2007 – das Pokerjahr im Zeitraffer – Teil 2

Das Jahr 2007 neigt sich dem Ende zu. Für die deutschen Pokerspieler war es ein erfolgreiches Jahr. Zeit, noch einmal die vergangenen zwölf Monate Revue passieren zu lassen. Die Redaktion hat noch einmal die schönsten und aufregendsten Ereignisse ins Scheinwerferlicht gerückt. Aber es gab auch skurrile Ereignisse, die zum Schmunzeln anregten, sowie traurige Nachrichten.

Neben strahlenden Siegern und goldenen Trophäen erlebten wir 2007 auch dunkle Stunden. Betrügereien online wie auch in den Casinos, unehrliche Turnierveranstalter, die gutgläubige Pokerspieler um ihr Geld prellten.

Doch die wenigen Ganoven können die positiven Seiten im Jahrbuch 2007 beflecken, aber sie können die vielen leuchtenden, strahlenden Ereignisse nicht überdecken. Deshalb sollten Sie die Highlights noch einmal genießen und wir uns alle auf 2008 freuen.

Goldener Moment: Michael Keiner

Es gibt Augenblicke, in denen selbst die coolsten Typen ihre Fassung verlieren und ihren sonst so sorgfältig verborgen gehaltenen Emotionen freien Lauf lassen. Für Michael Keiner war der 8. Juni so ein Tag. Mit Tränen in den Augen nahm er in Las Vegas bei der World Series of Poker das Bracelet in Empfang. Sein Bracelet. Gegen 384 Konkurrenten nach drei harten Tagen gewonnen.

Damit schloss sich ein Kreis für den kühlen Doktor, dessen Pokeranfänge zwölf Jahre zurück liegen. Damals, 1995, nahm er als unerfahrener Pokerspieler an seinem ersten großen Turnier teil. Es war die Europameisterschaft im Pot-Limit Seven Card Stud in London. Und auf Anhieb gelang ihm der große Wurf, er gewann den Titel. In der Wüste von Nevada war es wiederum ein Seven-Card-Stud-Turnier, das ihm den größten Triumph seiner Laufbahn bescherte. Dabei musste er Schwergewichte wie Greg Raymer, den Weltmeister von 2004, oder Barry Greenstein am Finaltisch aus dem Weg räumen. „Ein Traum hat sich erfüllt. Ich habe lange darauf hingearbeitet, dass er wahr wird. Ich könnte die ganze Welt umarmen. Ich bin überglücklich. Für mich ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen“, jubelte Michael Keiner nach dem Erfolg. In diesem Moment war der Siegpreis von $ 146.987 wohl in der Wahrnehmung nur noch das Sahnehäubchen auf der Festtafel.

Für viele seiner Profikollegen bot dieser sonst so beherrscht und analytisch wirkende Arzt ein ungewöhnliches Bild. Doch für den Schönheitschirurgen aus dem Taunus war es wie eine Befreiung. Einen Sieg nach einer Durststrecke, ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft in Las Vegas zu landen, das ließ alle Selbstzweifel wie eine geplatzte Seifenblase verschwinden. Zwei Jahre ohne Turniersieg, da hatte der heute 48-Jährige schon die Blicke der jungen Spieler gespürt, überlegt, ob der Begriff vom „alten Eisen“ auch auf ihn bald zutreffen könnte. Doch seit diesem goldenen Sonntag von Las Vegas sind alle Zweifel beiseite geschoben. Schließlich hat der „Doc“ seine Turniergewinne auf knapp $ 740.000 geschraubt, womit er Siebter der deutschen Geldrangliste ist.

Für 2008 hat sich der Weltmeister neue, ehrgeizige Ziele gesteckt. „Ich werde versuchen, ein EPT-Turnier oder einen Event bei der WSOP zu gewinnen“, legt er die Latte ziemlich hoch. Aber solche Herausforderungen am Limit, die haben sein Leben immer bestimmt. „Dafür gilt es, hart zu arbeiten.“ Sein Pokerjahr 2008 beginnt in der nächsten Woche in Irland.

Intensive Arbeit empfiehlt er auch allen, die im Poker vorankommen wollen. Sein Wunsch und Rat für das neue Jahr an alle Pokerspieler: „Lesen und studieren. Objektiv analysieren. Nur so kann man seine Leistung verbessern.“

Aufsteigerin des Jahres: Annette Obrestad

Im Internet hatte sich Annette Obrestad als Annette_15 längst einen Namen gemacht, doch so richtig ins Rampenlicht rückte die Pokerspielerin aus Norwegen im September 2007. Den Main Event der World Series Of Poker Europe in London bestimmten zunächst so klangvolle Namen wie Gus Hansen, Patrik Antonius, Annie Duke oder auch Daniel Negreanu. Doch am Ende war es die erst 19-jährige Obrestad, die sich im Heads-up gegen John Tabatabai durchsetzte und sich neben £1.000.000 Siegprämie das goldene Bracelet sicherte.

