Aussie Millions: Der Professor zieht die Highroller ab

Nichts für schwache Nerven oder für Leute ohne entsprechende Bankroll war Event neun in Melbourne. Das Aussie-Millions-Highroller-Turnier hatte einen satten Buy-in von AUD100.000 (rund €60.000) und anscheinend geht es den Pokerprofis recht gut, denn 25 Spieler nahmen an diesem Event der Extraklasse im Crown Casino teil und schraubten den Preispool damit auf ordentliche 2,5 Millionen australische Dollars.

Als Besonderheit sei noch erwähnt, dass vor dem Flop immer Pot-Limit gespielt wurde und erst nach dem Flop auf No-Limit gewechselt wurde. Eine Ausnahme dieser Sonderregelung waren Heads-up-Situationen, da durften die Kontrahenten sofort jeden beliebigen Betrag opfern. Im Feld tummelten sich natürlich nur bekannte Pros oder Cashgame-Spieler von den Highstakes-Tischen. Mit am Start waren unter anderem Gus Hanson, Antanas Tony G Guoga, Allen Cunningham, Eli Elezra, Andy Bloch, Erik Seidel, Chris Ferguson, Dan Shak, Phil Ivey und John Juanda. Dass es für die „Young Guns“ auch gut läuft, zeigt die Teilnahme von Mike Timex McDonald und Tom Durrrr Dwan, der erst gestern bei dem Pot-Limit-Omaha-Event auf dem zweiten Platz gelandet war.

Bereits im zweiten Blindlevel verabschiedete sich Gus Hanson und auf Level vier räumten unter anderem Tony G, Mike McDonald und Allen Cunningham ihre Plätze. Der japanische Highroller Masaaki Kagawa belegte Rang 13, langsam näherte sich das Turnier dem Final Table. Tony Bloom schied nach rund fünf Stunden und 30 Minuten auf Platz neun aus. Die verbliebenen acht Finalisten wurden danach an den Final Table gesetzt, konnten aber noch lange nicht aufatmen, da die bezahlten Plätze erst bei Rang fünf beginnen würden.

Zu diesem Zeitpunkt lag Erick Lindgren auf dem ersten Platz mit 574.000 in Chips und strebte eine Titelverteidigung an. Auf den Plätzen zwei und drei tummelten sich Jeff Garza (496.000) und Niki Jedlicka (446.000). Das Mittelfeld belegten Tom Dwan (299.000), Howard Lederer (202.000) und Jeff Lisandro (192.000). Am Ende, jedoch nicht als wirkliche Shortstacks, rangierten Mark Teltscher (171.000) und Michael Sampoerna (125.000)

Der Kampf war ziemlich verbissen. Da alle Finalisten noch genügend Chips hatten, wurde Poker der Extraklasse geboten. Die Kontrahenten taktierten und das Spiel war recht ausgeglichen. Zwischenzeitlich hatten alle Spieler, mit Ausnahme von Lindgren (600.000) und Jedlicka (430.000), einen Stack zwischen 200.000 und 300.000 (Blinds bei 4.000/8.000).

Erst das Ausscheiden von Tom Dwan brach diese Ausgewogenheit. Noch vor dem Flop schaukelten Garza und Dwan die Action hoch und beide waren all-in. Jeff Garza drehte [King of hearts] [King of spades] um und Dwan zeigte [Ace of clubs] [Queen of spades] und musste auf Verbesserung hoffen. Am Ende war die höchste Karte auf dem Board ein [Jack of clubs] , der keinem half, aber Tom Dwan mit leeren Händen auf Platz acht verwies.

Nach dem Dinnerbreak erwischte es dann den Henker selbst und Mark Teltscher nahm Jeff Garza vom Tisch. Nun begann das Bubbleplay, aber keiner der Profis wurde zögerlich oder gar ängstlich. Howard Lederer rutschte langsam die Chipcount-Liste runter und schlug sich mit einem Stack knapp über 100.000 rum. Alles, was er brauchte, war eine „Key Hand“ und die sollte schon bald kommen.

Lederer eröffnete aus früher Position auf 30.000 und Lindgren versuchte mit einem Reraise auf 100.000 den Pot einzusacken. Howard Lederer schob seinen Stack in die Mitte und Lindgren callte die verbliebenen 40.000. Beide zeigte ihre Karten und Lederer hielt [Ace of spades] [King of diamonds], während Lindgren [Five of clubs] [Seven of spades] aufdeckte. Das Board war blank und Lederer zurück im Geschäft.

