Den Main Event selbst konnte ich dann nach 5 Stunden Spielzeit abhaken, ohne jemals ernsthaft ins Geschehen eingreifen zu können. Mit :9x :9x ging ich schließlich als short Stack all-in und laufe bei Rolf Slotboom in :Qx :Qx, der die Hand souverän gewinnt.
Aber es stand ja noch das 100.000 € Finale der Megastep Challenge in meinem Kalender. Der Tisch war wirklich hochkarätig besetzt. Mit Markus Golser und Sigi Stockinger, Niki Jedlika und Soren Kongsgaard (Führender der europäischen Rangliste) waren auch die unterschiedlichsten Spielstile vertreten. Gleich in der zweiten Hand war ich all-in. Der Spielverlauf hatte einigen Diskussionsstoff geliefert, also möchte ich Euch an dieser Stelle meine Version der Geschichte schildern. Sappo Löppönen, ein junger Finne, mit dem ich schon einige gemeinsame Turnierstunden verbrachte, raist in früher Position den viereinhalbfachen Big Blind auf 450. Ich kenne seinen Stil relativ gut, der bei den loose-aggressive Skandinaviern sehr beliebt ist. Das Schlagwort „inverses Positionsspiel“ beschreibt die Taktik am Besten. Dabei openraist der Spieler in früher Position eine recht breite Palette mittelprächtiger Hände. Je mehr er in Position kommt, desto höher werden die qualitativen Anforderungen an seine Hände. Das frühe Raise zieht grundsätzlich immer eine Continuation Bet am Flop nach sich, wenn es ein preflop Call gibt. Dieses Wissen wollte ich mir zunutzen machen. Nach Sappos Raise folden alle zu mir und ich finde im Big Blind :Kx :Kx. Heads Up entscheide ich mich für ein Slow Play, da ich auch noch seine Contibet einsammeln wollte, also calle ich nur. Der Flop bringt :Qx :Tx :6x und ich check-raise seine 500 Contibet auf 1.250. Nach einiger Überlegung reraist er auf 3.000. Bei dem Turnier handelte es sich um ein echtes Sit’n Go Format mit straffer Blindstruktur und ich geben offen zu, dass ich gewaltige Probleme damit habe, Pocket Könige aufzugeben, wenn kein As im Flop liegt. Ich gebe ihm bestenfalls :Ax :Qx, vielleicht auch :Kx :Qx. Ein Call kommt für mich nicht in Frage, also gehe ich all-in. Er callt sofort und ich schaue schon etwas dumm aus Wäsche, als er :Qx :Qx für das Topset umdreht. Aber diesmal packe ich die größte Luckbox aus, die ich in ganz Europa finden konnte. Auf dem River kommt mein Zweiouter in Form eines Königs. Ich kann mein Glück selbst kaum fassen. Sappo trägt den Bad Beat sehr stilvoll mit Fassung und verabschiedet sich in Sekundenschnelle vom Tisch. Knapp vier Stunden später sind wir zu Viert. Der arme Sigi Stockinger war wieder mal der Bubble Boy, als er mit 4.850 bei Blinds von 600/1200 all-in geht. Ich habe mittlerweile gut 18.000 an Chips und calle aus dem Big Blind mit :4x :4x. Sigi dreht :Ax :4x um. Mein Paar hält und gemeinsam mit Soren bin ich nun Chipleader. Niki verhält sich als short Stack für seine Verhältnisse ungewöhnlich ruhig, lediglich Kurt Haindl geht hin und wieder direkt mit seinen 12.000 preflop all-in. Irgendwann finde ich bei einer seiner all-in Aktionen Pocket Jacks und schiebe mein Stack ebenfalls in die Mitte. Er dreht :Ax :6x um und gewinnt den Pot mit einem As auf dem River. Nach dieser Aktion war ich selbst short und schiebe eine Runde später mit :Kd :6c im Small Blind all-in gegen Soren, der mich im Big Blind mit :Ts :6s callt. Er macht am River einen Flush und ich scheide als Vierter aus. Trotzdem bin ich ziemlich zufrieden. Ich hätte zwar unwahrscheinlich gerne ein Heads Up zwischen Soren und mir gesehen, aber unter normalen Umständen wäre ich schon in der zweiten Hand des Turniers Geschichte gewesen. Andererseits: Ist es wirklich so ungewöhnlich, wenn Pocket Könige als Starthand gegen Pocket Damen gewinnen? Hätte ich die Hand nicht slow gespielt, wäre es vermutlich im Endergebnis auf das Gleiche hinaus gelaufen, nur dass wir eben schon preflop all-in gegangen wären.
Insgesamt war die Turnierwoche im PokerRoyale ein echter Hit, auch wenn ich zugeben muss, dass man nach einer überdurchschnittlich guten Performance alles ein wenig durch die rosarote Brille sieht. Auf jeden Fall freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Event in Wiener Neustadt.
Euer Michael von free-888.com