WSOP 2008: Die Stars dominieren an Tag 1D

2.032 Pokerspieler haben gestern den Convention Center im Hotel Rio regelrecht gestürmt und damit unterm Strich die Anmeldungen den Vorjahres zum Main Event doch noch getoppt: Insgesamt 6.844 Spieler sorgten für einen Gesamt-Preispool von USD 64.333.600. Damit steht fest, dass der Sieger, der bekanntlich erst im November ermittelt wird, die stattliche Summe von USD 9.119.517 kassieren darf! Es werden 666 Plätze bezahlt, mit einem Minimum von USD 21.320.

Der Tag wurde im Übrigen vom demokratischen Kongressabgeordneten Robert Wexler aus dem US-Bundesstaat Florida eröffnet. Wexler setzt sich für eine völlige Freigabe von Onlinepoker in den USA ein und erneuerte diese Forderung in einer leidenschaftlichen Ansprache vor dem traditionellen Kommando „shuffle up and deal“.

Pokertechnisch wurde Tag 1D endlich mal nicht nur von frechen Nonames beherrscht, im noch inoffziellen Leaderboard finden sich auch die ganz bekannten Namen an prominenter Stelle. Aber beginnen wir den „anderen“ Promis, nämlich denen, die diesen Tag nicht überstanden haben: Als einer der ersten „Ausscheider“ des Tages musste Tim Vance, der EPT-Sieger von Kopenhagen, seinen Platz räumen, dicht gefolgt von Annie Duke, Andy Bloch, Tom Schneider, Jennifer Tilly, Chris Ferguson, Todd Brunson und Phil Ivey. Für Ivey durfte der Bust-out besonders bitter sein. Hier in Las Vegas wird gemunkelt, dass der notorische Zocker Wetten in Millionenhöhe auf den Gewinn eines Bracelets abgeschlossen haben soll. Da neben dem Main Event aber nur noch das Turnier der Casino-Angestellten ansteht, kann er seine Einsätze vollends abschreiben.

Für die deutschen Teilnehmer verlief der Tag ziemlich durchwachsen. PokerStars ShootingStar George Danzer wurde nach einem Auf und Ab im Chipcount zeitig gebustet, ebenso PokerStars-Qualifikant Stefan Rotach. Durch die leicht chaotische Situation im Rio – es wurde in insgesamt vier Locations gespielt – war es leider nicht möglich, die quer verstreuten deutschen Teilnehmer stetig im Blick zu behalten. Da auch die offiziellen Chipcounts noch längst nicht vorliegen, können wir nur mutmaßen, was aus Henrik Brockmann (war zuletzt von 19.000 auf 9.000 abgestürzt), Daniel Zink (hatte zuletzt 15.000, war dann aber – evtl. wegen Auflösung seines Tisches – nicht mehr aufzufinden) und Alex Jalali (haben wir nur auf der Anmeldeliste entdeckt) geworden ist. Im Laufe des Tages werden wir aber sicher Aufschluss über ihr Abschneiden geben können.

Wie am Schnürchen lief es dagegen für den Schweizer PokerStars ShootingStar Anton Allemann. Er saß zuletzt hinter sage und schreibe 106.000 Chips – ein Spitzenwert im gestrigen Feld. Nun aber zum Abschneiden der Superstars, denn das kann sich diesmal wirklich sehen lassen. Victor Ramdin vom Team PokerStars Pro hatte bis kurz vor Turnierschluss stattliche 121.000 Chips eingesammelt, in der letzten Pause beendete er in aller Seelenruhe ein Billardspiel, ehe er sich wieder in Richtung Turniersaal aufmachte. Gus Hansen steht bei immerhin 105.000, Ex-Champion Carlos Mortensen ebenfalls bei 105.000. Kirill Gerassimov setzte seinen ganz starken Auftritt bei dieser WSOP fort und sammelte 83.000 ein. Nikolai Evdakov steht mit derzeit 85.000 vor seinem elften (!) Cash bei der WSOP 2008, was neuen Rekord bedeuten würde. Und Phil Hellmuth, der nicht nur einen höchst martialischen Auftritt mit Stahlhelm und elf Begleiterinnen – für jedes bisher bei der WSOP gewonnene Armband eine – hinlegte, spielte diesmal auch richtiges Poker und beendete den Tag mit inoffiziell 75.800, was zumindest für Hoffnung Anlass gibt.

Hevad Khan vom Team PokerStars Pro hatte eine Stunde nach Mitternacht gut Lachen, denn er konnte 52.000 Chips eintüten. Sein Kollege Dario Minieri übertrieb’s mal wieder mit dem aggressiven Stil und schied nach einer wahren Achterbahnfahrt aus. Ob es wohl daran gelegen hat, dass der kleine Italiener den Start des Turniers beinahe verschlafen hatte? Grundsolide dagegen die Chipcounts von Allen Cunningham (45.000), Jennifer Harman (45.000), Scott Clements (42.000) und Howard Lederer (34.000). Unterm Strich also eine durchaus gelungene Performance der Promis unter den Poker-Pros.

Die Herrschaften ganz oben an der Spitze hingegen sind vom Namen her noch gewöhnungsbedürftig. Chipleader war am Ende des Tages – wie mehrfach erwähnt inoffiziell – Dylan Linde mit 146.000, gefolgt von Steve Austin (137.000). Mit Paul Loh (127.000) schlug sich auch ein PokerStars-Qualifikant über alle Maßen gut.

Heute legt der Main Event eine Pause ein, dafür sind alle, die über ein Überschallflugzeug verfügen oder sich ohnehin in Las Vegas aufhalten, zu einer kleinen intimen Feier eingeladen …

Hier einige inoffizielle Chipcounts (ab 90.000) im Überblick:

Dylan Linde 146.000
Steve Austin 137.000
Christian Choi 135.000
Jason Katsutani 133.000
Richie Smith 130.000
Paul Loh 127.000
Tom Braband 124.000
David Oppenheim 123.000
Victor Ramdin 121.000
David Stucke 120.000
David Saab 119.400
Mohamad Kowssarie 115.000
Jan Skampa 114.000
David Irish 111.500
Bill Purle 110.000
Charles Dolan 110.000
Shawn Cunix 110.000
Travis Rice 110.000
Carlos Mortensen 109.000
Heidi Northcott 107.000
Anton Allemann 106.000
Gus Hansen 105.000
Tim Loecke 105.000
Johan Berg 104.000
Bill Blanda 102.000
Rhonda DeMartino 100.000
Phillip Liou 98.000
Aaron Kanter 97.000
Alexander Kostritsyn 97.000
Scott Baumstein 94.000
Whit Blanton 93.000
Yario Levi 93.000
David Stratmann 92.500
Kory Mitchell 90.000