Wall Street Journal vs. Glückspiel

Von Martin Tschiggerl

Eine recht düstere Zukunft malt der US – Publizist Dale Buss in einem Artikel des Wall Street Journal der US – Amerikanischen Glückspielindustrie aus.
Und wenn Herr Buss von Glückspiel spricht, meint er damit auch die Pokerindustrie.

In seinem Artikel mit dem griffigen Titel „Will Gambling Continue to Grow? All Bets Are Off“ vergleicht Buss den Erfolg der Pokerindustrie in den letzten Jahren mit der Immobilien – Blase und kategorisiert Poker als reine Modeerscheinung, welche ihr Ablaufdatum bereits überschritten habe. Für ihn ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Blase endgültig platzt.

Seiner Meinung nach steckt die Glückspielindustrie bereits jetzt in ernsthaften strukturellen Problemen. Als Beispiele hierfür nennt Buss die hohen Verluste beziehungsweise die dramatischen Gewinnrückgänge, die viele Glückspielunternehmen im Jahr 2008 erlitten haben. Dass im selben Zeitraum praktisch alle Wirtschaftssektoren von der schlechten wirtschaftlichen Gesamtlage betroffen waren und so renommierte Unternehmen wie General Motors aufgrund der Rezession vor dem Kollaps stehen, dürfte dem Wirtschaftsexperten zwar bewusst sein, trotzdem schießt er sich in seinem Artikel auf die Glückspielindustrie ein.

Buss zitiert in seinem Text eine Studie des bekannten Pew Instituts, welche illustriert, dass über 70% der US – Amerikanischen Bevölkerung per se gegen Glückspiel sind und erklärt, dass Glückspiel einer Volkswirtschaft mehr Schaden bringt als Nutzen, da es seiner Meinung nach eine hohes Suchtpotential in sich birgt.

In dem Artikel des Wall Street Journals werden meiner Meinung nach wie so oft Äpfel mit Birnen verglichen. Wenn Buss von Glückspiel spricht und damit in Wirklichkeit Poker meint, macht er deutlich, dass er sich auf einem ihm fremden Terrain befindet. Außerdem ist es äußerst fraglich, ob der Pokerboom wirklich schon vorbei ist. Betrachtet man zum Beispiel die Einschaltquoten des letztjährigen Final Table der WSOP, sieht man recht schön, dass hier mit Sicherheit noch Wachstumspotential vorhanden ist.