Missglückter Bluff und gefährlicher Blindflug

Die Winterchallenge in Seefeld ist eine gute Gelegenheit, sich für die größeren Aufgaben in diesem Jahr vorzubereiten. Ende des Monats steht ja bereits die EPT Dortmund an, also hab ich mich gleich mal für 3 Events in Seefeld angemeldet, gestern das 300 Euro Freezout (was bedeutet, dass es keine Rebuys gibt sondern man raus ist, wenn die Chips weg sind), dann am Mittwoch ein NL Freezout und am Wochenende den Main-Event.

Ich hab das Glück, gestackt zu sein, so dass ich für diese Events kein eigenes Geld in die Hand nehmen muss. Dafür bleibt mir zwar im Erfolgsfall nur ein kleiner Teil des Gewinns, aber insgesamt eine sehr feine Sache.

Gestern starteten etwas über 100 Teilnehmer. Ich war eigentlich ganz guter Dinge, auch wenn ich nur wenig geschlafen hatte und daher erstmal einen Espresso und ein Redbull brauchte, um wach zu werden. Bevor es allerdings losging, traf ich meinen Freund Marco. Er wollte was Essen. Auf dem Weg dorthin kommt man an den Roulette-Tischen vorbei. Ist wie beim Supermarkt mit den Kassen. Da sind auch vorher noch lauter Leckereien aufgebaut. Ok, wir hatten durch den Eintritt 25 Euro in Chips bekommen, die man nicht zurückwechseln konnte. Zudem hatten wir Sonntag, den 13., und an diesen Tagen bekommt man einen zusätzlichen Chip, den man wiederum nur auf dem Roulette-Tisch verspielen darf. Also rauf auf die 0. Kling kling klang. Es kam die 1 (knapp vorbei zählt leider nicht, auch nicht am 13. 😉 ), so dass wir zur nächsten Station unseres „Zirkeltrainings“ kamen, den Black Jack-Tischen. Mit den 25 Euro hingesetzt und wenig später mit 85 Euro wieder aufgestanden. Das Abendessen war schon mal drin. Die Jungs noch auf einen Drink eingeladen, Michi Keiner, Shadow und Jan-Peter Jachtmann begrüßt und los gings mit dem Turnier.

Mein Start war recht verhalten. Ich saß mit einem besonders lauten Zeitgenossen am Tisch, der sich ein Bier nach dem anderen hinter die Binde kippte und einen auf dicke Hose machte. Zeigte aber gleich in der ersten Hand AA und wenig später QQ. Er versuchte also anscheinend durch sein Gequatsche ein looses Image aufzubauen, um dann mit guten Händen ausbezahlt zu werden. Ich mied ihn erstmal. Karten bekam ich in den ersten beiden Stunden überhaupt keine (OK, klar bekam ich Karten, aber halt Trash, hehe). Das Problem an unserem Tisch war, dass kein Pott preflop geklaut werden konnte, da man mindestens einen Caller bekam, selbst wenn man auf 6 oder sogar 8 BB erhöhte. Ich saß noch dazu besonders ungünstig, da die LAG-Spieler links von mir saßen. Perfekt für gute Karten, ohne Karten sehr tricky. Steal-Versuche habe ich also nach dem ersten missglückten Anlauf gleich mal runtergefahren.

Einen schönen Pott konnte ich gewinnen, als ich an einen neuen Tisch versetzt wurde. Die Blinds waren bei 100/200. Mit [Jack of spades] [Nine of hearts] limpte ich auf dem Button wie einige Spieler vor mir und zu fünft sahen wir den Flop [Seven of clubs] [Eight of diamonds] [Ten of spades] , perfekt. Der Pott war 1.000. Ein Smallstack in früher Position schob seine letzten Chips (ca. 700) in die Mitte (mit [King] [King] ), mein rechter Nachbar und ich callten. Der Pott lag nun bei 3.100. Der Turn brachte die [Five of diamonds] . Mein rechter Gegner spielt 1.200 an. Ich calle nur, da das Board absolut ungefährlich ist. Der River bringt das [Ace of clubs] . Mein rechter Gegner checkt. Jetzt die Grenze finden, die er gerade noch bezahlt. Ich setze 1.200 und mein Gegner callt nach kurzer Überlegung. Ich zeige meine Straße und er muckt seine Hand. Der KK-Spieler verabschiedet sich und ich liege mit ca. 7.000 Chips über Average. Dieser Tisch liegt mir besser und ich baue meinen Stack auf ca. 12.000 Chips aus. In der Pause unterhalte ich mich mit Michi und Jan-Peter.