Erick Lindgren (Foto links) war es dann auch, der sich den Titel des Bubbleboys sichern sollte. Michael Sampoerna limpte im Cut-off, woraufhin Erick Lindgren im Big Blind auf 35.000 (Big Blind lag bei 16.000) erhöhte. Sampoerna callte und das Board sah wie folgt aus [King of clubs] [Jack of clubs] [Three of diamonds] . Lindgren feuerte einen Bet in Höhe von 35.000 ab und Sampoerna callte. Der Pot lag nun bei 156.000 und nachdem Lindgren 80.000 geboten hatte, pushte Sampoerna. Lindgren callte und beide Widersacher zeigten ihre Waffen: Lindgren seine Cowboys ( [King of spades] [King of hearts] ) zu einem Set und Sampoerna [Seven of clubs] [Ten of clubs] für den Flush. Der River paarte das Board nicht und auch kein König tauchte auf und der Titelverteidiger war aus dem Rennen.

Auf dem fünften Platz landete der Österreicher Niki Jedlicka und kassierte AUD100.000, was ihn jedoch auf dem Turnier-Fee in Höhe von AUD500 sitzen ließ, die jeder Teilnehmer zusätzlich zum Buy-in entrichten musste. Der indonesische Highstakes-Spieler Sampoerna etablierte sich als Chipleader und die restlichen drei Spieler wechselten ihre Position in der Chip-Rangliste fortlaufend. Howard Lederer war es dann schließlich, der diesen Kreislauf durchbrach und sich langsam an die Spitze kämpfte.

Das Spiel zog sich hin: Erst nach 144 Händen am Final Table schied Jeff Lisandro aus. Der in Kalifornien lebende italienische Profi kassierte AUD150.000, als ihn Mark Teltscher vom Tisch nahm. Das Spiel entwickelte sich zu einem spannenden Dreikampf um die Krone. Lederer befand sich zwischenzeitlich wieder ganz hinten in der Chipwertung, als er jedoch gegen Sampoerna einem vermeintlichen Turniertod entgehen konnte.

In der Mitte lagen [Queen of hearts] [Ten of spades] [Nine of clubs] [Ace of hearts] und nach einem Bet von Lederer erhöhte Sampoerna, was seinen Gegner schon fast all-in setzte. Lederer pushte. Nachdem Sampoerna [Ace of spades] [King of spades] zeigte, präsentierte Lederer triumphierend [Queen of diamonds] [Ten of diamonds] . Der River war blank und erneut hatte Lederer zurück ins Spiel gefunden.

Danach lief es sehr gut für den zweifachen Bracelet-Besitzer und er etablierte sich als Tablebully. Die Blinds lagen inzwischen bei 20.000/40.000 und Sampoerna musste wenig später shortstacked mit [Seven] [Seven] pushen. Mark Teltscher callte mit [Eight] [Eight] und nachdem das Board keine Rettung brachte, kassierte der Spieler aus Indonesien AUD350.000.

Zu Beginn des Heads-ups hielt Lederer mit 1.695.000 rund doppelt so viele Chips wie Mark Teltscher (810.000) und gab von Anfang an den Ton an. Zwar konnte der Engländer zweimal aufdoppeln, aber am Ende siegte dann doch Howard The Professor Lederer. In der finalen Hand sahen beide den ungeraisten Flop [Nine of clubs] [Eight of clubs] [Seven of diamonds] . Teltscher ließ es sich 60.000 kosten und Lederer callte. Der Turn brachte ein As ( [Ace of hearts] ) und Teltscher feuerte 110.000 ab. Wieder callte Lederer zuversichtlich und der Dealer deckte [Jack of hearts] auf. Mark Teltscher beantragte eine zusätzliche Bedenkzeit und ging schließlich mit 400.000 all-in. Lederer lies ein „Call“ über seine Lippen wandern.

Teltscher zeigte [Seven of spades] [Eight of diamonds] für das gefloppte Doppelpaar und war sichtlich enttäuscht, dass Lederer mit [Ace of clubs] [Jack of clubs] das höhere Doppelpaar getroffen hatte. Für den in Las Vegas lebenden Profi gab es die übliche Trophäe und die nicht wirklich üble Gewinnsumme von AUD1.250.000 (über €755.000). Für den zweitplatzierten Mark Teltscher gab es AUD650.000, was auch kein schlechter Lohn für rund 13 Stunden Arbeit ist.
Quelle: http://www.intellipoker.com