WSOP 2008: Scotty Nguyen triumphiert im USD 50.000 H.O.R.S.E.

Es war ein episch langer Kampf mit insgesamt 314 am Finaltisch gespielten Händen im Amazon Room des Rio All-Suite Hotel und Casino in Las Vegas, dann war ein würdiger Champion gefunden. Acht Pokerspieler hatten sich am Sonntagnachmittag am Finaltisch versammelt, um das Unternehmen USD 50.000 H.O.R.S.E. zu Ende zu bringen.

Hier nochmals die Ausgangssituation vor dem Final Table:

1. Erick Lindgren 3.680.000
2. Scotty Nguyen 3.535.000
3. Barry Greenstein 1.955.000
4. Matt Glantz 1.445.000
5. Lyle Berman 1.430.000
6. Huck Seed 1.200.000
7. Michael DeMichele 905.000
8. Patrick Bueno 695.000

Die Betting Levels im 22. Level betrugen bereits 50.000/100.000, für die Smallstacks konnte jeder Move also auch gleichzeitig der letzte sein.

Folgerichtig verlor der Franzose Patrick Bueno im Razz-Modus seine letzten verbliebenen Chips an Erick Lindgren, als er all seine Hoffnungen auf A K 4 setzte, während Lindgren 2 7 8 hatte. Zu seinem Unglück fand Bueno auf dem Board im ungünstigsten Moment zwei Paare und war somit aus dem Turnier ausgeschieden. Trostpflaster für den achten Platz: USD 230.880.

Was nun folgte, waren häufige Wechsel im Chiplead, bemerkenswerte Swings und ein zähes Ringen ums ganz große Geld. Im Stud-8-Modus erwischte es dann Huck Seed, der ein paar Neunen unter seinen Open Cards erhalten hatte und seine letzten Chips Stück für Stück in die Mitte schob. Allerdings callte Michael DeMichele schlichtweg alles – aus gutem Grund: DeMichele hielt nach der 7th Street gleichzeitig einen Kreuz-Flush und eine Low Hand. Huck Seed warf seine Karten in den Muck, stand vom Tisch auf und holte sich beim Cashier USD 284.160 für seinen ausgezeichneten siebten Platz ab.

Lange Zeit hatte sich Barry Greenstein vom Team PokerStars Pro in der Spitzengruppe halten können oder sogar den Chiplead innegehabt, doch dann erwischte es den Routinier doch: Das Unheil traf Barry in der 71. Hand des Final Tables (Stud-Modus, Ante: 20.000, Bring-in: 20.000, Complete: 80.000) im direkten Duell mit Scotty Nguyen. Auf der 4th und 5th Street hatte Greenstein ein Paar Asse gefunden, hatte ab der 4th Street darauf gesetzt, Nguyen hatte mit der auf den ersten Blick harmlosen Hand 7 3 4 K stets gecallt. Auf der 7th Street stellte Barry seine letzten 160.000 Chips in die Mitte – nur um sogleich feststellen zu müssen, dass Nguyen zwei Siebenen im Pocket und damit bereits auf der 3rd Street sein Set komplettiert hatte! Natürlich war diese Hand nicht zu schlagen. Barry Greenstein verließ das prestigeträchtigste Turnier der Welt auf einem hervorragenden sechsten Platz und durfte dafür immerhin USD 355.200 zu seiner ohnehin stattlichen Bankroll addieren.

Lyle Berman musste als nächster Spieler den Tisch verlassen. Zunächst waren im Razz-Modus Scotty Nguyen, Michael DeMichelis und Berman aneinandergeraten, hier die Hände: Berman – (x) (x) 7 3 9 10 (x), Nguyen – (x) (x) 7 A A J (x), DeMichele – 9 7 2 3 4 5 8. Wie man an diesen Händen schon unschwer erkennen kann, konnte DeMichele den Pot stacken, Berman war mit seiner Hand all-in gegangen und muckte sie schließlich. Auch Scotty Nguyen war zu dieser Maßnahme gezwungen. Immerhin erhielt Lyle Berman für seinen starken Auftritt und den fünften Platz USD 444.000 und hatte damit seine Investition fast verneunfacht!