Dann werde ich wieder versetzt. Diesmal lande ich rechts von Antonio Turrisi, links von Thomas (einem sympathischen aber nicht leicht zu spielenden Gegner aus München) und gegenüber von einem sehr loose-aggressivem Italiener, der in 80% der Hände involviert war.

Dann kommen zwei Schicksalshände. Erst verliere ich mit gefloppten 2 Pair gegen eine geriverte Straight (ja, klar hab ich auf Flop und Turn fleißig Pott gesetzt) und wenig später kommt dann folgende Hand: Ich sitze mit [Eight of diamonds] [Nine of hearts] im SB. Alle folden zu mir. Ich habe nur noch etwa 3400 Chips, die Blinds sind 400/800. Ich calle mit der Intention, den Pot auf dem Flop zu stehlen. Der BB checkt. Flop kommt [Two] [Five] [Six] . Ein blöder Flop für mich, da mir mein Gegner sicher kein Overpair glaubt und wenn ich setze, würde mein Gegner sicher mit getroffenem Paar callen und ich wäre committed. Also checke ich, um ein bisschen Info zu bekommen. Wenn mein Gegner setzt, hat er vermutlich getroffen und ich kann mit meinen wenigen Chips in der nächsten Hand pushen, sind ja noch 4,5 BB. Allerdings checkt der BB ebenfalls. Ich bin mir sicher, dass er also nicht getroffen hat. Der Turn kommt [King of spades] . Eigentlich eine gute Karte für mich, denn die könnte ich nun gut repräsentieren. Selbst wenn mein Gegner also ein Paar getroffen hatte, könnte ihn der König zur Aufgabe bewegen. Ich setze 1.200. Dummerweise callt der BB. No good. Der Pot ist mittlerweile 4.000, und ich habe gerade noch 2.800. Toll gemacht, Roy. Hätt ich mal lieber gleich preflop gepusht, Mist. Am River kommt eine weitere [Six] . Das ist meine letzte Chance, selbst wenn er doch eine zwei oder eine 5 getroffen hatte, kann ich nun noch Trips vertreten. Ich schiebe meine letzten Chips in die Mitte. Er stöhnt und sagt: „Das ist genau die Karte, die ich mit meinem König nicht sehen wollte“. Na toll, hat der glatt Top Pair. Da hilft nur noch beten. Vor ihm liegen noch etwa 5.000 Chips. Eigentlich genug, um seine Hand wegzuwerfen. Auf der anderen Seite bekommt er etwa 3.5 zu 1 Potodds. Er überlegt etwa 2 Minuten, seufzt dann und schiebt 2.800 chips in die Mitte. Hmmm, nice hand. Der Bluff ging in die Hose. Muss der auch glatt den König treffen. Na ja, den Fehler hatte ich bereits preflop gemacht. Auf einen Push von mir hätte sein [King] [Seven] vermutlich weggeworfen. Da wollte ich raffinierter spielen als notwendig. „Keep it simple“ ist halt oft die bessere Strategie. Endstation so um den 40. Platz. Da muss ich mich die Woche aber noch mal deutlich steigern.

Da die Cash-Game-Tische alle voll waren, Marco mit mir nach München zurückfahren wollte und gerade „heiß“ war, vertrieb ich mir die Zeit noch ein wenig am Black Jack. Nachdem Marco dann ins Minus rutschte und doch noch bleiben wollte, machte ich mich so gegen 24:00 alleine auf den Heimweg Richtung München.

