2007 – das Pokerjahr im Zeitraffer – Teil 1

Das Jahr 2007 neigt sich dem Ende zu. Für die deutschen Pokerspieler war es ein erfolgreiches Jahr. Zeit, noch einmal die vergangenen zwölf Monate Revue passieren zu lassen. Die Redaktion hat noch einmal die schönsten und aufregendsten Ereignisse ins Scheinwerferlicht gerückt. Aber es gab auch skurrile Ereignisse, die zum Schmunzeln anregten, sowie traurige Nachrichten.

Neben strahlenden Siegern und goldenen Trophäen erlebten wir 2007 auch dunkle Stunden. Betrügereien online wie auch in den Casinos, unehrliche Turnierveranstalter, die gutgläubige Pokerspieler um ihr Geld prellten.

Doch die wenigen Ganoven können die positiven Seiten im Jahrbuch 2007 beflecken, aber sie können die vielen leuchtenden, strahlenden Ereignisse nicht überdecken. Deshalb sollten Sie die Highlights noch einmal genießen und wir uns alle auf 2008 freuen.

Goldener Moment: Katja Thater

Katja Thater gehört nicht unbedingt zu den stillen Menschen im Land. Durch ihre lebhafte Art vertritt sie Poker in den Medien so herzerfrischend positiv. Egal, ob in der ZDF-Talkshow bei Johannes B. Kerner, beim Talk im Dritten des NDR oder in Werbespots, die Blondine weiß mit Natürlichkeit und flotten Sprüchen viele Menschen für sich einzunehmen und für das Pokerspiel zu werben. Und die Ehrung als Europas „Spielerin des Jahres“ erhielt sie vor wenigen Wochen in Paris in Anerkennung ihrer Leistung zurecht.

Doch es gibt solche Augenblicke, da fehlen selbst den muntersten, aufgeschlossensten Menschen einfach die Worte. Das Ereignis, auf das man hingearbeitet hat, das man sich so gewünscht hat, ist eingetreten – und man ist einfach nur sprachlos. Für Katja Thater gab es am 17. Juni so einen Moment. Nach 26 Stunden hatte die Hamburgerin in Las Vegas bei der WSOP das Bracelet und den Weltmeistertitel im Razz gewonnen.

Ein Traum war in Erfüllung gegangen und Katja Thater staunte stumm. Boris Becker, den sein Gewinn der Australian Open in Melbourne 1991 zur Nummer eins der Tennis-Weltrangliste gemacht hatte, war damals einfach aus der Tennisarena in den nahegelegenen Park gerannt, um diesen Augenblick zu genießen und zu verarbeiten. Für Katja Thater führte der Weg zur Zuschauertribüne, auf der ihr Lebensgefährte Jan von Halle saß. Eine Umarmung als Ventil für die vielen Emotionen, die in diesem Moment auf die Pokerspielerin einstürzten.

„Es war ein aufregendes Jahr und ein erfolgreiches Jahr. Man darf bei der Bewertung der Leistungen nicht vergessen, dass ich zwar seit neun Jahren Poker spiele, aber erst seit 18 Monaten im Turniersport antrete. Daher bin ich natürlich mit 2007 glücklich und zufrieden“, zog die 41-Jährige kurz vor dem Jahresende Bilanz. Die kann sich sehen lassen: Eine weitere Finaltischteilnahme beim Ladies Event bei der WSOP, ein fünfter Platz bei der European Poker Tour in Warschau, jeweils im Geld in Las Vegas und Barcelona (EPT).

„Ich möchte mich bei meinen vielen Fans bedanken für den Zuspruch und die Unterstützung. Natürlich werden die Erwartungen für das Jahr 2008 steigen, aber ich stelle mich solchen Herausforderungen gern“, sagte Katja Thater, ehe sie zum Flughafen fuhr und fügte als Rat hinzu: „Jeder sollte sich Ziele stecken und sich der Aufgabe stellen. Lernen und Versuchen führen oft zum Erfolg. Das gilt nicht nur für Poker. Also viel Erfolg für 2008.“ Für die Weltmeisterin stehen aber zunächst ein paar ruhige Tage am Strand auf den Bahamas an. Ab 4. Januar beginnt für Katja Thater dann das neue Pokerjahr mit einem Abenteuer. Dann steht das PokerStars Caribbean Adventure, das zur EPT-Tour gehört, auf dem Programm.

Aufsteiger des Jahres: Markus Lehmann

Wenn man von den großen Erfolgen deutscher Pokerspieler im Jahr 2007 spricht, darf man einen Namen nicht vergessen: Markus Lehmann. Denn während Katja Thater, Michael Keiner und Thomas Bihl bei der WSOP in Las Vegas bzw. der WSOP Europe in London Pokerdeutschland mit dem Gewinn ihrer Bracelets verzückten, triumphierte der in Liechtenstein lebende erfolgreiche Geschäftsmann als erster deutscher Pokerspieler bei einem Championship-Event der World Poker Tour.
Im Casino Peralada in Barcelona gewann Lehmann, der über Backgammon zum Poker gekommen ist, am 16. Oktober die erstmals ausgetragene WPT Spanish Championship sowie stolze € 537.000 Prämie und ließ dabei unter anderem auch „The Great Dane“ Gus Hansen hinter sich, der am Ende auf Platz fünf landete. Dieser Erfolg ist ein echter Meilenstein, denn zuvor war es noch keinem Deutschen gelungen, auch nur den Finaltisch eines WPT-Turniers zu erreichen.

