WSOP 2008: Großer Zahltag für Duncan Bell und Eric Brooks

Event#14: USD 2.500 No-Limit Hold’em, Finaltisch

Quälend lange (bis nach 4 Uhr morgens Ortszeit) hatte sich dieses Turnier an Tag zwei hingezogen, bis der Final Table endlich feststand. Nichtsdestotrotz mussten die neun (von 1.390!) verbliebenen Spieler – sechs US-Amerikaner, zwei Kanadier und ein Engländer – bereits um 14 Uhr wieder auf der Matte stehen. Gegen Ende von Tag eins hatte sich mit Duncan Bell aus Vancouver (Kanada) ein überlegener Chipleader herauskristallisiert. Wie ein Bulldozer war der füllige Mann mit dem Vollbart in der Endphase von Tag zwei über seinen Tisch gepflügt, hatte reihenweise Konkurrenten eliminiert und dabei satte 1.966.000 in Chips generiert. Eine super Ausgangsposition vor den Finaltisch, denn der Zweitplatzierte, sein Landsmann Shawn Buchanan, hatte zu diesem Zeitpunkt „nur“ 1.133.000. Die übrigen Chipcounts vor der Entscheidung: Steve Merrifield (USA) – 1.109.000, Jason Sanders (USA) – 1.099.000, Brent Hanks (USA) – 755.000, Brent Ditzik (USA) – 384.000, Nicolas Levi (England) – 233.000, Ariel Soffer (USA) – 191.000, Nathan Doudney (USA) – 113.000.

Vier ausgesprochene Smallstacks also unter den letzten Neun – und dementsprechend aggressiv gingen die „Reichen“ denn auch in den Showdown. Das Match begann in Level 21 (Blinds: 12.000/24.000, Ante: 3.000) und bereits in der zweiten Hand war für Nicolas Levi Endstation: Der Londoner fand ein Siebenen-Pärchen, ging all-in und wurde von Steve Merrifield mit A [key:card_hearts] 10 [key:card_spades] augenblicklich gecallt. Das Board (10 [key:card_hearts] 6 [key:card_spades] 6 [key:card_diamonds] 8 [key:card_hearts] 10 [key:card_diamonds]) brachte dem Amerikaner ein Full House und dem Mann aus London Platz neun für immerhin USD 59.442.

In diesem Tempo ging es weiter: Nur zwei Hände später erwischte es Brent Ditzik, der nach einem Bet von Duncan Bell mit A [key:card_spades] Q [key:card_clubs] seine restlichen Chips in die Mitte schob. Bell hielt J [key:card_hearts] J [key:card_clubs]. Der Flop war für Ditzik wirklich brutal: Q [key:card_diamonds] 8 [key:card_spades] J [key:card_clubs]. Turn und River brachten keine Verbesserung; der Mann aus Phoenix (US-Bundesstaat Arizona) musste sich mit dem achten Rang und einem Preisgeld in Höhe von USD 83.541 zufriedengeben.

Nun ging es Schlag auf Schlag: Gerade mal zehn Hände waren gespielt, da war mit Ariel Soffer der nächste „Ausscheider“ gefunden: Nach einer Erhöhung von Bell ging er mit 6 [key:card_hearts] 6 [key:card_spades] all-in, Bell callte und drehte J [key:card_diamonds] 10 [key:card_spades] um. Das Board (Q [key:card_diamonds] 2 [key:card_hearts] 9 [key:card_spades] K [key:card_clubs]) brachte dem Chipleader eine hübsche Straight. Konsequenz für Soffer: Platz sieben und USD 107.639 für die Bankroll.

Gerade mal 40 Minuten (!) waren am Final Table absolviert, da waren’s nur noch fünf. Erneut erhöhte Bell preflop, Jason Sanders callte mit seinen letzten Chips und zeigte 7 [key:card_hearts] 10 [key:card_diamonds]. Bell hatte 2 [key:card_spades] 2 [key:card_diamonds] gefunden und nun das sprichwörtliche Glück des Chipleaders, denn der Flop brachte Sanders mit 6 [key:card_clubs] 6 [key:card_spades] 9 [key:card_clubs] immerhin einen Gutshot. Der Turn war belanglos, doch am River rollte 2 [key:card_hearts] herein. Trips für Bell, Platz sechs und USD 139.770 für Jason Sanders.

Die Blinds waren auf 20.000/40.000 (Ante: 5.000) angestiegen, als für Brent Hanks das „Totenglöckchen“ läutete: Mit A [key:card_diamonds] 2 [key:card_spades] ging er all-in und fand in Steve Merrifield, der A [key:card_hearts] 10 [key:card_clubs] hielt, einen dankbaren Bezahler. Das Board brachte ausschließlich Blanks. Der Amerikaner musste sich mit Platz fünf abfinden, der ihm mit USD 178.327 etwas versüßt wurde.

