„Pokerfloor“ am Potsdamer Platz eröffnet

Ein Artikel von Rainer Gottlieb

Als die Spielbank Berlin am Potsdamer Platz im März 2008 per großformatiger Zeitungsannonce „Pokerdealer zur Festanstellung“ suchte, wurde klar, dass in einer der erfolgreichsten Spielbanken Deutschlands eine Wende zu erwarten war.

Der seit Jahren existierende Pokerboom wurde dort zwar zur Kenntnis genommen, es kam aber nicht – trotz vielfachen Spielerwunsches – zu einer Ausweitung und Ergänzung des bestehenden Cashgame-Angebots von € 5/10 No Limit Hold’em oder € 10/20 Potlimit Omaha. Diese Einsätze verursachen bei Novizen naturgemäß eine gewisse Schwellenangst.

Turnierpoker wurde bisher zweimal pro Jahr angeboten. Insgesamt wurde Poker dort also etwas „stiefmütterlich“ behandelt. Begründet wurde dies mit dem Hinweis auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte des Poker im Casino: eine Spielbank verdient an der Taxe derart wenig (bzw. durch die Besteuerung bleibt derart wenig übrig), dass sich das Ganze für die Betreiber eigentlich nicht lohnt.

Nun, seit dem 29.05.2008 ist ein Wandel eingetreten. Die Spielbank hat im Erdgeschoss des Gebäudes am Marlene Dietrich Platz den „Pokerfloor“ eröffnet. Dort wurden in einem neu geschaffenen Bereich fünf Pokertische aufgestellt. Zwei Tische haben Mischmaschinen eingebaut. Vier der Tische stehen für tägliche Turniere bereit. Die Buy-Ins betragen wechselnd 20 € und 50 €, es gibt sowohl Freezeout- als auch Rebuy-Turniere. Samstags sollen „Deepstack-Turniere“ mit Buy-Ins von 200 € und Blindzeiten von je 45 Minuten laufen.

Selbstverständlich werden auch Cashgames angeboten. Ein Tisch steht ständig für € 5/10 No Limit Hold’em zur Verfügung, sobald Turniertische frei werden, wird bei entsprechender Nachfrage auch € 1/2 oder € 2/4 gespielt.

Der Pokerfloor befindet sich direkt an einer großen Fensterfront mit Blick auf den Marlene-Dietrich-Platz. Schiebetüren ermöglichen schnellen Zugang zu einer kleinen Terrasse mit ausreichend Sitzgelegenheiten. Hierdurch bietet sich eine relativ entspannte Möglichkeit für Raucher, auch während des Spiels ohne große Hektik eine Zigarette zu rauchen, denn – und das ist sehr positiv – in der gesamten Spielbank wird der Nichtraucherschutz konsequent durchgesetzt.

Erste Beobachtungen

Es ist sehr erfreulich, dass die Spielbank diesen Schritt gewagt hat. Durch den Pokerfloor wurden viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Mitarbeiter sind mit Freundlichkeit und hohem Engagement bei der Sache. Die neuen Dealerinnen und Dealer arbeiten solide. Dass es dabei manchmal etwas langsamer zugeht, als bei erfahreneren Mitarbeitern, ist normal und sollte nicht kritisiert werden. Die neuen Mitarbeiter brauchen noch etwas Zeit, um in der teilweise stressbehafteten Atmosphäre zurechtzukommen. Diese Zeit muss man ihnen einräumen. Besser etwas langsamere, dafür aber korrekte Abläufe als Hektik und daraus resultierende Fehler.

Die organisatorischen Abläufe besonders vor- und während der Turniere laufen nicht immer einwandfrei. Die Turniere starten meist mit 20- bis 30-minütiger Verspätung, zwischendurch kommt es zu ungewollten Pausen, weil organisatorische Dinge geklärt werden müssen. Doch auch das wird sich dank des hervorragenden Einsatzes von Mitarbeitern und Floorpeople sicher bald ändern. Auch dabei muss man den Verantwortlichen eine gewisse Zeit einräumen.

Seitdem der Pokerfloor eröffnet wurde, erlebt die Spielbank einen enormen Ansturm an Spielerinnen und Spielern. Eigentlich sollte es zunächst eine mehrwöchige Testphase geben. Der Pokerfloor wurde nicht großartig beworben. Doch in Zeiten von Internet-Diskussionsforen sprach sich das Projekt in Windeseile herum, mit dem Ergebnis, dass die Turniere nahezu täglich ausgebucht sind.

Die erfreulich hohe Nachfrage hat allerdings auch einige Nachteile: es ist sehr eng zwischen den fünf Tischen im Pokerfloor und wegen der hochsommerlichen Berliner Temperaturen kommt die Klimaanlage im Erdgeschoss an ihre Leistungsgrenzen. Allerdings sollte dies keine Begründung für die teilweise äußerst lässige Kleidung mancher Besucher sein. Badeschlappen, kurze Hosen und ärmellose T-Shirts haben in einer Spielbank nichts zu suchen, auch nicht im Pokerbereich.

Fazit

Die Spielbank Berlin ist mit dem Projekt „Pokerfloor“ auf dem richtigen Weg. Die Nachfrage nach Turnieren und Cashgames ist eindeutig vorhanden. Die beteiligten Mitarbeiter sind sehr engagiert, man spürt den Willen, den Pokerfloor zu einer erfolgreichen Bereicherung der Berliner Szene werden zu lassen. Dazu allen Beteiligten und Verantwortlichen viel Erfolg.

Informationen sind auf der (noch vorläufigen) Website www.pokerfloor.de zu finden.