Onlinestar: Nikolaus Jedilcka

Totgesagte leben länger, so sagt der Volksmund. Deshalb kann sich Nikolaus „Niki“ Jedlicka auf ein langes, erfolgreiches Pokerleben freuen. Der 20-jährige Wiener, der unter dem Namen „kaibuxxe“ in der Onlineszene weltweit bekannt ist, würde den Titel „Onlinespieler des Jahres“ erhalten, wenn es ihn denn gäbe. Niki Jedlicka hat in seinem kurzen Leben als Pokerprofi eine wahre Achterbahnfahrt hinter sich. Mit 18 Jahren viel Geld gewonnen, mit 19 Jahren wieder pleite und in diesem Jahr mit 20 bereits Millionär. Inzwischen spielt er mit Phil Ivey oder Gus Hansen um höchste Einsätze.

Hinter dieser lapidaren Zusammenfassung stecken Tage und Wochen voller Freude, voller Hoffnung, voller Frust. Niki Jedlicka lernte, die Menschen richtig einzuschätzen. Aber er lernte auch, seine Bankroll richtig zu managen. Ob er nun in diesem Jahr zwei, drei, vier, fünf oder mehr Millionen Dollar gewonnen hat, darüber rätselt die Welt. Niki selbst hüllt sich in Schweigen, nur dass er etwas auf die hohe Kante gelegt hat, das erzählt er schon.

Inzwischen taucht der Österreicher vermehrt bei Liveturnieren auf. Auch am Pokertisch macht er inzwischen eine tolle Figur. Zwei Siege bei den Austrian Masters und Austrian Classics und das Erreichen des Final Table beim EPT-Turnier in Barcelona (am Ende Platz sieben) sprechen eine deutliche Sprache.

Noch ein paar Tage Ruhe, dann geht Nikolaus Jedlicka wieder an den Start. Bei den Aussie Million in Melbourne tritt er an. Ohnehin liebt der Wiener Australien und zieht sich immer wieder gern dorthin zurück.

Das Comeback des Jahres: Bill Edler

Wenn man das Pokerjahr 2007 Revue passieren lässt, dann stößt man unweigerlich auf einen Namen: William Edler. Der 43-Jährige begann erst 2005 professionell zu pokern, gehört aber spätestens seit diesem Jahr zur absoluten Weltspitze. Ein Bracelet bei der World Series of Poker sowie Platz 23 beim Main Event, ein Titelgewinn und zwei weitere Finaltische bei der World Poker Tour brachten ihm Preisgelder von knapp 2,8 Millionen Dollar ein und katapultierten Bill in der Geldrangliste 2007 auf Platz sechs.

Den Platz im IntelliPoker-Jahresrückblick verdiente sich Bill Edler aber vor allem durch ein unglaubliches Comeback. Es war der 8. September, der dritte Spieltag der WPT Gulf Coast Poker Championship im Beau Rivage Hotel & Casino in Biloxi (US-Bundesstaat Mississippi), die Blinds waren bei 4.000/8.000 mit einer Ante von 1.000 angelangt und es befanden sich noch 16 Spieler im Turnier. Bill Edler hatte gerade einen riesigen Pot gegen Tim Frazin verloren und ihm blieben zwei mickrige 1.000er Chips – das Turnier war eigentlich schon abgehakt.

Doch es folgte diese typische und gleichzeitig so seltene „A Chip and a Chair“-Geschichte. Innerhalb von wenigen Händen wuchs sein Stack auf 142.000 Chips an und am Ende des Tages hatte er es tatsächlich geschafft: Mit über einer Million erreichte er als Dritter in Chips den Sprung an den Finaltisch der letzten sechs Spieler. Die Heldengeschichte vollendete er dann am nächsten Tag, als er seinen ersten WPT-Titel gewann und $ 747.615 in Empfang nahm.

Auch das gab’s: der Hammerschlag des Jahres

Darf man der Werbung eines Kreditkarten-Unternehmens glauben, dann zahlt man mit seinem guten Namen. Andere Menschen zahlen aber auch für einen guten Namen.

Bei einer Auktion des niederländischen Domainhändlers Nicit in Amsterdam wurde die Rekordsumme für eine deutsche Web-Adresse gezahlt. Erst bei €695.000 ließ der Auktionator den Hammer fallen. Der Onlinespielanbieter Partygaming mit Sitz in Gibraltar war der Domainname Poker.de diese Riesensumme wert. Seit 2003 waren Reifen.de mit einem Kaufpreis von €170.000 und Erotikshop.de (€113.000) die „Topadressen“ gewesen.
International ist dieser Preis von Poker.de eher Kleingeld. Dass sich Sex gut verkauft, können auch die früheren Besitzer der Domainnamen porn.com und sex.com bestätigen. Die elf Millionen Euro für sex.com bedeuten Weltrekord, dagegen fallen die sieben Millionen von porn.com schon deutlich ab.

Quelle: http://www.intellipoker.com/