Das PokerNews Profil: Jason Mercier

Von Nicole Gordon

Allen welche während des letzten Jahres die europäische Pokerszene etwas näher beobachtet haben, wird Jason Mercier sicherlich schon das eine oder andere Mal aufgefallen sein. Man erkennt ihn ganz einfach an seiner schief aufgesetzten, weißen Baseball Mütze und dem riesigen Chip-Stapel, welchen er vor sich aufgebaut hat, meistens in Form einer großen, schlanken Pyramide. Ein freundlicher, aber dennoch reservierter junger Mann. Der 21 Jährige Jason Mercier sieht aus als könnte er ihr Studienkollege sein, nur mit dem Unterschied, daß er ihnen Texas No Limit Holdem beibringen würde, während er ein gekühltes Bier trinkt. Mercier (wird MER-SEE-YUR ausgesprochen, im Gegensatz zu dem Familiennamen der professionellen Poker-Spielerin Isabelle Mercier, welcher wie das französische „Danke“ ausgesprochen wird) hat in den letzten sechs Monaten mehr Erfolge bei Turnieren gehabt, als manch anderer Spieler während seiner ganzen Karriere. Und dabei ist es noch gar nicht so lange her, daß er (wie so viele Andere auch) Online hart grinden musste, um seien Lebensunterhalt mit dem Spiel zu verdienen, welches er liebt.

Er wurde in Fort Lauderdale/Florida geboren. Das erste Mal in Kontakt mit Poker kam er auf der Highschool, wo er am Wochenende mit seinen Freunden spielte. Auf dem College brachte ihn ein Mathelehrer auf die Idee Online Poker zu spielen. Er begann Online zu spielen und spielte zuerst meistens Turniere mit kleinem Buy-In. Richtig Geld gewann er aber erst, als er zu den No Limit Cash Games wechselte. Das College wurde zur Nebensache und letztendlich entschloss sich Mercier sein Studium aufzugeben und Vollzeit Online Poker zu spielen.

„Ich wusste was mich erwartet, als ich das College aufgab“, sagte Mercier in einem Interview mit EPT‘s Kara Scott“.

Was ihn erwartete war ein Leben bestehend aus dem Grinding an den virtuellen Spieltischen. Er verbrachte seine Tage beim Multi-Tablen an den 2 USD/4 USD und 3 USD/6 USD Cash-Game Tischen. Sein Screen-Name war „treysfull21“, wobei er auch ab und zu in den höheren Leveln, wie z.B. 25 USD/50 USD, spielte. Im Januar 2008 gewann er einen Sitz für das PokerStars Carribean Adventure und reiste auf die Bahamas, um in seinem ersten Live Event zu spielen, schaffte es jedoch nicht bis zum Tag 2. Er ließ sich nicht entmutigen und spielte weiterhin Online und gewann einige Monate später bei den PokerStars Steps Satelitten einen Sitz für das EPT Event in San Remo.

Er reiste nach Europa, seine beiden Begleiter wollten zuerst einen Zwischenstop in Amsterdam einlegen und er sollte das Turnier in Italien dann eventuell ausfallen lassen. Mercier überlegte ob er seinen Sitz verkaufen sollte und lieber mit seinen Kollegen nach Amsterdam reisen sollte. Er entschied sich letztendlich dafür nur kurz mit nach Amsterdam zu fahren und dann das Turnier in Italien zu spielen – die beste Entscheidung seines Lebens, wie sich später herausstellen sollte.

Bei der EPT in San Remo übernahm er am Tag 2 die Position des Chip-Leaders und ebnete sich den Weg zum Final Table, wo er gegen William Thorson, Anthony Lellouche und Dario Minierie spielte. An diesem Final Table machte er den wohl härtesten Hero-Call, welchen man bei der EPT jemals gesehen hatte. Der Franzose Eric Koskas ging am River All-In, auf dem Board lagen zu diesem Zeitpunkt J-6-5-8-8, Mercier verließ sich auf seine Reads und callte mit dem Bottom Pair 5-9. Koskas hatte nur überhaupt nichts – 10 High. Letztendlich besiegte er Anthony Lellouche im Heads-Up und sicherte sich neben seinem EPT Titel ein Preisgeld in Höhe von 869.000 EUR. Es war fast wie bei den ersten Seasons der World Poker Tour, ein Spieler war übernacht zum Millionär, nur daß er sein Geld nicht Las Vegas verpulverte, sondern auf einer Bank deponierte.

Trotzdem war Las Vegas der nächste Halt für Mercier. Er spielt bei der WSOP 2008 in einer Anzahl von Events und gewann drei Mal Preisgeld, unter anderem belegte er den 13. Platz beim 2.500 USD No-Limit Holdem Event. Nach Ende der WSOP reiste er wieder nach Europa, wo er sich einen Monat lang aufhielt und während dieser Zeit in einigen Events mitspielte. Dabei war bei seinem Besuch in Europa die EPT in Barcelona das erste Event in welchem er spielte und schaffte es gleich bis an den Final Table. Er belegte den 6 Platz und erhielt ein Preisgeld in Höhe von 325.000 USD. Von dort aus war es nicht weit bis nach London, wo er bei der WSOP Europe spielte. Mercier schaffte es beim GBP 5.000 Pot-Limit Omaha Event bis an den Final Tabe, wobei er zum Start des FT zweiter in Chips war. Es lief aber nicht so gut für ihn und letztendlich belegte er den 8. Platz, wofür er ein Preisgeld in Höhe von 49.000 USD erhielt. Aber es ging in London noch weiter. Nach dem Londoner EPT Event im Grosvenor Victoria Casino, fand das GBP 20.000 High Rollers Event statt. An diesem Event nahm das „Who is Who“ der Pokerszene teil und Mercier schaffte es erneut bis an den Final Table, wo er gegen Stars, wie David Benyamine, Scotty Nguyen, Isaac Haxton und John Juanda antreten musste. Letztendlich setzte er sich am Ende im Heads Up gegen Juanda durch, welcher somit seinen zweiten Turniergewinn hintereinander kapp verpasst hatte (er hatte kurz zuvor das WSOP-E Main Event gewonnen). Im Heads Up war Mercier als 2zu1 Chipleader gestartet und hatte schon kurz nach dem Start des Heads-Up ein Double Up, in der entscheidenden Hand eliminierte er Juanda, welcher A-J auf der Hand hielt. Mercier hatte K-Q, floppte aber die Nut-Straight. Nur 6 Monate nach seinem ersten EPT Titel hatte Jason Mercier seinen zweiten EPT Titel gewonnen. Er erhielt ein Preisgeld in Höhe von 945.000 USD und hat somit im Laufe seiner Karriere bei Turnieren über 2,75 Millionen Dollar gewonnen. Mercier lebt immer noch in Kaliforniern und trainiert dort das Basketball Team seiner ehemaligen Highschool.