2007 – das Pokerjahr im Zeitraffer – Teil 3

Das Jahr 2007 neigt sich dem Ende zu. Für die deutschen Pokerspieler war es ein erfolgreiches Jahr. Zeit, noch einmal die vergangenen zwölf Monate Revue passieren zu lassen. Die Redaktion hat noch einmal die schönsten und aufregendsten Ereignisse ins Scheinwerferlicht gerückt. Aber es gab auch skurrile Ereignisse, die zum Schmunzeln anregten, sowie traurige Nachrichten.

Neben strahlenden Siegern und goldenen Trophäen erlebten wir 2007 auch dunkle Stunden. Betrügereien online wie auch in den Casinos, unehrliche Turnierveranstalter, die gutgläubige Pokerspieler um ihr Geld prellten.
Doch die wenigen Ganoven können die positiven Seiten im Jahrbuch 2007 beflecken, aber sie können die vielen leuchtenden, strahlenden Ereignisse nicht überdecken. Deshalb sollten Sie die Highlights noch einmal genießen und wir uns alle auf 2008 freuen.

Goldener Moment: Thomas Bihl

Am 8. September begann der zweite Turniertag beim £2.500-H.O.R.S.E.-Event der 2007 erstmals ausgespielten World Series of Poker Europe in London. Dabei ging es neben der Siegprämie von £70.875 vor allem darum, wer sich das erste außerhalb der USA vergebene goldene Bracelet sichern würde. Auch Christoph Niesert und Thomas Bihl hatten Tag zwei erreicht, doch es dauerte nicht lange bis die Nachricht durchsickerte, dass die beiden als Shortstack gestarteten Deutschen ausgeschieden waren. Aber das war nur die halbe Wahrheit, denn während der Berliner Niesert tatsächlich früh seinen Stuhl räumen musste, tauchte der Name Bihl wenig später ganz vorn in den Ergebnislisten auf. Und tatsächlich, Thomas hatte seinen Stack von 13.000 Chips am Ende des Tages verzehnfacht und erreichte als Fünfter im Chipcount den Finaltisch.

Der Rest ist mittlerweile in die Geschichte der WSOP eingegangen. Thomas Bihl setzte sich gegen 6 Uhr morgens nach harten 13 Stunden im Finale gegen die Weltelite durch und feierte den größten Erfolg seiner Pokerkarriere. Wie hoch dieser Sieg einzuschätzen ist und wie hart umkämpft er war, beweist der Blick auf die Plätze. Als Chris „Jesus“ Ferguson auf Rang vier ausgeschieden war, dauerte es drei Stunden, bis sich auch Kirk Morrison geschlagen geben musste und erst nach drei weiteren Stunden und insgesamt 353 Händen hatte Buzzer auch Jennifer Harman niedergerungen. „Das waren für mich sehr emotionale Momente, die nur schwer in Worte zu fassen sind …“, schrieb Thomas später in seinem Blog. Doch allein der Titel des Eintrags brachte es auf den Punkt: „Der helle Wahnsinn!!!“

Aufsteiger des Jahres: Jerry Yang

Es war mal wieder ein Mann aus dem Nichts, der die Pokerwelt umkrempelte. Als Jerry Yang am Finaltisch beim Main Event der WSOP aufstand und die Fäuste in Richtung Decke streckte, war wieder eine Sensation perfekt. Der 40-jährige Amerikaner hatte bis dahin lediglich zwei kleine Geldpreise gewonnen und war somit ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Doch dann half ihm wohl sein Diplom in medizinischer Psychologie, die Gegner richtig zu lesen und zu bezwingen.

Auf die Frage, ob dies sein glücklichster Tag sei, hatte Yang eine überraschende Antwort parat: „Es ist ein glücklicher Tag. Der glücklichste Tag in meinem Leben war der Tag, an dem meine Familie in die USA einwandern durfte. Und dann gibt es noch die sechs Tage, an denen meine Kinder geboren wurden.“ Jerry Yang selbst wurde in Laos geboren. Seine Familie flüchtete vor den Roten Khmer nach Thailand. Dort lebte er als kleines Kind vier Jahre in einem Flüchtlingslager, ehe sie nach Kalifornien einwandern durften. Er besuchte wie seine Geschwister die Schule, studierte und machte seinen Abschluss. Der ausgebildete Sozialarbeiter (sein zweites Studium) vergaß auch beim Anblick des Dollarberges von $ 8.250.000 nicht die Bedürftigen. Zehn Prozent seines Siegpreises spendete er an die Kinderhilfsorganisationen „Make-A-Wish“ und „Feed The Children“.

Für die Zukunft hat er sich zwei Dinge vorgenommen: „Ich möchte mein eigenes Unternehmen gründen und ich will mir den Respekt und die Anerkennung als Weltmeister nachträglich in der Pokerwelt verdienen.“

Online-Highlight: Jerome Evans

In der Jahresmitte erlebte Jerome Evans seinen persönlichen Sommernachtstraum. Es war kein Stück auf einer Bühne, sondern eine Vorstellung auf seinem Bildschirm. Beim Sunday Million auf PokerStars setzte sich der 22-jährige Bremer durch und gewann knapp $ 193.000. „Das ist wie ein schöner Traum“, erzählte der Fan von Werder Bremen, nachdem er den vierzehnstündigen Kampf erfolgreich beendet hatte.

Mit dem Siegpreis will er sich einen Traum erfüllen: 2008 soll sein erstes Jahr in Las Vegas werden. Dafür hat er einen Teil des Siegpreises beiseite gelegt. „Ich habe mir bereits als Schüler mit 16 Jahren ein kleines Geschäft in der IT-Branche aufgebaut. Das läuft so gut, dass ich mir eine kleine Wohnung, ein Auto und etwas zu essen und zu trinken leisten kann. Und mehr brauche ich zum Leben nicht“, blieb Jerome trotz des Gewinns auf dem Teppich. Mit Turnierteilnahmen in Bremen und Schenefeld hat er Erfahrungen bei Liveturnieren gesammelt. Man darf gespannt sein, wie der zielstrebige junge Pokerspieler die Kämpfe in der Wüste von Nevada überstehen wird.

Der Rekordhalter des Jahres: Phil Hellmuth

Ein ganz besonderer Pokerspieler darf im Jahresrückblick 2007 nicht fehlen: Phil Hellmuth! Bei The Pokerbrat scheiden sich die Geister, die einen lieben ihn, die anderen finden seine oft arrogante und überhebliche Art unerträglich. Doch wie man es auch dreht und wendet, Phil ist und bleibt einer der besten No-Limit-Hold’em-Turnierspieler der Welt, wenn nicht sogar der beste. Das untermauerte er einmal mehr bei der World Series Of Poker in Las Vegas, als er Event #15 für sich entscheiden konnte und somit als erster und einziger Pokerspieler überhaupt im Besitz von elf Bracelets ist. Überreicht bekam er dieses besondere goldene Armband von Doyle Brunson und Johnny Chan, mit denen er sich bis dahin den Rekord mit zehn Bracelets teilen musste.

Noch während der WSOP 2007 folgte dann auch die Aufnahme in die Hall of Fame und damit in den erlesenen Kreis der größten Spieler im Pokersport. Seit 1979 wurde insgesamt bisher 35 Legenden diese Ehre zuteil.
Quelle: http://www.intellipoker.com