Bad Neuenahr

Nichts geht mehr: Zukunft der Spielbank in Bad Neuenahr ist fraglich

Von Beate Au
Auch die Spielbank an der Ahr in Bad Neuenahr hat es hart getroffen.
Auch die Spielbank an der Ahr in Bad Neuenahr hat es hart getroffen. Foto: Beate Au

Am 15. Dezember 1948 rollte eine vergoldete Elfenbeinkugel zum ersten Mal in einem Roulettekessel in Bad Neuenahr. Es war der Auftakt für die erste deutsche Spielbank nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Flutkatastrophe, die auch das direkt an der Ahr thronende Gebäude der Spielbank getroffen hat, geht erst einmal nichts mehr. Ob es noch eine Zukunft für das Casino in der Kurstadt geben wird, ist fraglich.

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Die Gründerzeitvilla, in der die Verwaltung untergebracht war, musste abgerissen werden. Das, was noch zu retten war, wurde in Andernach eingelagert.
Die Gründerzeitvilla, in der die Verwaltung untergebracht war, musste abgerissen werden. Das, was noch zu retten war, wurde in Andernach eingelagert.
Foto: Beate Au

„Das Verwaltungsgebäude ist ein Totalschaden und bereits abgerissen. Die Räume für das Automatenspiel wurden bis zur Decke geflutet“, so Geschäftsführer Michael Seegert. In welchem Zustand sich der Keller befindet, ist noch unklar. Hier steht noch das Wasser. Unberührt von der zerstörerischen Kraft der Wassermassen sei das Obergeschoss geblieben. „Hier sind wir dabei, zu retten, was noch zu retten ist“, so Seegert, der den Schaden vorsichtig auf 7 bis 10 Millionen Euro schätzt. Noch sei allerdings kein Sachverständiger da gewesen, um den baulichen Zustand der Immobilie, die der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr gehört, genau zu prüfen. Dass es in Bad Neuenahr mittelfristig eine Zukunft für die Spielbank gibt, kann er sich nicht vorstellen.

Gäste frühzeitig evakuiert

Dabei war die Spielbank auf die Möglichkeit, dass es Hochwasser geben kann, eingerichtet. So sei deshalb in den Jahren 2004 und 2005 der Schutz entlang der Ahr so verstärkt worden, dass der Fluss 25 Zentimeter über die bis dahin jemals gemessene Höchstmarke hätte steigen können, berichtet Seegert. Doch jetzt müsse man sich nüchtern einer anderen Realität stellen, verbunden mit der Frage, ob es überhaupt noch zu verantworten ist, an einer solchen Stelle eine öffentliche Einrichtung zu betreiben, in der sich 500 bis 600 Gäste aufhalten. In der Katastrophennacht selbst habe die Spielbank sehr schnell erkannt, dass da etwas Gewaltiges unterwegs ist. „Wir haben sehr frühzeitig, also um 20 Uhr, beschlossen, dass wir spätestens um 22 Uhr schließen. Der Spielbetrieb wäre sonst bis 2 Uhr nachts gelaufen“, so Seegert, der darüber sehr froh ist, dass sich die Gäste noch in Sicherheit bringen konnten.

Dass schöne Gründerzeitarchitektur wie die Villa gegenüber dem Casino in der Felix-Rütten-Straße 1 ein Fall für den Abrissbagger ist, tue weh, so Seegert. Dort war die Verwaltung untergebracht. Die Aktenordner wurden samt wertvollen Archivbeständen aus den Büros von den Fluten in das Areal vor den Ahrthermen gespült. Wie es jetzt weitergeht? „Wir werden unsere Angebote am Standort Nürburgring ausbauen. Es gibt auch Überlegungen, zusammen mit Land, Kreis und Stadt irgendwann eine Interimslösung hinzubekommen“, so Seegert. Von den rund 75 fest angestellten Mitarbeitern, jetzt zu 100 Prozent in Kurzarbeit, wurde niemand entlassen. Die Verwaltung wurde nach Bad Dürkheim verlegt.

Jetons gestohlen: Diebe müssen mit harten Strafen rechnen

In den Tagen nach der Flutkatastrophe haben dreiste Diebe Jetons aus der Spielbank geraubt. Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen drei männliche Beschuldigte im Alter von 22 und 23 Jahren, darunter ein deutscher, ein italienischer und ein türkischer Staatsbürger, wegen des Verdachts eines besonders schweren Diebstahls.

Alle stammen aus dem südlichen Nordrhein-Westfalen. Sie stehen im Verdacht, unter Ausnutzung der Flutkatastrophe die Räume der Spielbank betreten und aus einem dort befindlichen Behältnis Jetons im Wert von insgesamt 125.500 Euro entwendet zu haben. Die Jetons waren durch die Aufschrift „Spielbank Bad Neuenahr“ individualisiert. Anschließend sollen die drei Beschuldigten versucht haben, einzelne Jetons im Gesamtwert von 15.100 Euro in der Spielbank Ring-Casino am Nürburgring in Bargeld umzutauschen. Dort wurden sie durch aufmerksame Mitarbeiter des Casinos hingehalten, bis die alarmierte Polizei eingetroffen war.

Gegen zwei der Beschuldigten hat der Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Koblenz Haftbefehle erlassen. Diese werden nunmehr vollstreckt. Hinsichtlich eines Beschuldigten konnte ein dringender Tatverdacht nicht begründet werden, sodass auf einen Haftbefehl verzichtet wurde.

Die Staatsanwaltschaft weist darauf hin, dass sie Straftaten, die unter Ausnutzung der derzeitigen Notsituation im Katastrophengebiet begangen werden, mit allen zu Gebote stehenden rechtlichen und tatsächlichen Mitteln verfolgen wird. Die Ausnutzung der großen Not im Kata-strophengebiet zur Begehung von Straftaten werde sich, sollte es in einschlägigen Verfahren zu Verurteilungen kommen, im Rahmen der Strafzumessung erheblich zulasten von Tätern auswirken.

Flutkatastrophe im Ahrtal
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