Sie ist damit die erste Frau, die einen Main Event der WSOP gewinnen konnte und bei der Siegerehrung kullerten Tränen. Annette_15 war so überwältigt von ihrem Triumph, dass sie nur schüchtern mit dem Kopf schüttelte, als Turnierdirektor Jack Effel sie bat, ein paar Worte an die Zuschauer zu richten. Die Pokerwelt war auf den Kopf gestellt und bereits im November bestätigte Obrestad diese Leistung mit dem zweiten Platz beim Event der European Poker Tour in Dublin.

Online-Highlight: Sebastian Ruthenberg

Für einen der spektakulären Höhepunkte im Onlinepoker aus deutscher Sicht sorgte zweifelsohne Sebastian Ruthenberg aus Hamburg. Die Luckbox fesselte ihre Fangemeinde am 17. September an die Computerbildschirme, als er nach fast 18 Stunden mit zwei weiteren deutschen Spielern den Finaltisch des $ 530-No-Limit-Hold’em-Events bei der PokerStars World Championship of Online Poker erreicht hatte. Immer mehr User von IntelliPoker diskutierten im News-Bereich und im Forum über die Siegchancen und drückten den drei Deutschen bis zum Ende fest die Daumen.

Für 666 INRI aus Köln reichte es am Ende zu Platz neun, fredmainiac aus München belegte einen starken sechsten Platz. Sebastian dagegen schaffte es ins Heads-up gegen AB_illusive und dieses Duell war für die beiden Spieler und die zahlreichen Beobachter an Spannung kaum zu überbieten. Mehrfach hatte der Hamburger seinen Widersacher am Rande der Niederlage, musste sich nach insgesamt 21 Stunden Turnierpoker aber mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Da sich die beiden Kontrahenten aber auf einen Deal geeinigt hatten, sprangen für Ruthenberg satte $ 260.185 an Preisgeld heraus. Es war der zweite große Zahltag für den 24-Jährigen in diesem Jahr. Im März bei der European Poker Tour in Dortmund hatte ihm Platz drei €220.000 eingebracht.

Die traurigste Nachricht des Jahres: David „Chip“ Reese (verstorben)

„Ich habe einen Freund verloren“, waren die ersten Worte von Barry Greenstein, nachdem er am 4. Dezember vom Tod von David Edward Reese erfahren hatte. „Chip“ Reese wurde nur 56 Jahre alt. Nach einer Magenoperation soll wohl eine unerkannte, verschleppte Lungenentzündung der Auslöser für den frühen Tod des Pokergenies gewesen sein.

Der dreimalige Bracelet-Gewinner hatte in der harten, professionellen Pokerwelt keine Feinde. Obwohl am Spieltisch gefürchtet, fanden ihn die Profis abseits des grünen Filzes ausgesprochen nett. Das größte Lob sprach ihm Pokerlegende Doyle Brunson mit den knappen Worten aus: „Er war der perfekteste Allroundspieler aller Zeiten.“

Unter großer Anteilnahme fand der Familienvater in einem weißen Sarg auf dem Friedhof von Las Vegas seine letzte Ruhe.

Auch das gab’s: Shannon kam in Down Under nicht an

Es wird keine Liebe zwischen Shannon Elizabeth und den australischen Pokerfans geben. Dafür sorgte die hübsche und überaus selbstbewusste Dame aus den USA allerdings selbst. Bei einem Charity-Turnier wartete die 24-Jährige mit Starallüren auf, die man als Pokerprofi mit nur knapp $ 130.000 nicht an den Tag legen sollte (und wie sich viele Pokermillionäre nie aufführen würden). Da sie offensichtlich keine Lust hatte, in diesem Wohltätigkeitsturnier zu spielen, schob sie mit der ersten Hand alle Chips in die Mitte, verlor und stolzierte davon.

Wenige Tage später wollte sie in den Turniersaal an ihren Platz. Allerdings hatte sie ihren Ausweis vergessen. Der Türsteher ließ Shannon Elizabeth nicht durch: kein Ausweis, kein Turnier! Weder Betteln noch Pöbeln halfen. Die Amerikanerin musste zurück in ihr Hotel, in ihr Zimmer, ihren Ausweis suchen – dann durfte sie mit Verspätung endlich ihren Platz am Tisch einnehmen.

Quelle: http://www.intellipoker.com/