WPT World Championship: Sensationeller Sieg von David Chiu

Die sechste Saison der World Poker Tour ist Geschichte. In einem denkwürdigen Finale im Bellagio von Las Vegas überrollte der als Chipleader gestartete Gus Hansen die Konkurrenz und sah schon vor dem Heads-up gegen David Chiu wie der klare Sieger aus. Doch The Great Dane konnte seinen überwältigenden Chiplead nicht halten, denn nach einem sensationellen Comeback ließ sich am Ende David Chiu als der neue WPT World Champion feiern und nahm die Siegprämie von USD 3.389.140 in Empfang.

Das Finale startete im 25. Blindlevel (80.000/160.000 Ante 15.000) und Shortstack Jeff King schaffte es in der siebten Hand seinen Stack gegen Hansen auf knapp über zwei Millionen Chips zu verdoppeln. King ging mit 960.000 Chips All-in und nach einem Chipcount callte Hansen aus dem Big Blind mit [Two of diamonds] [Two of hearts] . King drehte [King of spades] [Jack of clubs] um und das Board brachte [King of hearts] [Jack of spades] [Eight of diamonds] [Nine of hearts] [Three of hearts] . Doch schon an dieser Hand war abzulesen, dass Gus Hansen in diesem Finale volles Risiko ging.

In den folgenden 45 Minuten wütete der Däne dann wie ein Hurricane über den Finaltisch und riss seine Gegner fast im Minutentakt aus ihren Sitzen. Erstes Opfer war Jeff King, der nach einem Raise von Hansen auf 415.000 und einem Call von Cory Carroll, vom Small Blind mit seinen 1.855.000 Chips All-in ging. Hansen callte und Carroll foldete. Im Showdown drehte Hansen [Ten of spades] [Nine of spades] um, King zeigte [Ace of clubs] [Queen of clubs] und der Flop brachte [Eight of diamonds] [Six of clubs] [Four of hearts] . Ein Gutshot-Straightdraw für den Dänen, doch der [King of clubs] am Turn brachte den Flushdraw für King. Hansen benötigte also eine Zehn, Neun oder Sieben, aber nicht in Pik, um King zu eliminieren und tatsächlich, der River brachte [Ten of hearts] .

Hansen hatte die Marke von zehn Millionen Chips durchbrochen und ließ nicht locker. Die 15. Hand bedeutete das Aus für Tommy Le. Hansen raiste vom Button auf 415.000 und Le callte vom Big Blind. Im Flop wurden [Queen of hearts] [Ten of clubs] [Five of clubs] umgedreht, beide Spieler checkten und der Turn brachte die [Four of spades] . Le ging daraufhin All-in (615.000), Hansen callte ohne zu zögern und drehte [Ten of diamonds] [Ten of spades] zum gefloppten Set um. Le konnte es kaum glauben, denn auch er hatte mit Pocket-Fünfen ein Set getroffen. Nur die [Five of hearts] konnte ihn noch retten, aber die [Three of clubs] am River verwischte den letzten Funken Hoffnung.

Nur eine Hand später kam es zur großen und denkwürdigen Konfrontation zwischen Hansen (11.750.000) und Cory Carroll (8.525.000), der bis zu diesem Zeitpunkt an zweiter Stelle lag. Hansen raiste vom Cut-off auf 480.000, Carroll reraiste aus dem Big Blind auf 1.650.000 Millionen und der Däne callte. Der Flop wurde mit [Queen of clubs] [Jack of diamonds] [Six of diamonds] gedealt, Carroll checkte und Gus Hansen hielt es nicht mehr auf seinem Stuhl. Er stand auf, blickte auf die Chips seines Gegners und ging nach kurzem Überlegen All-in. Cory Carroll wirkte sichtlich überrascht, überprüfte mehrfach seine Holecards und seinen Chipstack. Es ging um die deutliche Führung in diesem Finale, denn wenn Carroll callt und gewinnt, wandern über 17 Millionen, der insgesamt 27 Millionen Chips, in seine Richtung. Bei einem Fold wäre er mit fast sieben Millionen immer noch zweiter in Chips. Die Spannung war greifbar, denn der ganze Saal wusste, dass Cory Carroll hier nicht schauspielerte, er hatte eine unglaublich schwere Entscheidung zu treffen. Am Ende callte er und die Zuschauer in der TV-Arena des Bellagio schrien auf. Carroll drehte im Showdown [Ace of diamonds] [Jack of spades] um und lag vorn mit dem Paar Buben, denn Hansen zeigte [Seven of diamonds] [Five of diamonds] für einen Flushdraw und benötigte damit Hilfe. Der Turn brachte die [Queen of hearts] und damit ein Out weniger für Hansen, denn die [Queen of diamonds] würde das Full House für Carroll bedeuten. Dann drehte der Dealer die Rivercard um und es kam die [Three of diamonds] zum Vorschein. Karo-Flush für den Dänen und das Aus auf Platz vier für Cory Carroll. Wahnsinn!

