Dr. Pauly bei der WSOP 2008: Der am meisten unterschätzte Spieler der Pokerszene – Erik Seidel

Von Paul McGuire

Im Mai, vor 20 Jahren, verlor Eric Seidel beim World Series of Poker Main Event im Heads Up gegen Johnny Chan. Chan war der amtierende Weltmeister und der am meisten gefürchtete Spieler in Las Vegas. Seidel war zu dieser Zeit ein unbekannter junger Spieler, welcher seine Chance nutzte um gegen Chan anzutreten… und scheiterte.

Ihr Kampf wurde im Film Rounders verewigt. Ich glaube, daß Seidel’s kurzer Cameo Auftritt in diesem Film eher ein Fluch, als ein Segen war. Anstatt als einer der besten Pokerspieler dieser Welt bekannt zu werden, erhielt er die meiste Aufmerksamkeit für seinen Auftritt in dem Matt Demon Film.

Seidel wuchs in New York auf und beschäftigte sich schon sehr früh mit Backgammon. Seidel nahm ca. 8 Jahre lang regelmäßig an Backgammon Turnieren teil, bevor er anfing Poker zu spielen. Seine ersten Lorbeeren verdiente er sich im Mayfair Club, zusammen mit Howard Lederer und Dan Harrington. Später zog er nach Las Vegas, um hauptberuflich Poker zu spielen.

Erick Seidel ist einer der am meisten unterschätzten Spieler der gesamten Pokerszene. Er wird oft einfach übersehen, weil er der ruhigste Spieler im Turnier ist. Seidel ist ein klassisches Beispiel für „Stil am Spieltisch“. Unglücklicherweise zieht Seidel’s unauffälliges Benehmen nicht unbedingt das Interesse der Medien auf sich, welche sich normalerweise immer auf etwas auffälligere Spieler konzentrieren. Seidel ist der letzte Spieler, von welchem man annehmen könnte, daß er über einen Stuhl springt oder daß er sich lautstark über einen seiner Gegenspieler lustig macht. Stattdessen finden Sie am Spieltisch immer einen überaus relaxten, ruhigen Seidel, welcher sich seine Lieblings Indie Rock Bands auf seinem iPod anhört.

Ich bin immer wieder überrascht, daß Seidel’s Name auf etlichen „Best All Time“ Listen einfach fehlt. Zur Hölle, er ist aber einer der Gründungsmitglieder von Full Tilt Poker und wird trotzdem oft einfach übersehen. Fragen Sie doch mal ihre Freunde nach einigen Full Tilt Pros, ich bin mir fast sicher, daß keiner Erik Seidel erwähnen wird.

Seidel hat eins der eindrucksvollsten Resümees der gesamten Pokerszene. Haben Sie sich schon mal seine aktuellen Hendon Mob Stats angesehen? Acht WSOP Bracelets. Ein World Poker Tour Titel und Gewinne in Höhe von neun Millionen Dollar während seiner Karriere. Das dürfte schwierig zu überbieten sein.

Seidel ist die Nr. 6 in der Liste der „WSOP All Time Cash“ Gewinner. Nur Phil Hellmuth, Men the Master, T.J. Cloutier, Berry Johnston und Chris „Jesus“ Ferguson haben bei der WSOP mehr Geld gewonnen.

Seidel saß bei der WSOP 25 Mal am Final Table und hat acht Bracelets gewonnen. Nur Phil Hellmuth, Johnny Chan und Doyle Brunson haben mehr Bracelets gewonnen.

Seidel ist mit 9 Millionen Dollar die Nr. 8 der in der Rangliste betreffend der gesamt Turniergewinne. Nur Jamie Gold, Joe Hachem, Allen Cunningham, Daniel Negreanu, Phil Hellmuth, Phil Ivey und T.J. Cloutier haben mehr Geld gewonnen.

Dies ist eine meiner liebsten Statistiken… Erik Seidel hat über 1.3 Millionen Dollar in Australien gewonnen, Das meiste davon im Crown Casino/Melbourne. Während der Aussie Millions 2007 wurde Seidel zweiter beim 100.000 USD Buy-In Event, als er gegen seinen guten Freund Erick Lindgreen verlor. Für seinen 2. Platz erhielt er ein Preisgeld in Höhe von 550.000 AUD. Bei den Aussie Millions 2008, verlor Seidel beim Championchip Main Event gegen Alexander Kostritsin im Heads Up und wurde Zweiter. Das Preisgeld für den Runner-Up betrug 1.000.000 AUD.

Seidel wird sicherlich demnächst sein 10. WSOP Bracelet gewinnen. Damit würde er statistisch betrachtet in eine sehr elitäre Kategorie aufsteigen. Um es mal in Baseball Begriffen auszudrücken, der Gewinn von 10 WSOP Bracelets ist ungefähr vergleichbar, wenn man als Pitcher 300 Spiele gewinnt oder als Batter 500 Homeruns macht.

Seidel hatte während der letzten 12 Monate das Glück auf seiner Seite, er hat während dieser Zeit über 2,5 Millionen Dollar, einen WPT Titel und sein achtes Bracelet gewonnen. Vor zwei Monaten hat Seidel sich gegen 356 Teilnehmer durchgesetzt und seinen ersten WPT Titel bei den Foxwoods Poker Classic’s gewonnen.

Acht WSOP Bracelets zu gewinnen ist nicht so einfach. Seidel musste sich gegen einige der stärksten Spieler der gesamten Pokerszene durchsetzen. Nehmen wir z.B. die Besetzung beim Final Table des 2007 WSOP USD 5,000 World Championchip No-Limit 2-7 Draw Lowball Events, an diesem Final Table saßen unter anderem Chad Brown, Shawn Sheikhan, Andy Black, Freddy Deeb und Todd Brunson. Als er im Jahr 1992 sein erstes WSOP Bracelet gewann, musste er im Heads Up Phil Helmuth besiegen, um das USD 2.500 Limit Holdem Event zu gewinnen. Im Jahr 2001 besiegte er am Final Table des 3000 USD No Limit Holdem Events Johnny Chan, Bob Feduniak, Hilbert Shirey und Jay Heimowitz.

Nach 1,5 Wochen bei der WSOP 2008 sieht es für Seidel sehr gut aus. Er hat bereits bei drei Turnieren Preisgelder gewonnen und saß ein Mal am Final Table. Im USD 10,000 Seven-card Stud World Championship Event belegte er aktuell den 5. Platz. Ich wäre nicht überrascht, wenn Seidel in diesem Jahr bei der WSOP noch ein weiteres Mal am Final Table sitzen würde, vielleicht gewinnt er ja auch noch sein neuntes Bracelet?