WSOP 2008: Verblüffende Bluffs

Event #16: USD 2.000 Limit Omaha Hi-Lo, Tag zwei

Noch 169 der ursprünglich 553 Starter waren in diesem anspruchsvollen Turnier mit einem Preispool in Höhe von USD 1.006.460 in den zweiten Tag gestartet. Unter ihnen der einzige Hoffnungsträger aus deutscher Sicht: Jan 50Outs von Halle. Dieser hielt dann auch die Fahne hoch und vergrößerte seinen Stack auf beachtliche 28.000 Chips.

Dann kam es zu folgender Hand: Die Blinds lagen bei 400/800 und Jan fand im Big Blind A A 8 9 double-suited. Der Pot kam mit Raise und Reraise zu Jan und dieser setzte noch einen obendrauf. Die beiden Raiser callten und zu dritt sahen sie den Flop mit 3 4 9 rainbow. Jan spielte den Flop an und beide callten. Der Turn brachte die 10. Jan setzte wiederum an und wurde von dem Spieler nach ihm geraist. Spieler 3 überlegte nur wenige Sekunden und callte den Raise, ebenso Jan. Der River brachte mit der 5 die für Jan schlechtestmögliche Karte. Er checkte und der Turn-Raiser tat es ihm gleich. Spieler 3 spielte relativ zügig einen Bet mit 1.600 an. Im Pot befanden sich nun 21.200 Chips. Jan überlegte mehrere Minuten und entschied sich dann, die Hand zu folden und mit seinen verbleibenden 4.500 Chips einen Shot zu suchen, anstatt noch mehr Chips in diesen sicher verlorenen Pot zu investieren. Der Spieler nach ihm überlegte ebenfalls einige Minuten und foldete dann ebenfalls. Spieler 3 kassierte schließlich den Pot und offenbarte mit Q Q 7 7 seinen geglückten Bluff.

Wenig später schied Jan aus, sodass alle deutschen Hoffnungen für diesen Event eliminiert wurden.

Event #17: USD 1.500 No-Limit Hold’em Shoot-out, Tag eins

1.000 Spieler, darunter die vier Deutschen Michael „The Doc“ Keiner, Frank Blümlein, Johannes Strassmann und Florian Langmann, haben an diesem Turnier teilgenommen, ads im Sit-’n‘-Go-Modus gespielt wird. Wer seinen Tisch gewinnt, ist bereits im Geld und hat USD 5.596 sicher. Die Sieger der ersten Runde spielen dann in einem weiteren Sit’n’Go um den Einzug ins Finale. Das Spielniveau fiel an einigen Tischen erfrischend gering aus.
„Ich kann mich nicht erinnern, wann ich in einem WSOP-Event das letzte Mal an einem so vorteilhaften Tisch spielen durfte, an dem meine Ausgangslage so schlecht war“, sagte Pokerprofi Michael „The Doc“ Keiner in der ersten Pause, nachdem er kurz zuvor einen großen Pot mit Top-Two-Pair gegen eine Gutshot-Straight verloren und nun sehr wenige Chips hatte, um Druck auf den Tisch ausüben zu können.

Der Poker-Doc schaffte es zwar noch, sich wieder auf etwa 2.000 Chips hochzuspielen, doch dann wurde ihm eine verdeckte Straight zum Verhängnis, die Michael als Bluff-Versuch gelesen hatte. Er callte all-in und musste den Tisch verlassen.

Mit ihm am Tisch saß Frank Blümlein, der nach einem All-in mit A 5 gegen Q Q schon kurz vor dem Aus stand, jedoch den Showdown und später, nach einem spannenden Heads-up, auch an seinem Tisch gewann.

Alle anderen deutschen Spieler haben sich nicht für die zweite Runde qualifizieren können.

Leider musste sich Frank Blümlein in Runde zwei dann geschlagen geben, sodass der Final Table ohne deutsche Besetzung auskommen muss. Die zehn Finalisten standen nach einem echten Marathon, der 19 Stunden andauerte, dann für den Final Table fest, der mit 300.000 Chips gespielt wird:

Spieler: Alexander Triner, Casey Coleman , Jason Young, John Strzemp III, Matt Giannetti, Sergey Rybachenko, Tom West, Mike Schwartz, Kyle Bowker, Rory Monahan

Event #18: USD 5.000 No-Limit 2-7 Lowball Single Draw with Rebuys, Tag eins

Die Teilnehmerliste dieses spannenden Events liest sich wie das Who’s who der internationalen Pokerszene:

Phil Ivey, Chris Ferguson, Todd & Doyle Brunson, Chad Brown, Mike Matusow, Eli Elezra, Carlos Mortensen, Howard Lederer, Barry Greenstein, Tony G, Andrew Black, Gus Hansen, Billy Baxter, Greg Raymer, Johnny Chan, Patrik Antonius, Erik Seidel, Jennifer Harman, Scotty Nguyen, Phil Hellmuth, Allen Cunningham, Lyle Berman, Steve Zolotow, Roland de Wolfe ,…

So viel prominente Präsenz zieht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich und so avanciert diese nach wie vor stark unterschätzte Pokervariante zum Geheimtipp.

Die Rebuy-Phase wurde großzügig genutzt und die 85 Teilnehmer dieses anspruchsvollen Events machten durchschnittlich drei Rebuys, sodass der Preispool auf stattliche USD 1.735.020 wuchs.

Gerade in dieser No-Limit-Variante des Lowball 2-7 ist das Bluffen („Snowen“ im Lowball-Wortschatz) eine etablierte Strategie im Repertoire eines professionellen Lowball-Spielers, von der oft und gern Gebrauch gemacht wurde. So spielte Tony G beispielsweise eine Hand gegen Michael Binger, indem er Bingers Raise vor dem Draw auf etwa 30.000 reraiste. Dieser callte und zog eine Karte, während Tony G „pat“ blieb (keine Karte zog). Im Pot befanden sich 65.000 und Tony G spielte mit seinen letzten 17.500 all-in. Binger überlegte eine Weile und entschied sich dann zu folden. Im selben Augenblick, da Bingers Karten in den Muck wanderten, wurde ihm anhand des schlitzohrigen Grinsens auch schon sein Fehler bewusst und Tony G zeigte stolz seine Bluff-Hand mit 3 3 3 5 10.

39 Teilnehmer schafften es dann, den ersten Tag zu überstehen. Angeführt wird das Feld von Tom Dwan mit 238.900 Chips. Noch im Spiel sind unter anderem noch die PokerStars-Pros Chad Brown mit 117.200 Chips und Barry Greenstein mit 57.900 Chips.