In der 22. Hand nahm Hansen dann auch noch John Riveto vom Tisch. Diese Hand war nicht weniger dramatisch, denn Riveto hatte vor dem Flop mit [King of hearts] [King of spades] seine 1.985.000 Chips in die Mitte geschoben und Hansen callte mit [Ace of clubs] [Ten of clubs] . Der Flop mit [Jack of hearts] [Nine of diamonds] [Eight of spades] ließ Roveto zittern, denn der Däne hielt erneut einen starken Draw. Der Turn brachte [Six of diamonds] , doch Hansen hatte weiter elf Outs und tatsächlich, auch diesmal vervollständigte sich der Draw in Form einer [Seven of spades] .

Mit 23.430.000 Chips ging Hansen in das Heads-up gegen Chiu, der bis dahin lediglich eine Hand gewonnen hatte und 3.835.000 hielt. Zunächst wurden die Blinds hin und her geschoben, doch Hand 33 brachte David Chiu den ersten Verdoppler. Hansen hatte ein Raise von Chiu auf 505.000 mit einem All-in beantwortet und der callte mit seinen 3,8 Millionen. Im Showdown zeigte Hansen [Two of clubs] [Two of hearts] , Chiu legte [Five of clubs] [Five of hearts] in die Mitte und diesmal gab es keine Hilfe für den Dänen. Das Ganze erinnerte an den Boxfilm Rocky IV, denn Chiu hatte gerade den ersten Treffer gelandet.
Die endgültige Wende leitete aber erst Hand 76 ein, als Chiu ohne Showdown einen Pott mit gut sechs Millionen Chips einsackte. Der nächste Treffer, zwei Hände später, brachte Chiu erstmals in Führung. Hansen hatte auf 800.000 geraist, Chiu callte und das Board ( [Five of hearts] [Five of diamonds] [Four of diamonds] [Ace of spades] [Nine of clubs] ) wurde bis zum River durchgecheckt. Dann setzte Hansen weitere 900.000, Chiu callte und gewann mit [Nine] [Seven] .

Die alles entscheidende Hand war dann Nummer 80. Wieder raiste der Däne, diesmal auf 750.000, und Chiu callte. Der Flop brachte [Ace of clubs] [Ten of clubs] [Eight of spades] , Chiu checkte, Hansen setzte 900.000 und wurde gecallt. Nach der [Five of spades] am Turn setzte Chiu 1,2 Millionen und Hansen ging nach kurzer Bedenkzeit mit seinen 8.675.000 All-in. Nach gut zwei Minuten stand Chiu auf und sagte: „Ich calle!“ Die Zuschauer hielt es beim Showdown nicht mehr auf ihren Sitzen. Hansen drehte [Ten of spades] [Eight of hearts] für zwei Paare um und Chiu zeigte [Ace of spades] [Nine of spades] für Top-Paar plus Flushdraw. Der Dealer drehte am River [Ace of hearts] um, die Zuschauer tobten und David Chiu riss nach diesem Knockout jubelnd die Arme hoch. Wie betäubt gratulierte Hansen seinem Gegner, hatte er seinen vierten WPT-Titel doch schon so gut wie sicher in der Tasche gehabt. Dennoch sind $ 1.714.800 auch für Gus Hansen ein gewaltiges Trostpflaster.

Für David Chiu war es sicherlich der größte Erfolg in seiner Karriere, wenn auch nicht der einzige. Der Limit-Hold’em-Spezialist erreichte schon unzählige Finaltische bei der WSOP und besitzt vier Bracelets. Angefangen hatte für den aus China stammenden Pro alles als Dealer im Gilpin Hotel in Black Hawk (US-Bundesstaat Colorado), wo er das Verhalten der Gäste am Pokertisch genau analysierte. Sein erstes Bracelet gewann er 1996, natürlich im Limit Hold’em.