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Wie ich mich in Las Vegas fast verzockt hätte

Redakteurin LIFESTYLE
Der berühmte "Strip" in Las Vegas Der berühmte "Strip" in Las Vegas
Der berühmte "Strip" in Las Vegas
Quelle: Getty Images/Hisham Ibrahim
Unsere Autorin war noch nie im Casino. Dann ergab sich die Gelegenheit, fünf Tage lang in einem zu wohnen – mitten in Las Vegas. Erst wirken die gelangweilten Besucher und die Automaten noch seltsam fremd, dann fängt sie selber an zu spielen.

Drei Tage war ich um sie herumgeschlichen. Um die grell blinkenden, dudelnden, teuflischen, aber eben auch sehr verführerischen Automaten. Zu zocken, das war eigentlich nicht der Grund für meine Reise, während der ich im Wynn Resort untergekommen war, einem der größten und bekanntesten Hotels auf dem Strip, der berühmten Casino- und Hotelmeile von Las Vegas.

Und nein, heiraten wollte ich dort auch nicht. Was es sonst noch für Anlässe gibt, um nach Las Vegas zu fliegen? Nun, einmal im Jahr findet hier auch eine kleine, exklusive Schmuckmesse namens Couture statt. Sechs deutsche Schmuckdesigner haben sich zusammengetan, um gemeinsam dort auszustellen. Ich begleite sie, will mir das Ganze anschauen und bin neugierig, wie es ist fünf Tage im Casino zu wohnen.

Die Anreise nimmt 17 Stunden in Anspruch und führt durch zwei Zeitzonen. Im Resort verliere ich endgültig das Gefühl für Zeit und Raum. Morgens, auf dem Weg zum Frühstück, zum Pool und zum Abendessen, genauso wie nachts kommt man am Casino nicht vorbei. Auch nicht, wenn man an die frische Luft möchte, was kaum nötig ist, weil sich hier sowieso alles drinnen abspielt – im wahrsten Sinne des Wortes. Um die Spielstätte herum schlängeln sich breite Flure, gesäumt von Luxus-Boutiquen. Wer den Überblick in dem labyrinthartigen Komplex verliert, orientiert sich an ihnen. Bei Hermès links abbiegen, dann weiter an Chanel vorbei, Aquazurra und Dior zur Linken und kurz vor der überlebensgroßen Jeff Koons Popeye Skulptur geht das Wynn ins Encore über. Es gehört ebenfalls dem Hotelmogul Steve Wynn, genauso wie einst das The Mirage, Treasure Island und das Bellagio.

Es riecht nach Zigarren und ohne die Klimaanlage wäre es vermutlich sehr muffig. Auch weil überall größtenteils Teppich verlegt ist, der wohl den konstanten Lärmpegel, den Krach der Automaten und die tönende Musik aus den Boxen dämmen soll. Nur die Besucher sind seltsam ruhig. Ab und zu ertönt ein heller Aufschrei, der aber meist abrupt wieder verstummt, weil der schnelle Reichtum dann eben doch keiner war.

Hier beginnt Luxus, wo er anderswo aufhört

All das wirkt seltsam fremd, wenn man nicht selber spielt und nicht erlebt, wie es ist Teil davon zu sein. Ich kann mich erst am vierten Tag dazu durchringen, einerseits weil ich absolut keinen Schimmer habe, wie man einen Automaten bedient, sich am Roulette-Rad verhält oder welche Chips ich wo auf dem Gambling-Tisch platziere. Ich weiß ja noch nicht mal, woher ich die Chips überhaupt bekomme.

Außerdem bin ich ziemlich enttäuscht. Die Szenerie ähnelt nicht ansatzweise der, die man aus Filmen wie Casino Royale oder Fear and Loathing in Las Vegas kennt. Und auch eine vermeintlich realistische Darstellung aus der Serie Sex and the City schien um einiges illustrer als das, was ich an diesem Tag sehe. Die Besucher lümmeln in Jogginghosen an den Automaten, nuckeln bunte Drinks aus Plastikbechern, während des Spiels checken sie gelangweilt ihre Smartphones. Mit Vergnügen, Glamour, Smokings und stilvollen Martinigläsern hat das alles nichts zu tun, eher mit Verzweiflung. Die Leute, die hier zocken brauchen das Geld, das sie zu gewinnen hoffen.

Ich habe nicht vor, pleite nach zu Hause zu fliegen und setze mir ein Limit als ich am ersten Automaten, einem klassischen einarmigen Banditen, auch „Slotmachine“ genannt, Platz nehme. Nach zwei Minuten sind 20 Dollar weg. Ich hatte nur zwei Versuche, einer war zehn Dollar wert. Frustriert suche ich nach Hilfe, bekomme zunächst eine Broschüre in die Hand gedrückt und finde schließlich Mitarbeiterin Joan.

Sie platziert mich an einem ähnlichen Automaten, der auf gleiche Weise funktioniert: drei Symbole in bestimmter Kombination können verschieden hohe Gewinne erzeugen. Mit dem Unterschied, dass meine 20 Dollar dieses Mal in Cent Schritten schrumpfen. Zwischendurch steigen sie auch mal, es klingelt dann jedes Mal in der Kasse. Was für ein großartiges Gefühl! Ich hätte bei 27 Dollar Schluss machen können, denke aber gar nicht daran. Über mir blinkt der Jackpot-Betrag. Was würde ich mit knapp 125.000 Dollar anstellen?

Dann muss ich los zu einer Veranstaltung und hätte ich nicht anschließend weiter zum Flughafen gemusst, hätte ich weitergespielt, überlege die ganze Zeit noch, wie ich zurück an den Automaten komme. Während ich Las Vegas verlasse, stelle mir vor, wofür ich den Jackpot ausgeben würde. Ein Chanel Jäckchen auf jeden Fall und Startkapital für eine Eigentumswohnung wäre auch noch drin. Aber eigentlich weiß ich ja auch: Beim Reichtum ist es ähnlich wie mit Las Vegas, die Vorstellung davon ist meist besser als die Realität.

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