Poker-Turnier im Oppenheimer Weinhaus

Bei diesem Turnier geht es um den Spaß am Pokern, nicht um Geld. Foto: hbz/Michael Bahr
© hbz/Michael Bahr

Die Royal Flash Society trifft sich im Weinhaus Hilbig zum Pokern. Vier Tische sind aufgestellt, die Konzentration ist hoch. Gezockt wird – ganz legal – aus Spaß am Spiel.

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OPPENHEIM. Leise klappernde Chips, hin und wieder ein Lachen oder auch mal ein überraschter Ausruf, aber ansonsten konzentriert – so etwa lässt sich die Stimmung beschreiben, die im Obergeschoss des Weinhauses Hilbig herrscht. Wieder einmal, wie etwa alle drei Wochen, trifft sich die Royal Flush Society zum Poker spielen – zum 104. Mal.

Vier professionelle Pokertische sind aufgebaut. Fünf stehen grundsätzlich zur Verfügung. An jedem Tisch steht ein blauer Stuhl, der ist für den Dealer, eine Person, die die Karten mischt und ausgibt, vorgesehen. Karten und Chips liegen bereit.

Mit fröhlichen „Hallos“ begrüßen sich die Ankommenden. Beim Vorsitzenden des Vereins, Carsten Steiner, bezahlt jeder seine 15-Euro-Startgebühr. Euros fließen nur für Getränke und Essen, das später gemeinsam verzehrt wird. Denn bei der Royal Flush Society wird nicht um Geld gespielt. Einige „symbolische“ Sachpreise, finanziert über die Startgebühren, werden allerdings als kleiner Anreiz am Ende des Turniers vergeben. „Es geht nur um den Spaß“, ist von allen Teilnehmern zu hören.

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Bis zu elf Personen inklusive des Dealers können an einem Tisch spielen. 35 Spielerinnen und Spieler, wobei der Frauenanteil mit fünf gering ist, lassen sich an den Tischen nieder. Vorher jedoch werden die Plätze ausgelost, um zu vermeiden, dass Freunde oder Ehepaare oder gute beziehungsweise schlechtere Spieler sich am selben Tisch zusammensetzen.

Mehrere Stunden verbringen die Pokerspieler miteinander, bevor der Sieger feststeht. Sie sind zwischen 18 und 84 Jahre alt und erscheinen mehr oder weniger regelmäßig zu den Turnieren. Die Pokerspieler kommen aus allen sozialen Schichten, berichtet Carsten Steiner, der die Royal Flush Society vor sieben Jahren ins Leben gerufen hat. Er hat sich intensiv mit den rechtlichen Bedingungen beschäftigt, mit dem Finanzamt, der ADD und der Verbandsgemeindeverwaltung Kontakt aufgenommen und die Gesetze studiert. Weil Poker als Glücksspiel gilt, müssen strenge gesetzliche Auflagen beachtet werden. Steiner kümmert sich auch um den Vorrat an Karten und Chips, aber auch darum, dass der Computer läuft.

Viele aus der Runde sind über das Onlinespielen zum Pokern gekommen, so auch der älteste Spieler, der 84-jährige Lothar Thoss. „Es ist billiger, als ins Kino zu gehen, und es macht mehr Spaß“, meint der Dienheimer. Von dort kommt auch Wilhelm Wöll. Er ist kurz nach der Gründung zur „Society“ gestoßen und hält mit 98 Turnierteilnahmen den Rekord. Er hat im Laufe der Zeit vier Einzelturniere und zwei Teamcups gewonnen. Er habe früher Skat gespielt, aber das Pokern mache ihm mehr Spaß, erzählt er. „Ich will kein Vermögen gewinnen – oder verlieren“, lacht er und freut sich über die Begegnung mit netten Leuten jeden Alters. Bei seiner Suche nach Turnieren, bei denen ernsthaft und professionell gespielt wird, hat der Mainzer Student der Politikwissenschaften, Ergin Gürgener, die Royal Flush Society kennengelernt. Er spielt ebenfalls schon jahrelang und nimmt auch an anderen Turnieren teil. „Ich versuche, immer noch dazuzulernen“, sagt er. Aber die anderen verraten augenzwinkernd, dass er sehr erfolgreich ist und schon zweimal den Sieg davongetragen hat.

Die meisten der Anwesenden kommen aus der Region, aber auch ein Spieler aus Simmern ist regelmäßig dabei, und ein neuer Interessent ist sogar aus Koblenz angereist. Er ist über das Internet auf die Oppenheimer Pokerturniere aufmerksam geworden.

„18 Jahre muss man alt sein und Grundkenntnisse sollte man mitbringen, wenn man zum ersten Mal zum Turnier kommt“, sagt Carsten Steiner. Dann heißt es einfach mitzumachen und alles weitere Wichtige wird beim Spiel erklärt. Aber Steiner hat auch schon kostenlose Anfängerkurse gegeben und würde das wieder anbieten, wenn Interesse daran besteht.