Ruhige Tage in Innsbruck

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Kaiserwetter in Innsbruck! Nach den etwas stressigen Tagen während der EPT in Dortmund hatte ich mich hierher zurückgezogen, nicht zuletzt auch, um meine guten Vorsätze für 2008 weiterhin in die Tat umzusetzen und den sportlichen Aktivitäten in Form des alpinen Skilaufs mehr Priorität einzuräumen. Quasi als Alibi für meinen Ausflug diente auch die kleine Turnierserie, die hier im Casino abgehalten wird. Das Casino Austria Innsbruck ist direkt im Stadtzentrum in das Hilton-Hotel integriert und die verschiedenen Skigebiete erreicht man bequem innerhalb von 20 bis 30 Autominuten.

Der Zeitplan sah den Start der einzelnen Turniere jeweils für 16 Uhr vor, so dass grundsätzlich genügend Raum für meine Pistenausflüge blieb. Innsbruck war zum ersten Mal Austragungsort einer Turnierserie mit etwas höheren Buy-ins und natürlich war ich auf diesen neuen Ort in meinen Reisekalender sehr gespannt. Um es gleich vorweg zu nehmen: Meine hohe Erwartungshaltung an die Organisation wurde zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Die Spieler werden hier nicht wie Kunden, sondern wie gute Freunde empfangen und zusammen mit den bestens bewährten Managementstrukturen der in Pokerveranstaltungen reichlich erfahrenen Casinos Austria Gruppe wurde seitens des Hauses alles dafür getan, eine perfekte Veranstaltung auf die Beine zu stellen.

Leider fanden nur sehr wenige Pokerspieler den Weg hierher, so dass die einzelnen Turniere vor Beginn des Mainevents mit Teilnehmerzahlen zwischen 20 und 40 nur sehr dünn besucht waren. Offensichtlich muss sich der perfekte Service hier erst noch in der Pokergemeinde herumsprechen. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass im dringend erwünschten Wiederholungsfall eine ganze Menge mehr Leute beim nächsten Mal dabei sein werden. Die abendlichen Cashgame Partien brachten dann immerhin fast durchgehend drei bis vier Tische zusammen, wobei ich mich ausschließlich auf die Potlimit Omaha-Partie mit Blinds von €5/€10 konzentrierte.

Häufig werde ich gefragt, warum ich solche, relativ kleine Events überhaupt besuche. Die Antwort ist ganz einfach: Jenseits des ganzen Medienrummels sind dies ideale Orte, um ziemlich stressfrei und unbeschwert meinem Job als Pokerspieler nachzugehen. Es ist die optimale Gelegenheit, verbrauchte Batterien wieder aufzuladen und erinnert mich allzu deutlich an die „good old times“, als ich als völlig unbekannter Pokerspieler von einem Ort zum nächsten gezogen bin, immer auf der Suche nach einer lukrativen Partie.

Zum Abschluss noch ein paar Nachgedanken zum EPT Turnier in Dortmund. Meine diversen Statements hatte ich ja schon in den verschiedensten Interviews unter anderem auch in der Video-Lounge von IntelliPoker zum Besten gegeben, darum will ich sie an dieser Stelle nicht noch einmal wiederholen. Allerdings bereitet mir eine Tendenz in der Öffentlichkeit etwas Bauchschmerzen: Die Kritik an vielen Punkten im Organisationsablauf ist eindeutig gerechtfertigt, das Anmeldeverfahren war viel zu bürokratisch, das Preis-Leistungsverhältnis des Verpflegungspackages stimmte hinten und vorne nicht und einzelne Dealer hatten einen wirklich schlechten Ausbildungsstand. Aber pauschal die ganze Veranstaltung derart durch den Kakao zu ziehen, wie es in einzelnen Kommentaren zu lesen war, halte ich auch für falsch und maßlos übertrieben. Die überwiegende Mehrheit der Dealer hatte einen extrem anstrengenden Job zu bewältigen und löste die Aufgabe mit Bravour, freundlich und kompetent. Pauschal alles ins negative Licht zu rücken, wirkt nicht gerade motivationsfördernd für zukünftige Turniere auf diejenigen Leute, die hier „ihr Bestes“ gaben. Konstruktive Kritik ist wichtig und hilft meistens, Dinge in der Zukunft zu verbessern. Pauschale Verunglimpfungen führen jedoch oft zu einer „totalen Verweigerungshaltung“ beim jeweiligen Empfänger und wenn Deutschland nächstes Jahr keinen Großevent wie die EPT aufzuweisen hätte, wäre dies sicher ein gewaltiger Verlust für die gesamte Pokergemeinde.

Euer Michael von free-888.com