicht wissen in welchen Graubereich sie sich bei einem Pokerspiel begeben würden: „Es könnte betrogen werden, Absprachen unter anderen Spielern geben oder Waffen als Druckmittel gebraucht werden – wie im Wilden Westen. Aber dieses Gesetz würde die Spieler schützen, sie an einem kontrollierten und ehrlichen Spiel teilnehmen lassen.“

South Carolina hat wohl das strengste Glücksspielverbot – seit 1802 gilt jedes Spiel (egal ob mit Karten oder Würfeln) als Illegal. Wie streng dieses Gesetz verfolgt wird hatte Bob Chimento zu spüren bekommen. In seiner Garage hatte er ein Pokerspiel mit einem Buy-In von USD 20,- pro Person organisiert. Freunde und Bekannte erschienen zahlreich – der Abend endete aber mit einer Polizei Razzia. Alle wurden fest genommen, das war im April 2006!

Die meisten bezahlten USD 250,- Strafe um einer Anklage zu entgehen, aber Bob und vier Andere weigerten sich und ließen es darauf ankommen. Sie wollten das alte Gesetz bekämpfen, dass in ihren Augen nicht mehr zeitgemäß wäre. Schließlich würde fast jeden Abend im Fernsehen Poker übertragen, aber zu Hause soll es verboten sein? Für Bob ein absoluter Nonsense. Bis heute dauert dieser Rechtsstreit bereits, nächste Woche wird in Charleston das richterliche Urteil mit Spannung erwartet. Sollte der Richter für Bob und seine Kumpels entscheiden, würde er das mehr als 200 Jahre alte Gesetz kippen.

Im Normalfall könnten „Normalsterbliche“ nur mit viel Aufwand, Kosten und Mühen solche langwierigen Verfahren bestreiten. Aber Bob Chimento und Kevin Raley sind nicht allein in ihrem Kampf. Die Poker Players Alliance erhält täglich unzählige Anrufe von Betroffenen, denen es ähnlich wie Bob oder Kevin ergangen ist. Daher wurde im März 2008 das „Litigation Support Network“ ins Leben gerufen. Sie unterstützt die Betroffenen mit Rat von Spezialisten und wirft neue Möglichkeiten in der jeweiligen Vorgehensweise auf. Raleys Anwalt konnte durch diese Beratung den Fall gewinnen. Auch Bob sieht der nächsten Woche optimistisch entgegen.