Nur gut sechs Minuten später musste sich Shawn Buchanan verabschieden, als er nach einem Bet von Steve Merrifield das All-in annoncierte. Mit A [key:card_clubs] K [key:card_clubs] schien er gegen Merrifields 9 [key:card_hearts] 9 [key:card_spades] gar nicht so schlecht dazustehen, doch das Board meinte es nicht so gut mit dem Kanadier: 7 [key:card_hearts] 8 [key:card_hearts] 6 [key:card_clubs] 2 [key:card_spades] 5 [key:card_spades] bescherten Merrifield eine Straight. Die Prämie für den vierten Platz konnte sich trotzdem sehen lassen: USD 218.491 gehen mit Buchanan über die Landesgrenze.

Nun wurde es etwas ruhiger am Tisch, actionreiche Hände waren in den nächsten Minuten eher spärlich gesät. Knapp drei Stunden nach Beginn des Finaltisches stand der Drittplatzierte fest. Mit K [key:card_hearts] 8 [key:card_hearts] warf Nathan Doudney seine letzten Chips über die Linie und wurde von Steve Merrifield umgehend gecallt. Der hielt nämlich A [key:card_spades] 9 [key:card_spades] und lag schon nach dem Flop (K [key:card_diamonds] A [key:card_clubs] J [key:card_spades]) leicht vorn. Turn (8 [key:card_clubs]) und River (9 [key:card_spades]) brachten endgültig Gewissheit. Doudney darf für seinen hervorragenden dritten Platz USD 260.261 in Empfang nehmen.

Nach 72 gespielten Händen und immer noch unter drei Stunden Spielzeit – also rekordverdächtig kurz für diesjährige WSOP-Verhältnisse – war das Match entschieden. Duncan Bell callte nach einem Flop (6 [key:card_clubs] 8 [key:card_spades] 2 [key:card_spades]) Merrifields All-in ohne mit der Wimper zu zucken. Kein Wunder, er hatte gefunden, während sein Kontrahent lediglich 10 [key:card_diamonds] 10 [key:card_clubs] vorzuweisen hatte. Turn (4 [key:card_clubs]) und River (J [key:card_hearts]) sorgten letztlich für die Entscheidung zugunsten des Kanadiers, der neben seinem ersten goldenen Bracelet sagenhafte USD 666.777 in Empfang nehmen durfte. Welch ein warmer Regen für Bell, der in seiner gesamten Pokerkarriere gerade mal rund USD 50.000 gecasht hatte!

Für den Zweitplatzierten blieben immerhin $ 428.949 und der Trost, gegen den klar dominierenden Spieler des Turniers verloren zu haben.

Die Ergebnisse vom Finaltisch auf einen Blick:

1. Duncan Bell USD 666.777
2. Steven Merrifield USD 428.949
3. Nathan Doudney USD 260.261
4. Shawn Buchanan USD 218.491
5. Brent Hanks USD 178.327
6. Jason Sanders USD 139.770
7. Ariel Soffer USD 107.639
8. Brent Ditzik USD 83.541
9. Nicolas Levi USD 59.442

Event #15: USD 10.000 Seven Card Stud

So etwas nennt man wohl ein „Heimspiel“: Von den acht Spielern, die im USD 10.000 Seven Card Stud den Finaltisch erreicht hatten, geben nicht weniger als vier (!) als Wohnsitz Las Vegas/Nevada an! Die Ausgangsposition vor dem Finaltisch muss man als äußerst ausgeglichen bezeichnen. Mit David Oppenheim (jawohl: aus Las Vegas …) ging ein Spieler als Chipleader ins Rennen, dessen Führung marginal war. 508.000 in Chips hatte der in Highstakes-Kreisen bestens bekannte Lokalmatador eingesammelt und lag damit nur knapp vor dem Zweitplatzierten Alexander Kostrytsin aus Moskau (495.000), der im Winter die Aussie Millions gewonnen hatte. Dahinter ging es eng zu: Dritter war Fu Wong aus Arizona (429.000), gefolgt von Minh Ly (Las Vegas, 424.000), Jim Paluszek aus Pennsylvania (413.000), dessen Landsmann Eric Brooks (359.000) und den beiden Las Vegas-Cracks Erik Seidel (273.000) und Vassilios Lazarou (259.000).

Der griechischstämmige Smallstack wurde denn auch als erster Spieler aus dem Wettbewerb bugsiert, als er seltsamerweise mit King high sämtliche Raises von Oppenheim callte. Der hatte aber bereits mit dem ersten drei Karten drei Zweien erhalten, was sämtliche Draws von 3th bis 6th Street entsprechend harmlos aussehen ließ. Lazarou musste sich also mit dem achten Rang und USD 48.269 zufriedengeben.

Nun ging es zunächst ziemlich schnell: In Level 20 (Ante: 3.000, Bring-in: 5.000, Completion: 15.000, Limits: 15.000/30.000) ging David Oppenheim mit einem auf 6th und 7th Street gefloppten Damenpärchen all-in und wurde von Kostritsyn dankbar gecallt, denn der hatte auf 7th Street seine dritte Fünf gefunden. Platz sieben für Oppenheim und ein hübsches „Trinkgeld“ in Höhe von USD 59.408.