Nun wurde die Luft nach oben sehr dünn. Ein aktualisierter Chipcount aus dieser Phase verdeutlicht die Lage: Michael DeMichele 7.100.000, Scotty Nguyen 4.250.000, Erick Lindgren 2.600.000, Matt Glantz 745.000. Glantz verteidigte seinen kleinen Stack noch eine Weile zäh, dann kam im Omaha-8 das Aus. Nach einem Raise von Scotty Nguyen ging Matt auf einen Flop von Q [key:card_diamonds] 6 [key:card_clubs] 5 [key:card_hearts] all-in und zeigte K [key:card_diamonds] J [key:card_diamonds] 10 [key:card_hearts] 10 [key:card_diamonds]. Nguyen hielt A [key:card_hearts] 2 [key:card_clubs] 7 [key:card_diamonds] K [key:card_clubs] und spekulierte wohl auf die Low Hand. Auf dem River kam die alles verändernde Karte: A [key:card_clubs] brachte Nguyen ein Paar Asse und den Nutflush-Draw. Und der Flush materialisierte sich mit 5 [key:card_clubs] tatsächlich. Glantz durfte für seinen vierten Platz stattliche USD 568.320 kassieren. Scotty Nguyen war nach diesem Scoop neuer Chipleader mit 7.000.000.

Der nun folgende Dreikampf war wie dafür geschaffen, in die Poker-Geschichtsbücher einzugehen: Nach einem stundenlangen Gerangel – mittlerweile lag über Las Vegas längst tiefe Nacht – musste sich Erick Lindgren mit dem dritten Platz abfinden. Scotty Nguyen war langsam aber stetig im Chipcount den beiden anderen Spielern davongezogen. In der 303. (!!!) Hand des Tages kam es im Stud-Level zur entscheidenden Konfrotation zwischen „Scotty-Baby“ und „E-Dog“: Hauchdünn mit einem Paar Neunen gegen ein Paar Achten ging dieser Fight zugunsten Nguyens aus. Lindgren muss sich mit Platz drei und einem „Schmerzensgeld“ in Höhe von USD 781.440 trösten.

Der Rest war im Grunde Formsache für Scotty Nguyen. Mit einem haushohen Chiplead (12.140.000 zu 2.660.000) waren sein Sieg und damit sein fünftes Bracelet nur noch eine Frage der Zeit. Im Hold’em-Modus (Hand 314!) war es dann soweit: Nguyen raiste mit A [key:card_diamonds] 10 [key:card_hearts], DeMichele callte mit A [key:card_clubs] 3 [key:card_hearts]. Hier das Board: A [key:card_spades] 9 [key:card_hearts] 6 [key:card_hearts] 7 [key:card_clubs] 4 [key:card_spades]. Spiel, Satz, Sieg, USD 1.989.120, ein spezielles Bracelet von Corum und der Chip-Reese-Gedächtnispreis für Scotty Nguyen. Dem großartig spielenden Underdog Michael DeMichele bleibt der zweite Platz, der ihn ebenfalls zum Millionär macht: USD 1.432.200 kassiert der Runner-up. Kommentar Scotty Nguyen nach fünf Tagen Schwerstarbeit: „It feels so good, baby“.

Die Ergebnisse im Überblick:

1. Scotty Nguyen USD 1.989.120
2. Michael DeMichele USD 1.432.200
3. Erick Lindgren USD 781.440
4. Matt Glantz USD 568.320
5. Lyle Berman USD 444.000
6. Barry Greenstein USD 355.200
7. Huck Seed USD 284.160
8. Patrick Bueno USD 230.880