Porträt Matthias Rohnacher

Von Lisa Horn

In den letzten Jahren wurde es still um ihn, nur wenige ausgesuchte Poker-Turniere besucht der gebürtige Mannheimer noch. Dabei war Matthias Rohnacher der erste Deutsche Pokerspieler, der ein WSOP-Bracelet gewinnen konnte und galt in den 1990er Jahren als einer der ersten europäischen Pokerspieler, die regelmäßig und erfolgreich bei Groß-Events in Übersee teilgenommen hatte.

1961 in Mannheim – Matthias Rohnacher erblickt das Licht der Welt. Das Spieler-Gen wurde ihm schon in die Wiege gelegt, denn seinen „Spieltrieb“ hatte er schon in seiner Schulzeit ausgelebt. Da hat er nicht nur um Geld, sondern um alles (wirklich alles) gezockt hat– auch T-Shirts und andere Kleidungsstücke von Mitschülern waren für ihn OK.

Als später Twen hat er 1988 eine Weltreise unternommen – die hat ihn auch nach Las Vegas geführt. Sein erster Kontakt mit den zahlreichen Poker-Varianten. Matthias Rohnacher war Feuer und Flamme. Nur zwei Jahre später wurde er beim Main Event der WSOP schon 14ter. Nur kurze Zeit später hat er sich ganz für das professionelle Pokerspielen entschieden und reiste um die ganze Welt um an allen namhaften Turnier-Events teilzunehmen. Sein prominentester Gegner war „Kojak“ also Telly Savalas.

Schon vor dem Poker-Hype war für Rohnacher klar, dass die allgemeine Wahrnehmung dieses Spiels nicht den Tatsachen entspricht. Für ihn war Poker nie ein Glücksspiel, es erfordert viel zu viel Strategie und Geschick, als dass man es mit tatsächlichen Glücksspielen wie Roulette vergleichen könnte. In einem Interview 1997 mit der Mainzer Zeitung meinte er: „Natürlich gibt es kein Patentrezept um zu gewinnen, trotzdem ist Poker ein kalkuliertes Risiko. Auch wenn man manchmal eine „auf den Deckel“ bekommt. Aber mit Erfahrung, Konzentration und Disziplin kann das Spiel beeinflusst werden. Mit der Zeit bekommt man auch einen Blick fürs Detail.“

Matthias Rohnacher hat schon viele Turniere in seinem Leben gespielt, 15 Mal hat er sich allein bei der WSOP ins Geld gespielt. Sein größter Erfolg war sein Sieg beim USD 2.500 Omaha Pot Limit Event der WSOP 1997. Denn er war der erste Deutsche, der mit dem Sieg in diesem Event, das erste Bracelet gewinnen konnte. Dieser Sieg war schwer erkämpft, denn er musste gleich vier Weltmeister (Jack Keller, Berry Johnsont, Mansour Matloubi und Russ Hamilton) eliminieren bevor er den Gewinn von USD 183,000 entgegennehmen konnte. Das Heads-up gegen den Engländer Surinder Sunar (der bis heute noch dick im Turniergeschehen unterwegs ist) gilt als legendärer Schlagabtausch.

Aber nicht nur in Übersee und bei der WSOP war Rohnacher erfolgreich. Immer wieder war er entweder am ersten Platz oder unter den ersten drei bei wichtigen Turnieren im deutschsprachigen Raum. Wie zum Beispiel im Juni 2006 beim EUR 100 No Limit Hold’em Event der Austrian Masters in Wien – da wurde er Erster und gewann EUR 10.050,-. Oder noch etwas früher beim „Vienna Spring Festival“ im Jahr 1999, wo er beim ATS 1.500,- Limit Stud/Hold’em Event ebenfalls den ersten Platz belegen konnte.

Die aktivsten Jahre von Matthias Rohnacher waren zweifellos die 1990er. Anfang 2000 zog er sich mehr und mehr aus der Turnierlandschaft zurück, spielt nur wenige ausgewählte Turniere. Die aber dann durchaus erfolgreich. Von nur drei Teilnahmen im Jahr 2006 konnte er einmal gewinnen (Austrian Masters), wurde einmal Vierter (Austrian Masters Pot Limit Omaha) und einmal Fünfter (PartyPoker German Open, London).

In den Jahren 2007 und 2008 wurde es dann ganz still um Matthias Rohnacher – was war passiert – wo ist er hin? Keine Turniere mehr? Laut Medienberichten bedeutet sein Rückzug eine Prioritätenverlagerung – mehr Coaching, Beratung, Familie – weniger Reisen und Turnierstress. Schon 1997 wusste er, wie er sich selbst motivieren musste, sich fit halten musste, um stundenlange Turniere durchzuhalten: „Vor dem Turnier lege ich Wert auf regelmäßigen Schlaf und verzichte auf Alkohol. Nur so kann ich mich optimal konzentrieren. Außerdem ist Pokerliteratur für einen Profi unerlässlich. Letztendlich zählt aber dann die Spielpraxis.“ Gibt er diese Erfahrungswerte nun an junge Pokerbegeisterte weiter?

Trotz rarer Auftritte wird Matthias Rohnacher nicht in Vergessenheit geraten, nicht nur als erster Deutscher WSOP-Bracelet Gewinner, sondern auch, weil er einer der ersten erfolgreichsten Allround-Spieler Europas war. Sein bisheriger Turniergesamtgewinn soll sich bis dato auf USD 713.298,- belaufen.