Gefährlicher Blindflug

Es war recht nebelig, so dass ich langsamer fahren musste als erhofft. Ich hörte Hotel Costes X und versuchte mich auf die Straße zu konzentrieren. Etwas übermüdet keine leichte Aufgabe. Als ich endlich auf der Autobahn war, ging es mit 140 km/h dahin. Irgendwann wurde der Nebel dichter und ich wollte mal probieren, ob nicht vielleicht Nebelscheinwerfer die bessere Alternative wären. Schließlich war ich im Moment vollkommen alleine soweit man das im Nebel beurteilen konnte. Hinter mir niemand und vor mir auch nichts zu sehen.

Ich ziehe am Schalter (der auf Automatik stand, das ist der Modus, in dem das Auto selbst erkennt, ob es mit Tagfahrlicht oder normalem Ablendlicht fahren soll), die Nebelscheinwerfer waren aber in diesem Modus blockiert. Ah, ok, verstehe, ich muss den Schalter weiter nach rechts drehen und gleichzeitig ziehen. Ich drehe also eine Stufe weiter nach rechts, und ziehe gleichzeitig an dem Hebel. Hmmm, recht düster. Da haben sich anscheinend die Hauptscheinwerfer abgeschaltet und stattdessen die Nebelscheinwerfer eingeschaltet. Nee, ist irgendwie doof. Dann lieber wieder normal. Ich drücke also auf den Schalter um die Nebelscheinwerfer auszuschalten und auf normales Licht zu switchen. Doch plötzlich ist es stockdunkel. …… Alle Lichter aus…….., und ich fliege unbeleuchtet mit 140 durch die Dunkelheit. Halleluja! Ich drehe den Hebel sofort nach links, …nichts…. und noch eine Stufe weiter, nun ist auch die gesamte Amaturenbeleuchtung aus. Ich sehe weder Straße, noch Leitplanken, noch irgendwelche Lichter oder Lampen. Schwarz! Ich drehe sofort nach rechts zurück und ziehe erneut am Hebel. Die Nebelscheinwerfer springen an. Endlich. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Was war denn dass, verflucht. Mir kommen die Bilder von Quentin Tarantinos neuem Film „Death proof“ in den Sinn, in dem ein wahnsinniger Stuntman absichtlich die Scheinwerfer ausschaltet und einen Frontal-Crash provoziert, kein schöner Anblick.

Ich schau auf den (nun wieder beleuchteten) Schalter. Rechts von „Auto“ ist nicht das normale Abblendlicht, sondern Parklicht. Sehr intelligent. Ich hatte also zunächst auf Parklicht und dann auf Nebel geschaltet, damit also nur auf Nebelscheinwerfer. Dann hatte ich zuweit (nämlich auf 0) zurückgedreht. Das kam daher, dass auf „Auto“ erstmal nichts passiert, da der Board-Computer Zeit zum rechnen braucht, welches Licht er nun anschalten soll (in Abhängigkeit von der Helligkeit draußen). Diese Sekunde hatte aber bei 140 km/h gereicht, dass ich mal schleunigst weitergedreht habe. Fehler! Denn plötzlich hatte ich das Licht komplett ausgeschaltet. Bis ich wieder was sehen konnte, sind bestimmt 3 Sekunden vergangen. Bei 140 km/h sind das 116 m Blindflug, das ist mehr als die Länge eines Fussballplatzes, Focksy!

Zum Glück war die Autobahn an dieser Stelle gerade, keine anderen Autos in der Nähe und ich habe das Steuer ruhig genug gehalten, um in der Mitte der Straße zu bleiben. Sonst wären die Lichter vermutlich ausgeblieben.

Der Adrenalin-Schub reichte, um mich wach und heil nach Hause zu bringen. Kann ich nur hoffen, dass ich am Mittwoch „erläuchteter“ spiele und und auch autofahre

In diesem Sinne…
Quelle: http://roysflush.intellipoker.com