EPT Barcelona 2008 – Aus der Traum!

[key:keiner]

Eigentlich hatte alles ganz gut ausgesehen. Tag 2 beendete ich bei 36 verbliebenen Spielern mit fast 300.000 Chips, was beinahe dem doppelten Average entsprach. Ich war fokussiert, aber nicht aufgeregt, konditionell fit, aber nicht überdreht.

Links von mir nimmt einer junger, mir völlig unbekannter Finne Platz, der schon vor der ersten Hand mit der Gesamtsituation komplett überfordert schien. Er hippelt auf seinem Stuhl herum, als ob in seiner Hose gerade eine Kolonie Ameisen ihr Nest bauen wollen, während seine Blick ständig Hilfe suchend zu seinen Freunden wandern, die als Railbirds moralische Unterstützung leisten wollen. Mit 80.000 Chips bei Blinds von 3.000/6.000 ist er zwar shortstacked, sollte aber keinesfalls der Verzweiflung nahe sein. In Ermangelung eines besseren Konzeptes pusht er seine Chips ständig All in und kann sich innerhalb von 30 Minuten auf etwa 120.000 hocharbeiten.

Einmal habe ich auch preflop eine Hand gegen ihn aufgegeben, als ich K [key:card_spades] Q [key:card_spades] preflop auf 17.000 raiste und sein stereotypes All in zu hören bekam. Es war einfach noch nicht der richtige Spot, um die Konfrontation zu suchen. Wenige Hände später starte ich mit Pocket 10x 10x, raise wieder auf 17.000 und höre wieder sein All in. 103.000 muss ich nachzahlen und diesmal kann ich nicht noch mal aufgeben. Angesichts der Tatsache, dass ich auch bei Verlust der Hand immer noch knapp über Average liegen würde, verliere ich zusätzlich zuviel Reputation am Tisch, wenn ich mich erneut rauspushen lasse. Ich calle und er dreht A [key:card_diamonds] Q [key:card_hearts] um. Am Flop und Turn kommen lauter Blanks, aber, als ob Barry Greenstein persönlich anwesend wäre, erscheint das „Ace on the river“. Der Finne bricht in laute Jubelstürme aus, tanzt um seinen Stuhl herum und schreit „Yes, yes, yes“! Einige Hände später hat es sich dann ausgejubelt, als ein erneutes All in von ihm durch Jonas Klausen gecallt wird und sein J [key:card_clubs] 3 [key:card_clubs] die soliden Pocket Queens von Jonas nicht schlagen können.

Für die nächsten zwei Stunden muss ich mir dann ständig ansehen, wie die Action mit All ins bei mir ankommt und ich niedliche 9× 2x in meinen Holecards finde und in den Muck befördern darf. Ein paar Mal kann ich die Blinds klauen, verliere aber trotzdem in dieser Zeit etwa 60.000 Chips an Blinds und Antes. Mittlerweile besitze ich nur noch 110.000 Chips, nur mein rechter Nachbar, der erfahrene Pro Ramzi Jelassi aus Schweden, ist mit 73.000 noch shorter als ich. Bei Blinds von 5.000/10.000 sitze ich im Small Blind und finde Pocket 8× 8x, als er am Button All in pusht. Der Mann weiß genau, was er tut und mit seinem kleinen Stack ist die Range der Karten, die er pusht, so offen wie ein Scheunentor. In vielen Fällen dominiere ich seine Hand, also Call. Er zeigt Q [key:card_spades] 9 [key:card_diamonds]. Wie ich diese unausweichlichen Coinflips hasse!!! Der Flop kommt mit 10 [key:card_spades] 6 [key:card_hearts] 2 [key:card_diamonds] noch recht harmlos, der K [key:card_spades] am Turn gibt ihm noch zusätzlich einen Gutshot Straightdraw und die 9 [key:card_spades] am River besiegelt erneut mein Schicksal.

Danach bleiben mir noch exakt 33.000 Chips, die meinen Spielraum auf maximal einen Orbit begrenzen. UTG finde ich schließlich Ax 2x und die Chance, dass ich im Big Blind in der nächsten Hand bessere Startkarten finden sollte, ist sehr klein. Also rein damit! Jonas callt und Dren Ukella, der im Small Blind sitzt, callt ebenfalls. Schon beim Flop von K [key:card_spades] Q [key:card_hearts] 8 [key:card_diamonds] weiß ich, dass ich so gut wie tot bin. Jonas gewinnt den Pot schließlich mit Qx Jx und ich scheide als 25. aus

Einen Tag später habe ich den Absturz immer noch nicht ganz verdaut. Ich bin die Hände wieder und wieder im Kopf noch mal durchgegangen, finde aber keinen einzigen Spot, in dem ich eine bessere Entscheidung hätte treffen können. Eventuell hätte ich schon beim ersten All in des Finnen mein Glück mit KQ suited versuchen und mich auf den Showdown einlassen sollen, aber das ist reine Spekulation. Fest steht jedenfalls, dass man in der Spätphase von derart großen Turnieren hin und wieder ein paar anständige Startkarten braucht, die dann auch einen Showdown überleben können. Aber glücklicherweise gibt es immer ein nächstes Mal.

Siegreiche Showdowns wünscht Euch

Euer Michael von free-888.com