Nur wenige Minuten später war Jim Paluszek fällig: Mit Ace high rannte er in die beiden Pärchen von Kostritsyn (8 8 und 10 10), die der Russe tatsächlich als erste vier Karten erhalten hatte! Für den sechsten Platz kassierte der Mann aus Pennsylvania stattliche USD 74.260.

Derweil stiegen die Blinds unaufhörlich an: In Level 22 waren 5.000 Ante, 7.000 Bring-in, 25.000 Completion und Betting Limits von 25.000/50.000 fällig, als Erik Seidel den Tisch verlassen musste. Der Allround-Pro verließ sich auf die beiden Fünfen, die er auf 1th und 2nd Street gedealt bekommen hatte. Damit hatte er freilich gegen die beiden Asse von Minh Ly (1th und 3rd Street) keinerlei Chance. Für den fünften Rang kassiert Seidel USD 92.825 für die ohnehin mutmaßlich sehr stattliche Bankroll.

Gerade noch triumhierend war Ly der nächste Spieler, der an die Rails geschickt wurde: Mit zwei Achten im Pocket scheiterte er an Kostrytsin, der auf der 7th Street eine lupenreine Straight komplettierte. Ly darf sich mit USD 118.816 für seinen ausgezeichneten vierten Rang trösten.

Und erneut war die Spanne zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt reichlich eng, denn Kostrytsin war der nächste Pro, der den Tisch verlassen musste. Allerdings muss man sein Ausscheiden als unglücklich bezeichnen, denn der Russe hatte zwei Paare (K K und 10 10) gedealt bekommen und scheiterte letztlich an Eric Brooks, weil der bereits nach 5th Street A A und 7 7 hielt. Trotzdem flotte USD 163.372 für den dritten Platz des „Aussie-Millionärs“.

Das Heads-up zwischen Eric Brooks und Fu Wong dauerte ziemlich genau eine Stunde, als die Entscheidung fiel. Hier die kompletten Hände der beiden Kontrahenten: Brooks – (A [key:card_hearts] 5 [key:card_spades]) 5 [key:card_diamonds] 3 [key:card_diamonds] A [key:card_diamonds] 7 [key:card_diamonds] (Q [key:card_diamonds]). Wong – (4 [key:card_clubs] 10 [key:card_clubs]) A [key:card_clubs] 4 [key:card_hearts] 2 [key:card_hearts] 4 [key:card_diamonds] (9 [key:card_clubs]). Anders ausgedrückt: Brooks, ein bislang in der Pokerszene weitestgehend unbeschriebenes Blatt, gewinnt bei seinem allerersten größeren Turnier ein goldenes Bracelet, USD 415.856 und den Weltmeistertitel. Für Fu Wong bleibt der zweite Platz, der immer noch mit USD 259.910 dotiert ist.

Ergänzend sei vermerkt, dass Phil Ivey den neunten Platz (USD 37.130) belegte. PokersStars-Pro Daniel Negreanu wurde guter Elfter und nahm USD 33.417 in Empfang.

Die Ergebnisse vom Finaltisch im Überblick:
1. Eric Brooks USD 415.856
2. Fu Wong USD 259.910
3. Alexander Kostrytsin USD 163.273
4. Minh Ly USD 118.816
5. Erik Seidel USD 92.825
6. Jim Paluszek USD 74.260
7. David Oppenheim USD 59.408
8. Vassilios Lazarou USD 48.269

Event #15: USD 1.000 Ladies No-Limit Hold’em World Championship, Tag zwei

In diesen Event waren mit Katja Thater (Foto rechts), Sevinc Neumann sowie Frauke Ritter von Sporschill gleich drei deutsche Ladys gegangen, die aber allesamt mehr oder weniger deutlich an den Geldrängen vorbeischrammten. 62 von 1.190 gestarteten Damen hatten sich in Tag zwei gerettet, die prominentesten, wie Kathy Liebert, Evelyn Ng, Nancy Todd Tyner und Amanda Leatherman, mussten allesamt vor dem Final Table an die Rails, landeten aber immerhin komplett in den Geldrängen, was diverse wohltätige Organisationen freuen wird, denn es handelte sich – wie berichtet – um ein Charity-Turnier. So setzt sich der heute ausgespielte Final Table in erster Linie aus Damen zusammen, die in der Pokerwelt bislang wenig Beachtung gefunden haben. So sieht der ab 14 Uhr ausgespielte Finaltisch aus:

Patty Till 312.000
Roslyn Quarto 73.000
Marla Crumpler 163.000
Svetlana Gromenkova 553.000
Sue Porter 211.000
Debbie Mitchell 224.000
Christine Priday 448.000
Yesenia Garcia 210.000
Anh Le 191.000

Hier die Pay-outs:

1. Platz USD 244.702
2. Platz USD 144.567
3. Platz USD 87.715
4. Platz USD 37.637
5. Platz USD 60.101
6. Platz USD 47.106
7. Platz USD 36.277
8. Platz USD 28.155
9. Platz USD 20.034