Interview
Casino Luzern: Der beste Croupier der Schweiz sagt, weshalb er privat nie spielt

Er ist Croupier im Casino Luzern und Deutschschweizer «Casino Dealer Champion»: Dan Erbert. Im Interview erklärt der 25-jährige Slowake, was einen guten Spielleiter ausmacht und warum die Bank nicht immer gewinnt.

Interview: Roger Rüegger
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Dan Erbert mit den typischen Arbeitsgeräten eines Croupiers – und dem Siegerpokal – im Casino. (Bild: PD/Tomas Capek)

Dan Erbert mit den typischen Arbeitsgeräten eines Croupiers – und dem Siegerpokal – im Casino. (Bild: PD/Tomas Capek)

Dan Erbert, sind Sie glücklich?

Warum meinen Sie?

Sie verdienen mit Glücksspiel Geld. Besser geht’s nicht, weil das so gut wie unmöglich ist?

Am Spieltisch im Casino Luzern sorge ich dafür, dass die Gäste gut aufgehoben sind. Ich bestimme die Atmosphäre und biete ein abwechslungsreiches Spiel. Mit der Arbeit bin ich zufrieden, ja ich bin glücklich.

Sie sind der beste Schweizer Croupier. Wie trainieren Sie?

Wenn man im Casino arbeitet, gewinnt man schnell Erfahrung. Mein Vorteil war wohl, dass ich in der Slowakei als Croupier tätig war. Dort wird anders gespielt als in der Schweiz. Alles ist schneller und hektischer. An den Spieltischen stehen viel mehr Leute. Hier zu arbeiten ist im Vergleich dazu fast entspannend.

Wie wurden Sie getestet? War es wie im Berufsalltag?

Ähnlich. Nur, dass nicht Casino-Gäste sondern Casino-Manager als Spieler an den Tischen sassen. Die haben uns gefordert. Zum Beispiel wollte einer beim Roulette auf Bockzahlen setzen. Das Wort habe ich noch nie gehört, aber das durfte der Mann nicht merken. So habe ich im Gespräch herausgefunden, dass er die Zahlen 12-21, 13-31 und 23-32 meinte. Ich ging auf den Gast ein, was von Croupiers erwartet wird.

Nach fünf Disziplinen haben Sie gesiegt. Was wurde verlangt?

Wie ich Black Jack und Roulette leite. Dann im Drop Cutting, also dem Umgang mit Jetons und auch in Mathematik wurden wir getestet. Rechnen ist eine Hauptvoraussetzung für einen Dealer. Neben mathematischen Fähigkeiten kommt es auf den perfekten Service an. Auch Konzentration, Fingerfertigkeit und Spielkenntnis sind entscheidend.

Was können Sie besser als Ihre Mitkonkurrenten?

Beim Black Jack und Roulette überzeugte ich am meisten.

Im Mafia-Klassiker «Casino» betont Robert de Niro, dass die Bank immer gewinnt und der Spieler keine Chance hat!

Das sagt er im Film. Ein Spieler muss sich eine Limite setzen und ein Ziel vor Augen haben. Sonst gewinnt er wirklich nicht. Wer sich zum Beispiel das Ziel setzt, maximal 500 Franken einzusetzen und im Idealfall 1000 Franken zu gewinnen, sollte stoppen, wenn er die Summe erreicht hat. Wer glaubt, eine Glückssträhne zu haben, verliert. Zudem sind Emotionen im Spiel, das ist ähnlich wie bei der Börse. Man muss einen klaren Kopf haben.

Das gilt vermutlich nicht für Sie. Als bester Dealer könnten Sie jedes Casino abzocken!

Ich kenne zwar jedes Spiel und alle Regeln. Aber das bringt keine Vorteile, weil ich Spiele nicht beeinflussen kann. Niemand kann das mit regulären Mitteln.

Wieso gewinnt dann immer die Bank?

Die Bank gewinnt nicht immer, aber öfter. Jedes Casino-Spiel hat einen gewissen mathematischen Vorteil, den sogenannten Hausvorteil. Dieser ist bei manchen Spielen höher, bei anderen Spielen, wie zum Beispiel Poker oder Black Jack, niedriger.

Wie interessant ist es für Sie als Croupier, zu spielen?

Das Spiel ist nicht das Interessanteste. Ich liebe den Beruf und unterhalte gerne die Gäste.

Beim Roulette wird um viel Geld gespielt. Werden Sie als Dealer am Umsatz beteiligt?

Croupiers haben keine Provision, aber Trinkgelder. Die kommen alle in einen Topf und werden unter den Angestellten verteilt.

Gibt es eine Faustregel, wie viel Trinkgeld man dem Croupier gibt?

Das ist verschieden. Die alte Generation Spieler gibt bei einem Gewinn in der Regel den Einsatz.

Das heisst, wer nicht gewinnt, gibt auch kein Trinkgeld?

Wie gesagt, die Spieler sind sehr verschieden. Aber es sollte nichts damit zu tun haben, ob man gewinnt oder nicht. Der Croupier macht seinen Job und hat keinen Einfluss auf Gewinn oder Verlust.

Machen Sie sich ein Gewissen, wenn jemand Geld verliert?

Wer spielt, muss damit rechnen zu verlieren und dies akzeptieren. Jeder entscheidet für sich, was er tut. Ich sorge für Fairplay, daher ist es nicht meine Schuld. Man kann ja auch gewinnen.

Ist es auch egal, wenn jemand an ihrem Tisch gewinnt?

Nein, dann freue ich mich. Wenn meine Gäste glücklich sind, bin ich es auch. Ich bin vom Casino angestellt, aber es ist nicht meine Aufgabe, die Gäste abzuzocken. Wie gesagt, wir sind nicht in einem Gangsterfilm.

Haben Sie Stammgäste?

Es gibt einige Leute, die öfter kommen. Es sind aber nicht Gamblers, die viel Geld verspielen. Einige kommen, um das Ambiente zu geniessen und sich mit anderen Leuten zu unterhalten.

Das Casino Luzern hat das Spiel Jassino speziell für Schweizer erfunden. Was ist das für ein Spiel?

Ein Kartenspiel, eine Mischung zwischen Poker und Jassen.

Können Sie Jassen?

Ich habe es nie versucht.

Spielen Sie privat in Casinos?

Nein, das Bedürfnis hatte ich nie.

Wie viele Kartentricks beherrschen Sie?

Es ist Croupiers verboten, Tricks zu zeigen. Bei jedem Spiel müssen wir die Hände offen zeigen, damit sie alle am Tisch sehen. Es ist auch nicht erlaubt, Jetons oder Karten von Hand zu Hand zu reichen. Alles wird auf den Tisch gelegt. Fairplay und Kontrolle stehen über allem.

Hat schon jemand versucht, Sie als Dealer zu betrügen?

Oh ja, da habe ich international schon einige Dinge erlebt. Nicht aber in der Schweiz. Hier sind Spielkultur und Moral sehr hoch.

Wie betrügt man den Dealer?

Es gibt einige perfide Tricks. Ich kann Ihnen einen zeigen, wenn Sie den Stift weglegen und nicht mitschreiben.